Jules Verne Trophy: Joyon will es noch einmal wissen – neues Duell mit Spindrift

Alter Haudegen

Der Franzose Francis Joyon fordert Yann Guichard noch einmal zum großen Zweikampf um die Welt. Er tritt gegen mächtige Gegner an: Spindrift, die Zeit und das Meer.

IDEC, Trimaran, Jules Verne Trophy

Francis Joyon will mit IDEC wieder um die Welt. © IDEC

Francis Joyon, der im Mai seinen 60. Geburtstag feiert, hat angekündigt, noch einmal die Jagd nach dem Jules-Verne-Weltrekord aufzunehmen. Mit seinem 103 Fuß langen Trimaran „IDEC“,  den sich Franck Cammas vor zehn Jahren bauen ließ, will der alte Haudegen die Zeit auf unter 45 Tagen drücken.

Anfang Januar war er nach 47 Tagen von dem spannenden Rennen gegen die Uhr zurückgekehrt, bei dem er von Boris Herrmann unterstützt wurde. Die Rekordjagd war besonders mitreißend, weil sich parallel der größere Trimaran „Spindrift“ mit dem selben Auftrag auf die Reise um die Welt gemacht hatte.

Francis Joyon

Francis Joyon (59) plant die fünfte Rekordfahrt um die Welt. © IDEC

Auch Spindrift-Skipper Yann Guichard hat angekündigt, im Winter den langen Schlag erneut zu versuchen. Dabei war es sein größter Coup, nahezu gleichzeitig mit Joyon zu starten, um somit den größeren und etwas schnelleren Trimaran im gleichen Wetterfenster zu platzieren. So konnte er „IDEC“ in Schach halten.

Pokerspiel um die Startzeit

Aber der kleinere Mehrrümpfer mit der nur sechsköpfigen Crew schlug sich erstaunlich gut im Vergleich mit „Spindrift“. Zwar wurde das rote Boot mit Boris Herrmann schnell abgehängt und rutschte dann in ein anderes Wettersystem, mit dem es auf der Teilstrecke im Pazifik eine Rekordzeit aufstellte, aber auf der Gesamtstrecke war „IDEC“ im direkten Vergleich langsamer.

So wird es diesmal für Joyon darauf ankommen, beim Start eine Zeitdifferenz zu „Spindrift“ herzustellen. Das dürfte ein spannendes Poker-Spiel werden. Das IDEC-Team muss muss es hinbekommen, früher auf die Rennstrecke zu gehen, damit eine potenzielle Rekordzeit überhaupt etwas Bestand hat, bevor „Spindrift“ sie unterbietet. Ende Oktober soll die Wartezeit auf ein passendes Wetterfenster beginnen.

Hetzt derzeit mit über 60 Seemeilen Abstand hinter Loick Peyron her: Yann Guichard auf Spindrift 2 © spindrift

Yann Guichard mit „Spindrift 2“ wird wieder der Gegner sein. © spindrift

Großartige Veränderungen am alten Boot will der Franzose nicht vornehmen. Der gekürzte Mast bleibt stehen. Damit sei das Gewicht um mehr als zwei Tonnen geringer , sagt Joyon. Es werde beim Rigging gespart aber auch durch die kleinere Crew, die zur Bedienung nötig ist. Sie muss weniger Ausrüstung und Lebensmittel mitgeschleppt werden. „Die Analyse des vergangenen Rekordversuchs hat gezeigt, dass die Wahl der Konfiguration richtig gewesen zu sein scheint.“

Defizit bei leichtem Wind

Dennoch gebe es Optimierungspotenzial zum Beispiel bei den Segeln. Groß und Vorsegel sollen vergrößert werden, insbesondere der große Gennaker. „So hoffen wir besonders, unser Defizit bei wenig Wind verringern.“

Aber bei der jüngsten Rekordfahrt sei auch die besondere Stärke nicht so sehr zum Tragen gekommen, wie erhofft. „Im Pazifik fehlten die üblichen starken Winde, bei denen sich unser kleines Rigg noch besser bezahlt gemacht hätte. Sonst wäre der Vorsprung am Kap Hoorn sehr groß gewesen.“

Aber Joyon gibt zu, dass die 45 Tage und 13 Stunden von Loïck Peyron mit der damaligen „Banque Populaire“ (jetzt „Spindrift“) eine strenge Vorgabe ist. „Es ist ein harter Rekord. Aber genau das macht ihn so interessant.“

„Unfinished Business“

Für Joyon wird es die fünfte Rekordfahrt um die Welt sein, aber die Faszination lässt ihn nicht los. „Es ist immer noch ein großes Abenteuer und das Ziel ist schwer zu erreichen. Das sind zwei gute Gründe, um wieder dorthinaus zu fahren. Außerdem ist es unfinished business…“

Die Zeit bis Oktober will die lebende Hochsee-Legende mit Vorbereitungen und PR Touren für den treuen Sponsor IDEC bestreiten. Wenn es ein gutes Wetterfenster gebe, sei auch ein Angriff auf den 24 Stunden Rekord möglich. Im August kommt das Schiff für die letzten technischen Anpassungen noch einmal in die Werft, um die Vorbereitungen noch besser als beim letzten Mal gestalten zu können. „Diesmal werden wir ohne so großen Zeitdruck und gewissenhafter arbeiten können.“

Zur Crew machte Joyon noch keine genauen Angaben. Ob Boris Herrmann wieder dabei sein kann, ist nicht klar. Aber die Chancen stehen sicher nicht schlecht.

Webite IDEC SPORT RACING

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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