Kieler Woche: Starkes Feld bei der ORC Meisterschaft vor der WM in Kopenhagen

Generalprobe

Nur vier Wochen vor der Weltmeisterschaft der ORC-Yachten in Kopenhagen wird der nationale Titelkampf der Seesegler im Rahmen der Kieler Woche zum letzten Leistungstest für die große deutsche Flotte, die in der dänischen Hauptstadt dabei sein will, wenn die Weltbesten gekürt werden. Rund 130 Boote sind für die WM gemeldet, und die Deutschen stellen mit insgesamt 46 Crews in den drei Klassen das größte Feld in Kopenhagen.

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Der sechsmalige Deutsche Meister „patent³“ (Klinghardt/Hamburg) geht mit Steuermann Henning Tebbe in die Saison. © segel-bilder.de

Das hat auch Auswirkungen auf die Internationale Deutsche Meisterschaft der Seesegler im Rahmen der Kieler Woche ausgetragen wird. Insgesamt kämpfen 50 Yachten sechs Nationen in den drei Klassen um die Internationale Deutsche Meisterschaft. Doch bevor die Trophäen in Empfang genommen werden können, hat die Wettfahrtleitung ein strammes Segelprogramm an den fünf Wettfahrttagen ausgeschrieben.

Gleich mit dem Start in die Kieler Woche am 18. Juni um 9.30 Uhr müssen sich die Crews auf einen echten Härtetest einstellen. Denn anders als die Breitensportler gehen sie nicht auf die Mittelstrecke nach Eckernförde, sondern in ein Langstreckenrennen, das die Teilnehmer bis in die Nacht führen soll. Den Rest des Sonntags gilt es dann für die Regeneration zu nutzen, denn in den bis zu neun Up-and-Down-Wettfahrten von Montag, 20. Juni, bis Mittwoch, 22. Juni, werden beste Seemannschaft und reibungslose Manöver im schnellen Rhythmus gefordert.

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Die Rückkehrer des Jahres: “Die Silva Neo“ (Gehrlein/Flensburg) ist zur IDM in Kiel und der WM vor Kopenhagen in die Ostsee zurückgekehrt. © okpress

Der Favoritenkreis in den drei Klassen, die in diesem Jahr nach neuer längenbasierter Formel (CDL) eingeteilt werden, ist breit gefächert. Denn in den vergangenen Jahren hat sich eine gute Basis an Seeseglern gebildet, die sich enge Rennen liefern. So wurde der Titel im vergangenen Jahr in der Klasse ORC III+IV erst in einer Millimeter-Entscheidung in der letzten Wettfahrt vergeben. Jürgen Klinghardt durfte sich schließlich mit seiner Crew der „patent³“, einer X-332 Sport, über seinen insgesamt sechsten nationalen Titel freuen.

Nach einem schwierigen Jahr in 2014 hat die „patent³“ mit einer Umstellung der Crew und der Übergabe des Ruders an Henning Tebbe im vergangenen Jahr wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Knut Freudenberg mit der „Halbtrocken“ (First 36.7) wird indes nichts unversucht lassen, nach der knappen IDM-Niederlage in 2015 nun eine erfolgreiche Revanche zu erzwingen. Beide Boote starten in der Klasse der kleinen Boote in ORC C.

Die Drittplatzierten der vergangenen IDM in ORC III+IV sind dagegen nun in der ORC B vertreten. Torsten Bastiansen bringt mit der „Sydbank“ nun eine X41 an den Start und rückt damit in die Klasse der mittelgroßen Schiffe auf. Auf seinen Partner Sven Christensen wird er zur Deutschen Meisterschaft allerdings verzichten müssen, ist Christensen als Geschäftsführer des Kieler-Woche-Vermarkters POS doch mitten in das Organisationsgeschehen eingebunden.

Als einer der Favoriten gilt in dieser Klasse Peter Beck Mikkelsen aus Flensburg, der im vergangenen Jahr auf seinem Heimatrevier die Meisterschaft mit seiner „BM-Yachting/Arxes-Tolina“, einer First 40, gewonnen hat. Doch auch hier wird die Konkurrenz einen harten Kampf liefern. Thomas Jungblut bringt nach dem Ende des Projektes mit der „El Pocko“ nun die Hamburger „Dockenhuden“ (X41) an den Start. Anwärter auf einen Top-Platz ist Karl Dehler mit seiner Dehler 38 C „Sporthotel“. Der Deutsche Meister von 2013 will sich in Form für die WM bringen. Umbesetzungen hat es zu dieser Saison auf anderen Schiffen geben. Max Gurgel, der 2014 mit der „Solconia“ (Salona 37) den DM-Titel vor Kiel gewann, hat nun auf der „X-Day“ (XP44) als Steuermann angeheuert. Dafür steuert Ex-„X-Day“-Chef Niels Gauter jetzt die „One Group“, eine Figaro 2.

Wieder zurück in nördlichen Gefilden ist die „Silva Neo“ (GP42) um Steuermann Dennis Gehrlein. Nach einem Jahr im Mittelmeer lockt die Crew nun wieder die WM in Kopenhagen in die Ostsee. Und damit wird es in der Klasse ORC A hochinteressante Duelle mit der ebenfalls schnell gleitenden „Sportsfreund“ (Soto 40) von Axel Seehafer geben. Seehafer lässt in diesem Jahr nichts unversucht, ein deutliches Zeichen in der deutschen Seesegelszene zu hinterlassen. Mit Jesper Radich hat er den Sieger der World Match Racing Tour von 2003 an Bord. Der Däne könnte damit zum wichtigen Joker im Kampf um die WM-, aber auch die IDM-Krone werden.

Gleich 60 Yachten machen sich zum Auftakt parallel beim Welcome Race auf den Weg nach Eckernförde. Unter den Startern ist auch DSV-Präsident Andi Lochbrunner. Der Lindauer startet mit seiner „Resolute“, die ohnehin in Kiel liegt. Auch Wolfgang Schäfer hat seine „Struntje V“ (One Off) gemeldet. Der Vorsitzende des Deutschen Seesegel-Ausschusses, der Ende der Kieler Woche seinen 70. Geburtstag feiert, segelt bereits seit 40 Jahren Seeregatten, und feiert seit Jahren mit seiner „Struntje light“ Erfolge in der Farr 40 Klasse, zuletzt den 3. Platz bei der WM in Australien.

Zur Kieler Woche wird die alte Liebe, die „Struntje V“, reaktiviert.

Neben den 60 Monohulls starten erstmals auch elf Trimarane beim Welcome Race. Dabei kommt es zu einem Aufeinandertreffen der Dragonflys und Corsair.

Der Startschuss fällt in Kiel Düsternbrook um 9.30 Uhr und wird wieder zahlreiche Kieler und Segelfans an die Kiellinie locken, um dieses Segelspektakel, das von Fachleuten moderiert wird, live mitzuerleben. Gegen 14 Uhr werden die ersten Schiffe in Eckernförde erwartet, wo am Abend (19 Uhr) die Siegerehrung angesetzt ist. Am Sonntag geht es ab 11 Uhr retour nach Kiel.

Kieler Woche Programm (18. bis 26. Juni)

Teil 1 (18. bis 21. Juni):
29er, 505er, Albin Express, Contender, Europe, Flying Dutchman, Folkeboot, F18, Hobie 16, J24, Laser 4.7, Laser Radial (open), Musto Skiff, OK Dinghi.

Teil 2 (22. bis 26. Juni):
2.4mR (IDM), 470er (F), 470er (M/beide mit JWM), 49er, 49er FX, Finn, Laser Radial (F), Laser Std (M), Nacra 17 (IDM), Sonar (IDM).
Teil 2 (23. bis 26. Juni):
J/70 (EM), J/80, Melges 24, 420er.

Teil 3 – Offshore (18. bis 25. Juni):
Welcome Race, 1. Wettfahrt (Sa., 18. Juni) Kiel-Eckernförde, 2. Wettfahrt (So., 19. Juni) Eckernförde – Kiel: ORC Club I-IV, Mulithulls 3 Klassen (>39 Fuß, 30 bis 39 Fuß, < 30 Fuß), Albin Ballad.
Senatspreis (Do., 23. Juni): ORC Club I bis IV
Silbernes Band (24. bis 25. Juni): ORC Club I bis IV

Seesegel- IDM:
Langstrecke (Sa., 18. Juni, bis So., 19. Juni): ORCi I bis IV.
Kiel-Cup Alpha (Mo., 20. Juni, bis Mi., 22. Juni): Kurzwettfahrten: ORCi I bis IV.

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