[youtube https://www.youtube.com/watch?v=fpwbOcRsnmk?rel=0&controls=0&showinfo=0]
Theresa (21) und Nico (23) sind typische Vertreter der Spezies „Hauptsache Segeln“. Und wenn sich bei Ihrer Lieblingsbeschäftigung Schwierigkeiten einstellen… na und?
Eigentlich war ja alles ganz anders geplant. Das ganz, ganz große Abenteuer stand an: Auf dem Flaggschiff des Akademischen Seglervereins, der „Peter von Danzig“ sollte nichts Geringeres als der große Rundum-Törn „World Odyssey Race“ in Angriff genommen werden. Der 23-jährige Nicolas Fleischmann schreibt dazu auf seinem Blog:
„Start sollte im Jahr 2016 sein, die Route führte nach dem Vorbild des Whitbread-Race, dem Vorgänger des Volvo-Ocean-Race, einmal um den Globus. So wurden Planungstreffen organisiert, Mitstreiter gesucht und der deutsche Vertreter und bekannte Segler Klaus Hympendahl nach Kiel eingeladen. Ein sympathischer Mann, der die Ruhe eines Seglers ausstrahlte, der schon viel gesehen hatte. Da wir kein Geld hatten ihm ein Hotel zu bezahlen, schlief er spontan sogar bei uns in der WG.“ (leider ist er inzwischen verstorben Anm. d.Red)
Ganz großes Abenteuer – cancelled
Die Vorbereitungen zu dem großen Abenteuer waren also schon voran geschritten, aus der Planungs- wurde eine Realisierungsphase. Dann erreichte die Segler „an einem Abend im Bootshaus an der Förde“ die Nachricht, dass die Regatta annulliert worden war. Nico weiter: „Fassungslos und wütend, da die Verantwortlichen nicht mal einen triftigen Grund für die Absage nannten, standen wir nun da.“
Es dauerte einige Wochen, bis sich der Frust über die verschwendete Zeit mit dem Odyssey-Projekt wieder gelegt hatte. Doch aus den Wellentälern geht es ja bekanntlich immer nach oben. „Ein eigenes Boot musste her,“ stellte Nico klar. „Unabhängigkeit von den Plänen anderer!“
Schön, wohnlich und (bei viel Wind) schnell
Da der Markt gebrauchter Yachten derzeit ziemlich voll sei, berichtet Nico weiter, habe er zu einem relativ günstigen Preis ein altes, aber hochseetaugliches Schiff erwerben können: Eine IW 31 aus der Feder der berühmten Yachtdesigner Sparkman und Stephens. Nico schwärmt von seinem Schiff:
„Die IW31 ist ein außergewöhnlich schönes und wohnliches Familienboot. Das versprach damals die Werbung – und es stimmt, sie ist schön, gemütlich und außerdem ein schnelles Schwerwetterschiff (bei schwerem Wetter wird sie schnell). Die IW31 wurde gebaut von 1968 – 1985 und gehört damit noch zu den ersten GFK-Yachten. Der Rumpf besteht aus 18mm starkem GFK, in den der Eisenkiel sehr stabil eingearbeitet ist. Alle Kunststoffarbeiten sind im Handauflegeverfahren ausgeführt, was beste Qualität sicherstellt.“
Szenenwechsel. Derzeit warten Nico und seine Freundin Theresa auf ihrer IW31 „Shosholoza“ (ein Bootsname, der vor allem durch das südafrikanische America’s Cup-Projekt berühmt geworden ist) in einem Hafen der Faröer Inseln auf ein geeignetes Wetterfenster für ihren großen „Sprung“ rüber nach Island. Faröer-Inseln? Island? Hätten die beiden Jungspunde sich nicht für ihren ersten großen Törn auf der Shosholoza etwas Gemütlicheres und vielleicht weniger Anspruchsvolles aussuchen können?
Nico: „ Da wir nicht nur segeln, sondern auch reisen, surfen, klettern, kiten und paragliden wollten, musste eine abwechslungsreiche Landschaft her.
So kristallisierte sich folgende Route heraus: Kiel-Edinburgh-Shetlands-Faröer-Island-Irland-Brest.“
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=A5_YeCsxVAM?rel=0&controls=0&showinfo=0]
Pullen bis 1,5 kn
Nicht mehr und nicht weniger. Kürzlich schrieben sie an SegelReporter: „Wir liegen momentan in Torshavn auf den Faröer, am Donnerstag öffnet sich uns dann ein günstiges Wetterfenster mit südlichen Winden, damit wollen wir die Etappe nach Island in Angriff nehmen.
Was vielleicht besonders ist, uns aber sehr viel Spaß macht: Wir haben seit Schweden keinen Motor mehr, da der alte Volvo Penta abgeraucht ist – also machen wir alles unter Segeln. Bei Totalflaute können wir das Boot auch mit zwei langen Riemen auf 1,5kn pullen, allerdings lässt sich damit nicht vernünftig Strecke machen!“
Unbekümmertheit ist immer noch das beste Mittel, um die tollsten Abenteuer zu erleben. Wie der Törn rüber zur mythenschwangeren Vulkaninsel verlaufen ist, berichten Theresa und Nico in Kürze hier auf SegelReporter.
Und natürlich auf ihrer Website bzw. in den sozialen Medien
Nicolas Fleischmann ist 23 Jahre alt und kommt ursprünglich aus dem fernen Süden, aus Nürnberg. Zum Segeln ist er dann irgendwann nach Kiel gezogen – die Sehnsucht nach dem Meer war einfach zu groß. Er studiert am GEOMAR Ozeanographie und Meteorologie und geht gerne mal Kiten oder Bouldern, wenn neben dem Segeln noch Zeit ist.
Theresa ist 21 Jahre alt und vor einiger Zeit wegen ihres Medizinstudiums an die Küste gezogen und vom Meer zum Segeln ist es eben auch nicht mehr weit. Für sie ist die Reise nach Island die erste große Tour mit einem Segelboot, es gibt also viel zu lernen und zu erleben an Land und auf See. In Kiel spielt sie im Orchester Klarinette, macht auch sonst viel Musik, schwimmt und bouldert gerne.
Schreibe einen Kommentar