Die J/70-Klasse hat in dieser Woche zwei Höhepunkte erlebt. In San Francisco fand die dritte Weltmeisterschaft statt und in Berlin startete die German Open.
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Die Entscheidung fiel im letzten und zwölften Rennen. Gordon Nickel hatte mit seinem Team Morten Nickel, Nils-Mathes Fiege und Sebastian Röske bei der zweiten German Open der J/70 auf dem Wannsee mehrfach in Führung gelegen. Und der favorisierte Skipper, der in dieser Saison die zweite Segel-Bundesliga für die Segelkameradschaft das Wappen von Bremen dominiert hatte, schien immer wieder kurz davor, den Sack früher zuzumachen. Aber schließlich wurde es noch einmal ganz knapp.
Denn Jens Ahlgrimm mit seinem Grün Sailing Team, das sich aus dem harten Kern der lange zusammen geschweißten Platu Crew zusammensetzt, ließ nicht locker. Nach einem 28. und 29. Rang inmitten der Serie schien dem Stuttgarter, der an diesem Wochenende die Liga-Qualifikation für seinen Stuttgarter Segel-Club schaffen will, kurz die Luft auszugehen.
Aber mit den erfahrenen Erstliga-Seglern Stephan Mölle (Berliner Yacht-Club) und Erik Powilleit (Yacht Club Berlin-Grünau) an Bord startete er ein Comeback, das fast noch zum Titelgewinn gereicht hätte. Am Ende fehlten im Feld der 36 Boote nur zwei Punkte, weil die Bremer es schafften, ihn im finalen Duell unter einem kräftigen Regenbogen als fünfte in Schach zu halten.
Beide Teams lagen schließlich mehr als 20 Punkte vor Rang drei. Aber so scheinbar einseitig, wie es der Vorsprung Glauben macht, verliefen die vier Tage beim Potsdamer Yacht-Club und Berliner Yacht-Club längst nicht. So lag zu Beginn zum Beispiel die Crew um Martin Metzing vom Gastgeber-Club (PYC), die 2016 noch die Erstliga-Qualifikation in der Relegation schaffen kann, auf Titelkurs.
Fast-Olympionike holt Bronze
Aber am Ende rutschten die Berliner trotz dreier Tagessiege noch hinter die Liga-Konkurrenz vom eigenen See, der Segler-Vereinigung o3 um Steuermann Erik Witzmann auf Rang vier zurück.
Davor hievte sich noch Jan-Hauke Erichsen im letzten Lauf auf den Bronze-Platz. Der Nacra 17-Segler vom Flensburger Segel-Club, der so knapp die Olympia-Fahrkarte verpasst hatte, kam mit seinem jungen Team im Verlauf der Woche immer besser mit dem Kielboot zurecht und schaffte es schließlich noch aufs Treppchen.
Zeitweise hatte es so ausgesehen, dass die SKWB aus Bremen einen Doppelsieg in Berlin landen könnte. Denn nach acht Rennen hatte Björn Beilken mit Taktiker Thomas Dehler einen Punkt vor den Nickel-Brüdern die Führung übernommen. Aber in den letzten vier Rennen rutschte das Team noch auf Rang sechs zurück.
Ergebnisse J/70 German Open 2016
Parallel wurde in San Francisco die dritte J/70 Weltmeisterschaft abgehalten. Und dabei gelang es dem Amerikaner John Kostecki, ehemaliger Oracle Taktiker, seinen zweiten Sportboot-WM-Titel in wenigen Wochen einzufahren.
Erst verhalf er Steuermann Michael Illbruck zum Melges20-Sieg, nun führte der Profi seinen Chef Joel Ronning, der mit einer Beinprothese segelt, zum einem deutlichen Sieg gegen den mexikanischen Titelverteidiger Julian Fernandez Neckelmann mit Match Race Weltmeister Bill Hardesty als Taktiker an Bord.
Die Sieger profitierten allerdings von einer kurzen Schwächephase der Italienerin Claudia Rossi, die bei der Europameisterschaft in Kiel für Furore gesorgt hatte. Rossi lag mit ihrem Team, das sie für den Starkwind in San Francisco mit ihrer jungen Schwester auf fünf aufgestockt hatte, solide auf Titelkurs. Aber dann kostete sie ein 52. Platz mit einem folgenden Frühstart, der einen Rennsieg kostete, die Goldmedaille.
Ihr Landsmann Carlo Alberini segelte hinter dem US-Veteranen Jud Smith auf Platz vier, und ließ sich dabei von keinem Geringeren als Paul Cayard beraten. Der Volvo-Ocean-Race-Sieger bescheinigte der Klasse eine große Zukunft, kritisierte aber die Vermessungsmodalitäten, die offenbar noch einige halblegale Schlupflöcher bieten.
Er hält das aber für normal bei einer geradezu explodierenden Klasse, von der in drei Jahren mehr als 1200 Boote gebaut worden sind und glaubt, dass die Strukturen nun klarer festgelegt werden sollten. Die nächste Weltmeisterschaft findet in Porto Cervo statt, und da werden sicher mehr als 100 Boote erwartet. Auch deutsche Teams haben diesen Höhepunkt schon ins Auge gefasst.
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