Sydney Hobart: 100-Fuß-DSS-Foiler fertig – möglicher Herausforderer für „Wild Oats XI“

Auf- und Abrüstung der Maxi-Monos

Sydney-Hobart-Sieger „Wild Oats XI“ baut seine Querflügel ab, Ludde Invall dagegen setzt voll darauf. Beim radikalen Refit will er seinen alten 90 Fußer mit Foiler-Technik aufmotzen.

Der Rumpf hat die Werfthalle verlassen. © Team CQS

Der Rumpf hat die Werfthalle verlassen. © Team CQS

2004 gewann der Finne Ludde Ingvall mit der neuen „Nicorette“ das Sydney-Hobart-Race. Der Whitbread-Round-the-World-Skipper puschte seinen 90 Fußer dann auch noch zum Monohull-Atlantik-Rekord und Fastnet-Race-Sieg.

Er erregte Aufsehen, als er das Schiff mit dem zwischenzeitlichen Namen „Yoozoo“ mit stehendem Rigg unter einer neun-Meter-Brücke durchquetschte, und einen Angriff auf den America’s Cup ankündigte. Nun will er wieder bei den Großen mitspielen.

Die Seiten-Ansicht von "CQS". Der Flügel auf Deckshöhe setzt den Wanten-Ansatzpunkt nach außen.

Die Seiten-Ansicht von „CQS“. Der Flügel auf Deckshöhe setzt den Wanten-Ansatzpunkt nach außen.

Dafür hat er seinen 12 Jahre alten 90-Fußer ein Jahr lang radikal pimpen lassen und glaubt, nun gegen die modernen 100 Fußer antreten zu können. Das Schiff hat seine Halle im neuseeländischen Tauranga verlassen und soll nun als „CQS“ die Konkurrenz das Fürchten lehren.

Wanten-Ansatz nach außen

Die äußerlichen Merkmale sind ein negativ geneigter Steven am 10 Fuß verlängerten Rumpf, ein vier Meter langer Bugspriet und auffällige Seitenflügel auf Deckshöhe. Sie dienen dazu, die Wanten-Ansatzpunkte des schmalen Schiffes weiter nach außen zu verlagern.

Das DSS Foil wird seitlich hinter dem Kiel ausgefahren.

Das DSS Foil wird seitlich hinter dem Kiel ausgefahren.

Besonders spannend ist aber die Adaption des DSS-Systems, was auf einem Schiff solcher Größe noch nicht versucht wurde. Knapp hinter dem Neigekiel wird in Lee ein horizontales Seitenschwert aus dem Rumpf geschoben, das dem Boot genauso Auftrieb verleiht, wie den aktuellen IMOCA 60 bei der Vendée Globe.

Im Unterschied zu den gebogenen Fügeln muss das Foil von Ingvall aber keine Vertikale Komponente besitzen, die bei den IMOCAs bei geneigtem Kiel gegen die Abdrift wirkt, weil ein zusätzliches Schwert verboten ist. Das DSS-System von „CQS“ weist ein Schwert kurz hinter dem Kiel auf.

Ende November soll die Yacht schon bei einem ersten Test-Rennen eingesetzt werden. Ob sie wirklich schon beim Sydney-Hobart-Rennen eingesetzt wird, muss sich erst noch zeigen. Bisher hält sich der Eigner bei diesem logischen Thema noch bedeckt. Denn die Vorbereitungszeit ist extrem kurz.

Wild Oats rüstet ab

Aber die Meldung der „CQS“ würde der Regatta die im Moment noch fehlende Würze geben für die Spannung um den Kampf an der Spitze. Denn es sieht nicht so aus, dass es erneut zum Duell zwischen Vorjahressieger „Comanche“ und „Wild Oats XI“ kommen, der 20015 nach dem Ausfall von WOXI schon wenige Meilen nach dem Start beendet war.

Das Seiten-Foil von "WOXI" wird wieder abgebaut.

Das Seiten-Foil von „WOXI“ wird wieder abgebaut.

So scheinen die Australier schon wieder abzurüsten, um möglicherweise die Wahrscheinlichkeit eines Ankommens zu erhöhen. Während „CQS“ also die DSS-Flügel anbaut, werden auf WOXI die Seitenflügel abmontiert.

Die neue vor einem Jahr ausgetauschte elf Meter lange Bugsektion habe sich so sehr bewährt, dass man den Auftrieb der Foils nicht mehr benötige. Allerdings interpretiert die Austrailer das DSS-System auch nicht so radikal wie bei „CQS“. Die Schwerter stecken weiter vorne und sind kürzer und schmaler. Sie waren damals angebracht worden, um ein Unterschneiden des Buges unter Gennaker zu vermeiden, weil die Designer befürchteten, dass der schmale Rumpf im Vorschiff zu wenig Auftrieb generiere.

Wild Oats, Umbau, Maxi Racer

Konfiguration von „Wild Oats“ mit nicht limitierten Anhängen. © wild oats

Aber nun seien auch ohne Foils 30-Knoten-Ritte möglich, sagt der Skipper Mark Richards. Man spare  lieber das 300 Kilo Gewicht der massiven Schwerter. Das vergangene Jahr sei mit dem Misserfolg nach einem Segelschaden und dem Tod von Yachteigner Bob Oatley sehr deprimierend gewesen. Im Rückblick habe man die extremen Modifikationen am Rumpf zu spät ausgeführt. Diesmal sei das Team besser vorbereitet.

Als 100 guß Gegner sind bisher aber auch nur „Scallywag“ und „Perpetual Loyal“ gemeldet. Beide können „WOXI“ nicht das Wasser reichen. Deshalb würde der neue Konkurrent „CQS“ den Wettbewerb wieder spannender machen.

Die aktuelle Konfiguration von Wild Oats

Die aktuelle Konfiguration von Wild Oats

 

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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