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So muss Segelspaß gelebt werden. Die Flotte der 53 F18 Katamarane geht zum ersten Mal auf den Parcours. Luisa Schumann berichtet für SegelReporter aus St. Barth.
Day 1 – Round the Island – St. Barthélemy, kurz vor 12 Uhr. Der St. Jean Beach bebt vor Leben und gespannter Vorfreude. Um 12 sollen die Segler erfahren, was heute für ein Kurs gesegelt wird. Dann geht es zum ersten Rennen aufs Wasser. Die deutschen Team sind zuversichtlich- Syring/Steffens konnten gestern noch das passende Ersatzteil finden und Tonne/John sieht man tiefenentspannt den Strand entlang schlendern.
Regenwolken ziehen auf und pünktlich um 12 Uhr gibt es einen derartigen Wolkenbruch, dass es nach dem Briefing aussieht, als hätte man die Segler allesamt zur Begrüßung baden geschickt. Tops und T-Shirts sind durchweicht, doch die Segler strahlen: die Abkühlung war sehr willkommen.
Dieser äußerst stickige Tag bietet Sonne, Regen und Mittelwind von 12-15 Knoten. Eher wenig für St. Barth, allerdings soll der Wind in den nächsten Tagen weiter abnehmen, was die Entscheidung der Wettfahrtleitung begründet: gleich am ersten Tag werden die Segler das traditionsreiche Round-the-Island Rennen fahren.
Miguel Danet ist die große Hoffnung der Insel was diese Regatta angeht. Mit seinen 31 Jahren ist Danet so etwas wie ein lokaler Segelheld. Als er mit fünf Jahren im Optimisten segeln lernte entflammte die Leidenschaft für den Sport. Als er zur Oberschule nach Martinique musste, weil es diese Möglichkeit auf St. Barthélemy nicht gab, hatte er das Glück, auch dort segeln zu können. „Wir hatten morgens Schule, nachmittags Segeln“, erzählt Danet.
Nach der Schule ging er für zwei Jahre nach Frankreich, um eine Ausbildung zum Segellehrer zu machen bevor es ihn zurück nach St. Barts zog. „Ich arbeitete vier Jahre für eine Firma und während dieser vier Jahre überquerte ich den Atlantik zwei Mal“, berichtet er stolz.
Dies tat er im Rahmen der AG2R La Mondiale, einer Transatlantik-Regatta für zweiköpfige Crews. Beim ersten Versuch in 2008 landeten Danet und sein Segelpartner Eric Peron gleich auf dem dritten Platz. „Das war der größte Erfolg meiner Segelkarriere.“
Heute ist Miguel Danet das Gesicht zu „St. Barth Sailor“, einer Organisation, die Segeltrips für Touristen anbietet. Außerdem ist er Vizepräsident des Saint Barth Yacht Club, sowie weiterhin Segelstar der Insel. Seinen beiden Töchtern und anderen Kindern der Insel bringt er leidenschaftlich die Anfänge des Segelns bei.
Nach ein paar Minuten Interview müssen wir uns unter das Zelt flüchten. Ein weiterer Wolkenbruch fercht die wuselnden Segler im kleinen Organisationszelt zusammen. Miguel schaut auf die Uhr. Der Regen holt ihn aus seinen Erinnerungen zurück in den Regattaalltag.
Zu seinen Zielen sagt er wie alle anderen: „Spaß und nicht Letzter werden“. Aber der Ehrgeiz flammt in seinen Augen auf und er erklärt: „Ich segle das erste Mal in diesem Boot. Trotzdem will ich versuchen nicht allzu weit von den Champions an der Spitze entfernt zu sein!“
Trotz der vielen Kommentare über nicht allzu hoch gesteckte Ziele zeigt die Spannung, die sich nun im Boatpark breit macht, dass Miguel nicht der einzige ist, der vorne mithalten will. Fokussiert werden letzte Trimms vorgenommen, die Boote vorbereitet und ins Wasser gelassen. Um 13:30 Uhr startet schließlich das Rennen, bei dem die Segler die Atlantikinsel einmal komplett umrunden müssen.
Schon kurz nach dem Start teilt sich das Feld in zwei Hälften, die Leestarter segeln Richtung offenes Meer, aus der Bucht heraus, während die Boote, welche in Luv gestartet sind, sich in der Bucht halten und sich langsam von Kap zu Kap vorhangeln. Früh wird klar, dass die Boote draußen deutlich mehr Wind haben und so kommen fast nur Leestarter in der Führungsgruppe an die erste Tonne.
Unter den ersten 20 an dieser Tonne befinden sich die beiden deutschen Teams sehr nah beieinander. Nach dieser ersten Tonne geht es nun darum, im ersten Teil des Rennens die Wellen und die Strömung gut auszusegeln und möglichst perfekt die Punkte abzupassen, an denen man den Gennaker setzen kann. Während es in der zweiten Hälfte – im Lee der Insel – muss man taktisch sauber segeln und so viel Geschwindigkeit wie möglich im Boot halten.
Während die Positionen innerhalb des Feldes ständig wechseln, bemüht sich die Wettfahrtleitung, das VIP Boot immer perfekt zu positionieren. Auf dem sitzen Mitarbeiter der Firma Design Affairs, dem heutigen Tagessponsor. „Ich bin selbst kein Segler, aber viele meiner Freunde segeln in dieser Regatta mit“, berichtet Johannes Zingerle, der Mitbegründer von Design Affairs.
„Der Cata Cup kennzeichnet den Beginn der Saison für die Insel und mir gefällt, dass die Leute noch so ruhig sind. Im Vergleich mit den anderen Regatten der Insel ist der Cata Cup eher wie ein Familientreffen. Ich unterstütze diese Regatta und tolle Atmosphäre gern.“
Während Zingerle und seine Kollegen baden, sich sonnen und sich an dem Spektakel der vielen bunten Gennaker vor blauem Hintergrund erfreuen, müssen die Segler taktisch schwerwiegende Entscheidungen treffen. Auf der Strecke vom westlichsten Teil der Insel bis ins Ziel entscheiden sich viele Segler dafür, noch einmal weit raus zu fahren, um die kleinen vorgelagerten Inseln in Luv zu passieren.
Nicht so das schwedische Team Rosengren/Westergren. Die Skandinavier nehmen die direktere Route direkt an den Felsen der Insel entlang und holen hiermit immerhin noch 5 Plätze auf. So landen sie im Ziel auf Platz 8.
Gewinner des Tages ist der F18-Vizeweltmeister von 2014 Gurvan Bontemps mit Benjamin Amiot aus Frankreich. Sie schießen nach 2 Stunden und 18 Minuten unter Gennaker und Gejubel ins Ziel.
Zurück am Strand, strahlt Ben die Reporter an. Er sagt: „Wir sind überglücklich. Das Round the Island Rennen gibt die doppelte Punktzahl, so konnten wir uns gleich am ersten Tag einen kleinen Vorsprung erkämpfen. Aber die Regatta geht noch ein paar Tage und wir dürfen nicht zu früh feiern. Heute Abend nehmen wir ein Bier auf den Sieg und fokussieren uns dann auf die nächsten Tage.“
Die deutschen Teams landen auf den Plätzen 24 und 25 und gehen so solide in die Wettfahrtserie. Am Abend gibt es für die Segler wie immer die Tagessiegerehrung und eine Sponsorenparty. Für morgen sind 9-12 Knoten angesagt. Auch die morgigen Rennen können unter www.stbarthcatacup.com live verfolgt werden.
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