Golden Globe Race: Schiff von verletztem Inder lokalisiert – Rettung verzögert sich

Ire will Inder retten

Die multinationale Rettungsaktion ist im Gange, um den Inder Abhilash Tomy im Südindischen Ozean zu helfen. Erste Bilder zeigen die havarierte Yacht. Keine Spur vom Skipper.

Abhilash Tomy verletzt unter Deck. © GGR

Der 39-jährige indische Marinekommandant Abhilash Tomy befindet sich weiterhin in schweren Nöten beim Golden Globe Race. Er wurde bei der 30.000 Meilen-Regatta nonstop, einhand um die Welt auf den Spuren von Robin Knox Johnston, der die erste Auflage vor 50 Jahren gewonnen hatte, zwar aus der Luft lokalisiert, aber verbessert hat sich seine Lage nicht. Die letzte Nachricht von Bord: „Habe mich mit Eistee-Dosen abgemüht. Übergebe mich regelmäßig. Der Brustkorb brennt.“

Tomys 36-Fuß-Yacht „Thuriya“ war auf halbem Weg über den Südindischen Ozean am Freitag, 82 Tage nach dem Start des Rennens, in Seenot geraten und kann sich nach einer vermuteten schweren Rückenvlerletzung kaum bewegen. Bei dem Wettkampf, der den Einsatz moderner Technologien verbietet, treibt der Inder mit seiner „Suhaili“-Replik ohne Masten in der Wasserwüste und wartet auf Hilfe.

Die entmastete „THURIYA“ 2018 vor der Rettung des Skippers im Indischen Ozean.. © Indian Navy/GGR/PPL

Dabei sind seine Landsleute und Marine-Kollegen schon mit einem Flugzeug über ihn hinweggeflogen und machten Bilder vom Havaristen. Tomy konnte sich nicht zeigen, da er mit seiner Rückenverletzung bewegungsunfähig unter Deck liegt. Aber er machte sich bemerkbar als ihn das Flugzeug überflog, indem er das EPIRB Notsignal an- und ausschaltete.

Maximale Grenze der Rettungsreichweite

Tomys „Thuriya“ wurde etwa 1.900 Meilen südwestlich von Perth von einem schweren Sturm getroffen, war durchgekentert und hatte das Rigg verloren. Bei der Rolle hatte sich der Inder am Rücken verletzt. Er treibt nun manövrierunfähig in einem Gebiet, das kaum weiter von Land entfernt sein kann. Es ist die maximale Grenze der Rettungsreichweite.

Di havarierte „THURIYA“. © Indian Navy/GGR/PPL

Der Skipper kommuniziert per Satelliten-SMS. So gab er seinen Standort durch und schrieb 15 Stunden nach der ersten Notmeldung: „Habe EPIRB aktiviert. Kann nicht gehen. Könnte eine Trage gebrauchen.“

Die Flugzeug-Crew hatte beabsichtigt, am Sonntag Morgen Funkkontakt mit Tomy aufzunehmen, aber die Batterien auf dessen Kommunikationsgeräten sind vollkommen entleert. So muss er auf Gregor McGuckin warten, der etwa 90 Meilen von ihm entfernt war, als er im selben Sturm durchkenterte und den Besanmast verlor.

Kann der Ire den Inder retten?

Der Ire, der nur leichte Verletzungen erlitt, hat inzwischen ein Jury-Rigg aufgebaut und segelt etwa drei Knoten schnell auf Tomys Position zu, unterstützt durch kontinuierliche Navigationsupdates vom Race Headquarter in Les Sables d’Olonne. Es wird erwartet, dass er am Montag bei Tagesanbruch die Position des Inders erreicht.

Abhilash Tomy, Golden Globe

Abhilash Tomy bei der Abfahrt. © Christophe Favreau / PPL / GGR

Wenn das Wetter es zulässt, kann es sein, dass ihn die gemeinsame Rettungskoordinationsstelle (JRCC) in Canberra darum bittet,  seine eigene Yacht aufzugeben und an Bord von Thuriya zu gehen, um dem verletzten Kollegen Hilfe zu leisten. Ärzte in Großbritannien sind auf Standby, um über McGuckins Satellitentelefon direkt mit Tomy zu sprechen und Erste-Hilfe-Maßnahmen vorzuschlagen.

Das französische Fischereipatrouillenschiff „Osiris“ ist auf dem Weg, macht im heftigen Seegang aber auch nur 4,1 Knoten. Es wird am Montag etwa um 10 Uhr UTC am Unfallort erwartet.

Fotos von der Crew des indischen P8 Orion-Militärflugzeug, das in Mauritius gestartet ist,  zeigen, dass das Rigg immer noch am Rumpf hängt und als Treib-Anker die Drift nach Westen verlangsamt.

Fregatte auf dem Weg

Zwei weitere Flugzeuge – eines aus Perth, und ein anderes von Reunion Island aus – überflogen ebenfalls einige Stunden später die Havaristen und konnten auch direkt mit McGuckin kommunizieren.

Die australischen Behörden haben auch die Anzac-Klassenfregatte „HMAS Ballerat“ von Fremantle aus über Nacht entsandt. Sie wird allerdings vier bis fünf Tage benötigen, bevor sie am Einsatzort eintrifft. Die indische Marine hat auch die Fregatte INS Satpura und den Tanker INS Jyoti Mission von einer Übung vor Südafrika abgezogen, um bei der Rettung zu helfen.

Inzwischen  weiß man immer mehr zu schätzen, welche Leistung der Brite Robin Knox Johnston vor 50 Jahren vollbracht hat, als er als erster Mensch die Nonstop-Einhand-Weltumsegelung geschafft hat. Von den 18 gestarteten Yachten des Golden Globe Races sind nur noch die Hälfte im Rennen. Überlegen Führung liegt nach wie vor der 73-jährige Franzose Jean Luc van den Heede.

 

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

2 Kommentare zu „Golden Globe Race: Schiff von verletztem Inder lokalisiert – Rettung verzögert sich“

  1. Johannes Bahnsen sagt:

    Sie haben ihn sicher abgeborgen. Er ist an Bord des Fischerei-Patroullien-Schiffes.

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