Selten sind in Tageszeitungen ordentliche Artikel über das Segeln zu finden. Die Silverrudder-Reportage von Kai Müller im Tagesspiegel ist eine wohltuende Ausnahme.
Kai Müller geht in seiner Reportage vom Einhand-Abenteuer Silverrudder der Frage nach, was ihn selber angetrieben hat, die Herausforderung anzunehmen. Gerade bei den brutalen Bedingungen, die später von vielen Nichtstartern – 175 von 450 haben sich nach der Startverschiebung neu eingeschrieben, 132 starteten und 53 schaffen es ins Ziel – als unverantwortlich bezeichnet wurden.
Foto: Kai Müller mit seiner Gummistropp-Selbststeuerung
Der Autor beschreibt, wie er sich zuvor im Kitesurfen übte. „Sollte das etwa meine Antwort auf die Midlifecrisis sein? Wieso versuchte ich, etwas Neues zu lernen, während ich eine andere Sache schon ganz gut konnte?“ Es geht ums Segeln. „Es ist genau dies, ‚Es-noch-mal-wissen-wollen‘, das Männer ohne erkennbare Probleme eine Woche im Spätsommer darauf verwenden lässt, an einer 130-Meilen-Strapaze teilzunehmen, die sich großspurig ‚Challenge of the Sea‘ nennt, obwohl man stets in Sichtweite der Küste unterwegs ist.“
Und warum unbedingt alleine?
„Allein. Einhand, wie der Seemann sagt, weil an Bord immer eine Hand dir selbst gehört und die andere dem Schiff. In Deutschland galten solche Törns lange als unseemännisch. Nur verschrobene Einzelgänger und Hippies wie Wilfried Erdmann taten das, bei dem sie doch unmöglich jederzeit wachsam sein konnten. Längst haben die Auswüchse der Ego-Gesellschaft den Segelsport auch hierzulande erfasst. Sein eigenes Ding durchzuziehen, die eigene Person mit niemandem teilen zu müssen, ist Massenphänomen geworden. Und es ist gewiss kein Zufall, dass überwiegend Männern um die 50 dergleichen auf einem Segelboot ausleben. Ich bin auch so einer.“
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