Die 470er-Frauen haben Deutschland einen Nationen-Platz für die Olympische Spiele 2020 gesichert. Rang 17 reichte ganz knapp. Den Männer dagegen fehlten nur fünf Punkte.
Was für eine Zitterpartie. Frederike Löwe und Anna Markfort mussten im 11. und letzten Rennen der 470er-Weltmeisterschaft auf dem Olympiarevier vor Enoshima in Japan noch einmal alles geben, um den Traum von der Olympia-Teilnahme 2020 lebendig zu halten.
In der 470er Frauen-Disziplin waren sechs Nationen-Plätze für Enoshima zu vergeben, wo 21 weibliche Duos antreten dürfen. Neun Tickets wurden schon bei der WM 2018 verteilt und der DSV ging leeraus. Diesmal mussten die Deutschen hoffen, dass sich nur maximal fünf bisher nicht qualifizierte Länder-Teams vor ihnen platzieren würden.
Kiwis überholen im Endspurt
Und genau das ist passiert. Polen (7. vor dem Medalrace), Brasilien (10.), Australien, Niederlande und Neuseeland lagen am Ende vor Löwe/Markfort. Die Kiwis hatten noch einen mächtigen Endspurt hingelegt und mit Rang fünf im letzten Rennen den 13 Punkte-Rückstand wett gemacht. Punktgleich lagen sie schließlich als 15. voraus.
Auch die Schweizerinnen Fahrni/Siegenthaler drückten noch einmal aufs Gas und holten im letzten Rennen fünf Punkte auf. Aber schließlich fehlten ihnen drei Punkte für das Tokio-Ticket.
Die deutschen 470er-Seglerinnen können nun etwas aufatmen. Besonders Nadine Böhm und Ann-Christin Goliaß dürfen mitjubeln. Nun ist auch für sie, die sich nach dem hoffnungsvollen 6. EM-Platz diesmal auf Rang 21 unter Wert schlagen ließen, noch alles drin im Kampf um das Japan-Ticket.
Die nächsten Hürden
Denn nun beginnt erst die interne Qualifikation der deutschen Segler. Und die dürfte in anderen Klassen kaum so spannend werden, wie bei den 470er Frauen. Das System: Bei drei Regatten werden für das interne Ranking Punkte gewertet. Nur Ergebnisse unter den Top 20 zählen. Platz 20 in der Regatta wird mit einem Punkt gewertet. Topp Drei-Plätze bekommen einen Bonus insbesondere bei einer WM:
- WM 2020 (Palma/Mallorca/Spanien, 13. – 21. März)
- SWC 2020 (Genua/Italien, 13. – 19. April)
- Trofeo Princesa Sofía (Palma/Mallorca/Spanien, 27. April – 4. Mai
Das reicht aber auch noch nicht aus, weil der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gewährleisten will, dass seine Olympia-Starter eine sogenannte Endkampfchance haben, also gut genug für vordere Plätze sind.
Das soll nachgewiesen werden indem sich die jeweiligen Segler nach Abschluss der drei festgelegten Qualifikationsregatten unter den Top-Ten-Nationen platzieren und mindestens bei einer der Regatten in die Top 12 segeln. Sie können also Glück haben, dass einige Nationen-Teams nicht bei allen drei Regatten antreten, weil sie für ihre Benennung keine Bedeutung haben.
Bei den 470er Frauen können also auch noch Fabienne Oster und Anastasiya Winkel die bei der WM 25. wurden, die Japan-Quali schaffen. Oder auch die Hamburger Wanser-Schwestern, die gerade Junioren-Weltmeisterinnen geworden sind und beim Weltklasse-Feld in Palma als Leichtwind-Spezialistinnen auf Rang 9 segelten.
Dramatisches Finish bei den 470er Männern
Die Position der Frauen in der Olympia-Qualifikation hätten sich die 470er Männer auch gerne gewünscht. Aber sie haben die erste Stufe bei der WM nicht abhaken können. Nachdem Winkel/Cipra nach dem Vorrunden-Aus nicht mehr mithelfen konnten, lag der Druck bei Diesch/Autenrieth.
Im olympischen Männer-Feld dürfen nur 19 statt 21 Boote bei den Frauen starten. Und so wurden auch nur vier weiter Plätze vor Enoshima ausgesegelt. Vor dem Schlusstag hielten noch die Ungarn das letzte Ticket in Händen. Mit den starken Plätzen 10/10/7 schob sich das deutsche Boot aber vorbei. Und es gelang auch, die Schweizer zu überholen.
Aber die Chinesen (12.) setzten ihre starke Goldfleet-Vorstellung mit 6/6/10 fort. Und die Türken (13.) fielen mit 14/14/17 nicht weit genug zurück. Am Ende fehlen auf Rang 16 nur läppische fünf Pünktchen zu den Türken. Die beiden weitern Tickets sicherten sich der seit 19 Jahren 470er segelnde Grieche Panagiotis Mantis (3. vor dem Medalrace, Olympia-Bronze 2016) und Russland (11.).
Aber eine Chance gibt es noch. Beim Weltcup in Genua wird unter den noch nicht verbliebenen Europäern ein verbliebener Platz ausgesegelt. Da kommen dann auch wieder die Schweizer, Ungarn und insbesondere die Österreicher ins Spiel.
David Bagehr und Lukas Mähr verpassten ebenfalls das Gold-Finale, dominierten dann aber die Silberflotte. Die WM-Dritten von 2017 segelten auch 2019 in starken internationalen Feldern schon dreimal als Neunte unter die Top Ten.
Die Medalraces morgen entscheiden über die Medaillenvergabe. Bei den Männern liegen die Spanier Xammar/Rodriguez nur einen Punkt vor Belcher/Ryan und weit vor dem Rest des Feldes. Bei den Frauen beträgt die Differenz zwischen den britischen Oöympiasiegerinnen und den Gastebern ebenfalls nur ein Punkt.
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