Fastnet Race: Britisches Traditionsrennen zieht nach Frankreich – Neues ist Ziel Cherbourg

Fastnet Brexit

Das Historische Rolex Fastnet-Race wird nicht mehr im britischen Plymouth enden. Der Kurs des bisher 605 Meilen langen Rennens mit Start in Cowes verlängert sich um 90 Meilen und führt nun nach Frankreich. Viele Briten sind erbost.

Cherbourg statt Plymouth, die veränderte Kursführung.

Alle zwei Jahre startet das Rolex Fastnet Race von Cowes auf der Isle of Wight Richtung Fastnet Leuchtturm vor der Küste von Irland, passiert den Bishop Rock und endet dann nach 605 Meilen in Plymouth. Das ist so seit 1925, als erstmals sieben Yachten bei diesem Rennen starteten.

2021 gibt es nun eine entscheidende Veränderung. Der Ausrichter Royal Ocean Racing Club (RORC) hat verkündet, dass sich die Ziellinie nicht mehr in englischen Gewässern befindet, sondern die Flotte zum französischen Cherbourg segeln muss. Die Strecke verlängert sich dadurch um 90 Meilen.

Der Fastnet Rock bei untergehender Sonne. © Borlenghi/Rolex

RORC Kommodore Steven Anderson begründet den Wechsel per Pressemitteilung so: „Wir mussten in den letzten Jahren die Teilnehmerzahl wegen der Liegeplatzbeschränkungen begrenzen. Aber Cherbourg bietet erheblich mehr Liegeplätze und verbesserte Einrichtungen für die Teilnehmer. Wir werden in der Lage sein, mehr Seglern die Möglichkeit zu geben, an diesem ganz besonderen Rennen teilzunehmen.“

150 Boote auf der Warteliste

2019 seien 388 Yachten an den Start gegangen und die Plätze waren innerhalb von fünf Minuten vergeben. 150 Skipper standen mit ihren Crews auf der Warteliste. Diese werden nun nicht alle zugelassen – die Expansion solle langsam und kontrolliert passieren – aber Cherbourg könne eben auch besser die großen 100 Fuß Maxis und Trimarane beherbergen.

Eddie Warden-Owen vom RORC sagt: „Wir sind in der glücklichen Lage, dass von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen bei diesem Rennen mitmachen wollen. Wir werden also wahrscheinlich die Zahl der IRC-Yachten vergrößern, auch wenn noch nicht klar ist um wie viele.“ Es solle nun aber kein Wechsel zu einer absoluten Profiveranstaltung werden, die sich zum Beispiel mehr noch auf die IMOCA-Flotte spezialisiere. Die Zahl der Profi-Crews müsse limitiert sein.

Fastnet-Felsen: Berühmte Wendemarke vor der irischen Küste.© Borlenghi/Rolex

Der französische Hafen auf der anderen Seite des Ärmelkanals verfügt über 1550 Liegeplätze an 30 Stegen. Seine Ansteuerung beinhaltet auch, dass die gesamte Flotte den Kanal überqueren muss, eine der verkehrsreichsten Schifffahrtsrouten der Welt. Kritiker, die sich unter anderem in der Facebook-Gruppe ‘Save the Fastnet Race’ organisiert haben, glauben auch, dass sich sportlich viel verändern könne, weil die starke Tide vor Cherbourg das Klassement stark beeinflussen werde.

Frankreich ist der größere Markt

Naturgemäß ist man insbesondere beim Royal Western Yacht Club in Plymouth erbost, der seit 1925 für die Ziellinie zuständig war. Commodore Chris Arscott sagt der BBC: „Die Änderung der Route macht das Fastnet Race zu einem anderen Rennen, das wohl nicht Fastnet genannt werden sollte…Für mich geht es um die Tradition der ganzen Sache, nicht um die Kommerzialisierung.“

Das ist offenbar die Erklärung für den Fastnet-Brexit nach Frankreich. Die Veranstalter vom RORC wollen erkannt haben, dass das Potenzial dieser Regatta deutlich größer ist, als es bisher ausgeschöpft. Die Bilder von den Tausenden Besuchern bei französischen Hochsee-Veranstaltungen mögen Begehrlichkeiten aufkommen lassen.

So ist es kein Wunder, dass sich die Franzosen sehr entgegenkommend gezeigt haben. In keinem anderen Land der Welt ist das Interesse und der Markt für diese Art des Hochseesports so groß. Da konnte Plymouth nicht mithalten, auch weil sich die Marinas für potenzielle Kapazität-Erweiterungen in privater Hand befinden. In Cherbourg dagegen gehört die Marina der Stadt, die in dieser Position einfacher Zugeständnisse machen konnte.

Ob es nun eine gute Entwicklung ist, wenn Kommerz gegenüber Tradition gewinnt, bleibt abzuwarten. Für deutsche Crews mag die Logistik etwas einfacher werden. Wenn im Hafen aber ausschließlich Französisch geredet wird, mag das internationale Interesse auch wieder abnehmen. Es wird sich zeigen, ob sich die Meldeliste für die nächsten zwei Ausgaben der Regatta immer noch genauso schnell füllt wie zuvor. Falls es nicht so ist, haben sich die Organisatoren ein Hintertürchen offen gelassen. Sie sagen, 2025 im 100 Jubiläumsjahr könne man vielleicht wieder nach England zurückkehren.

 

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

5 Kommentare zu „Fastnet Race: Britisches Traditionsrennen zieht nach Frankreich – Neues ist Ziel Cherbourg“

  1. PL_beilken sagt:

    Wie ich höre waren 400 Plätze in wenigen Minuten weg. Fastnet ist immer eine aufwändige Kampagne. Aber Fastnet ist eben auch hammer geil. 500 Boote, alles gute Segler, die Creme de la Creme aus Europa und einige dicke Brocken aus dem worldwide circus. Eine Augen- und Seelenweide! Im Hafen und auf See. 2021 werden mehr deutsche Boote an den start gehen als je zuvor. Boris Hermanns super Performance bringt hier noch mal 5 kn Backstagsbrise extra. Dieses Jahr wird es gezeitentechnisch richtig knallig, die Ecken bei Cherbourg sind sehr speziell. Aber wie sagt man so schön: wer auf der Elbe segeln kann, kann es überall. So they say. Man wird sehen.

  2. Friedrich sagt:

    Man wird sehen. Aber für alle Beteiligten wird die Logistik deutlich komplexer. Konnte man bisher das Auto mit dem Gedöns, Werkzeug, Überführungssegeln etc. zwar mühsam aber notfalls auch ohne Shorecrew nach Plymouth stellen, braucht jetzt jeder, der nicht in UK lossegelt, einen extra Fahrer (wenn er nicht alles mit dem Regattaschiff transportieren will). Die Fähre Portsmouth – Cherbourg wird’s freuen. Ob das die Meldezahlen hebt, werden wir erleben.

  3. läufer78 sagt:

    Die Zollformalitäten werden erhebliche organisatorische Probleme bereiten.

  4. Lyr sagt:

    Müssen den Briten in Zukunft ein Visum vorlegen um am Fastnet teilzunehmen?

  5. fsds sfd sagt:

    Und währenddessen denkt sich die deutschen Dickschiffsegler:
    „ne das ist ja nicht auf der Ostsee, da mach ich lieber nicht mit. Viel zu weit weg“
    „Da muss man ja auch Nachts segeln, da sehe ich dann ja gar nichts“

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