Längst hat der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit auch die Teams im America’s Cup erreicht. INEOS Team UK setzt auf Recycling, doch Kohlefaser hat ein großes Problem: Es kann kaum recycelt werden
Längst hat der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit auch die Teams im America’s Cup erreicht. INEOS Team UK setzt auf Recycling, doch Kohlefaser hat ein großes Problem: Es kann kaum recycelt werden
Kommentare
6 Antworten zu „Nachhaltigkeit auch im America’s Cup ein Thema – Briten recyceln 1,2 Tonnen Kohlefaser“
sagt:
Hallo,
ich finde es gut das dieses Thema diskutiert wird.
Ich fände es am einfachsten, wenn der Veranstalter bestimmte nachhaltige Materialen, realistische Bootsformen und Mindestgewichte vorgibt. Dadurch können ggf. auch Kosten reduziert werden.
Der sportliche Wettbewerb wird darunter sicher nicht leiden wenn alle Team langsamere aber gleichwertige Boote segeln.
LG Tim
sagt:
Ein interessanter Artikel über ein Thema, das im Zeichen der Erderwärmung sehr aktuell ist. Danke dafür an den Autor!
Allerdings sind aus meiner Sicht ein paar Ungenauigkeiten drin. Da ist zunächst einmal die Begrifflichkeit. Das, was die Briten da mit ihren nicht mehr benötigten CFK.Teilen machen, ist klassisches DOWNcycling. Im Gegensatz zum REcycling verlieren die Werkstoffe bei der Wiederverwertung einen Großteil ihrer guten Eigenschaften und sind nur noch für weniger hochwertige Teile zu gebrauchen. Streng genommen ist damit eigentlich fast jedes sogenannte Recycling ein Downcycling und das endet zwangsläufig nach mehreren Zyklen auf der Halde oder im Ofen (oder eben leider noch immer im Ozean). Hier ist eine internationale Regelung per Gesetz lange überfällig.
Auch der Vergleich der Energieverbräuche bei der Herstellung hinkt. Unbestritten ist, dass die Herstellung von Kohlenstoffasern extrem hohe Temperaturen erfordert und sie damit im Vergleich zu klassischen Werkstoffen wie Stahl, Aluminium, Holz, Beton (je nach Anwendungsbereich) etc. zunächst schlecht aussehen. Erweitert man das Betrachtungsspektrum allerdings auf den gesamten Zyklus von der Rohstoffgewinnung bis zum Ende eines Bauteils, ändert sich das Bild zugunsten von CFK und Verbundwerkstoffen im allgemeinen. Wenn man dann noch in Betracht zieht, dass sowohl die Produktion der Rohstoffe als auch die Herstellung der Bauteile einer fortwährenden (auch energetischen) Optimierung unterliegt und die klassischen Werkstoffe hier einen großen Vorsprung haben, verschiebt sich das Bild weiter in zugunsten von CFK.
Das passt allerdings nur dann, wenn es sich – wie im Artikel ganz richtig beschrieben – um bewegte Bauteile handelt. Nur da macht CFK einen Sinn – Dinge wie das immer noch moderne „Sichtcarbon“ auf Armaturenbrettern und Luftfilterkästen gehören nicht dazu.
Über die Sinnhaltigkeit von America’s Cuppern aus Vollcarbon kann man trefflich streiten. Ähnlich wie in der Formel 1 kann man auf die Entwicklungsschübe und deren positiven Einfluss auf die Serientechnologie verweisen – ob das als Rechtfertigung für das technologische Wettrüsten allerdings reicht, mag jeder für sich selbst entscheiden. Eine schöne Geste sind die Lagerböcke der Tommies aus Downcyclat allemal.
Das Internet bietet übrigens eine Vielzahl von Studien und Informationen zu diesem Thema – der interessierte Segler kann sich da einiges ergoogeln. Dies z.B., stellvertretend für zig ähnliche Studien:
https://www.researchgate.net/publication/282853443_The_manufacturing_energy_intensity_of_carbon_fiber_reinforced_polymer_composites_and_its_effect_on_life_cycle_energy_use_for_vehicle_door_lightweighting
Ein Tipp dazu: oft ist man schon recht gut im Bilde, wenn man sich auf die meist allgemeinverständlich gehaltenen „conclusions“ am Ende konzentriert.
sagt:
Vielen Dank für diesen sachlich kritischen Artikel! Den habe ich gerne gelesen und viele wertvolle Informationen darin gefunden.
Besonderen Dank an Andreas für seinen Kommentar: ohne Polemik die Meinung kundzutun und dann noch weitere Fakten und wertvolle Hinweise liefern. Das wünsche ich mir und lese es gern.
sagt:
Hallo Andreas,
vielen Dank für Dein Feedback!
Ich hatte gedacht, dass das Downcycling der Kohlefaser nach dem Recycling im letzten Abschnitt deutlich genug war. Das werde ich im Text noch etwas deutlicher machen.
Was den Energieverbauch angeht, habe ich in mehreren Quellen den vergleich zum Aluminium gelesen udn daher auch in diesem Artikel verwendet. Ich werde mich da nochmal schlau machen.
Beste Grüße und ein schönes Wochenende
Kai Köckeritz
sagt:
Das ganze ist ein sehr komplexes Thema und das allgemein verfügbare Fachwissen über Verbundwerkstoffe ist – im Vergleich zu den Metallen – verschwindend gering. Was klar ist, denn die „Composites“ gibt es ja erst seit WW2, Metalle hingegen seit Jahrtausenden.
Entsprechend unbalanciert sind die Lobbies. Niemand wir ernsthaft von einem „Metaller“ erwarten, dass er sich für „Composites“ begeistert….gerade hierzulande ist das Denken über den Tellerrand unter Ingenieuren und Entwicklern eine unbeliebte Disziplin.
Gerade Aluminium und dessen Produktion ist eine Umweltsünde allererster Güte – auch dazu gibt es jede Menge Infos im Internet.
Die nächsten Jahre werden zeigen, ob sich das Verhältnis zugunsten von gut auskonstruierten und ressourcenschonend produzierten Teilen aus Composites verschiebt und diese unglaublich vielseitigen Materialien endlich die Bedeutung bekommen, die sie m.E. schon lange verdient haben.
Für unsere Umwelt wäre es nicht das schlechteste….
Übrigens erzähle ich am 18.3. (19:00) zum Abschluß der SC-Vortragsreihe ein bißchen was über Carbon, Titel: „Carbon – schwarze Magie oder sinnvoller Fortschritt?“ Da geht es allerdings mehr um Boote…..wer Lust hat, ist herzlich eingeladen!
sagt:
„HSC“ natürlich…..