Transatlantik wegen Corona: Niederländische Schüler segeln über den Atlantik nach Hause

Ausweg Atlantik

Aus dem Segelabenteuer Karibik wurde für eine Gruppe niederländischer Schüler plötzlich das Segelabenteuer Atlantik. Weil es per Flugzeug kein Wegkommen mehr gab, starteten sie an Bord des Toppsegelschoners „Wylde Swan“ in eine Atlantiküberquerung. In Kürze wird ihre Ankunft in der Heimat erwartet.  

Wylde Swan
Die niederländische „Wylde Swan“ ist der größte Zweimast-Topsegelschoner der Welt © Wylde Swan

Als die 25 niederländischen Schüler Anfang März von Amsterdam in Richtung Karibik flogen, ahnten sie noch nicht, dass sie schon bald unter Segeln den Atlantik überqueren würden. Eigentlich sollte es für sie nämlich sechs Wochen lang quer durch die Karibik gehen, von Sint Maarten bis nach Kuba – an Bord des imposanten Zweimast-Toppsegelschoners „Wylde Swan“. Auf dem Programm: Segeltraining und Unterricht in Sachen Natur und Nachhaltigkeit.

Coronavirus legte Flugverkehr lahm

Doch dann spitzte sich die Lage aufgrund der Corona-Pandemie schnell zu: Passagierschiffen wurde das Anlegen in Häfen verweigert, immer mehr Flugzeuge blieben am Boden. Es wurde klar: Die Reise kann nicht wie geplant weitergehen. Eine Heimkehr mit dem Flugzeug: auch erst einmal ausgeschlossen.

Und so startete die Gruppe aus 25 14- bis 17-jährigen Schülern, 4 Lehrern und 12 Besatzungsmitgliedern Mitte März schließlich von St. Lucia unter Segeln in Richtung Europa. Fast 4.500 Seemeilen lag vor ihr.

Mit der Wylde Swan über den großen Teich

„Die Wylde Swan hat den Ozean mehr als 20 Mal überquert, sodass es für uns ein Routineeinsatz ist“, erklärte Christophe Meijer von der Organisation Masterskip, die die Jugendreisen auf dem Schiff organisiert. Aus diesem Grund hätten die Eltern der Schüler die Nachricht über die ungewöhnliche Planänderung auch größtenteils mit Erleichterung aufgenommen.

„Wir haben Glück, dass wir ein hundertprozentig seetüchtiges Segelschiff haben und im Prinzip von niemandem abhängig sind. Die Reise über den Ozean ist eine drastische, aber auch notwendige Maßnahme“, sagte Meijer weiter. Natürlich habe die Wylde Swan zunächst für die ungeplante Reise vorbereitet werden müssen. Für die Jugendlichen sei außerdem warme Kleidung gekauft worden.  

Lektion Atlantiküberquerung

Nachdem diese den ersten Schock und die anfängliche Seekrankheit überwunden hätten, habe sich die Stimmung an Bord insgesamt sehr positiv entwickelt. „Das liegt daran, dass sie eine gemeinsame Mission haben – das Schiff und sich selbst sicher nach Hause zu bringen“, ist sich Christophe Meijer sicher. „Dieses gemeinsame Ziel sorgt für Solidarität.“

Die ungeplante Reise sei außerdem eine ganz besondere Lektion für die Schüler. „Die Kinder mussten sich auf enorme Veränderungen einstellen.“ Dabei wäre schon allein die Reise durch die Karibik für sie ein großes Abenteuer gewesen. „Sie sind die anpassungsfähigsten Kinder des Jahres 2020“, findet Meijer.

Nach einem Zwischenstopp auf den Azoren erreichte die Wylde Swan am Dienstag schließlich die Iberische Halbinsel. In wenigen Tagen soll dann in Harlingen in Friesland eingelaufen werden können.

Die „Wylde Swan“

Die als Trainingsschiff konzipierte „Wylde Swan“ ist der größte Zweimast-Toppsegelschoner der Welt. Meist segelt die Wylde Swan mit Jugendlichen in Europa und in der Karibik. Ursprünglich war der Segler allerdings ein Dampfer, der zunächst als Heringsfänger und später als Frachtschiff eingesetzt wurde. Erst vor gut 10 Jahren erfolgte der Umbau zum Segelschiff.

Technische Daten:

Typ: Zweimast-Toppsegelschoner
Nation: Niederlande
Indienststellung: 1920 / 2010
Länge über alles: 62 Meter
Breite: 7,30 Meter
Tiefgang: 3,80 Meter
Segelfläche: 1.130 Quadratmeter
Heimathafen: Makkum, Niederlande

Eine Antwort zu „Transatlantik wegen Corona: Niederländische Schüler segeln über den Atlantik nach Hause“

  1. Carlo Hoffmeister

    sagt:

    Liebe Eltern, liebe Jungs, liebe Mannschaft der Wylden Swan, liebe Segelfreunde,

    als regelmäßiger Gast auf der Eyeofthewind habe ich die Wylde Swan bei Windstärke 8 auf den Azoren in Horta kennengelernt. Alle, d.h. Mannschaft und Gäste, sind dort sicher. Auch die Eyeofthewind hat aktuell ein ähnliches Schicksal und befindet sich von der Karibik her kommend bereits in der Zufahrt zum Kanal zwischen England und Frankreich mit dem Ziel Harlingen. – Für die Eltern: Vergleichen sie die Berichte auf http://www.eyeofthewind.net.

    Mit seglerischen Grüßen Carlo Hoffmeister Seglervereinigung Merching e.V.
    PS: Zuletzt habe ich die Eyeofthewind im Raum Trondheim gesteuert.

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