Vendée Globe: Nach dem Ziel ins Krankenhaus – Alexia Barrier ist als Vorletzte im Ziel

Schnell ins Krankenhaus

Alexia Barrier (41) hat die Vendée Globe auf dem vorletzten Platz beendet. Die letzten Meilen der vergangenen Woche schaffte sie nur mit Schmerzmitteln. Den bereitgestellten Rollstuhl musste sie für den Weg zum Krankenhaus aber nicht in Anspruch nehmen.

Barrier mit den Sieger-Fackeln. © Jean-Louis Carli / Alea

Es passierte vor etwa einer Woche. Alexia Barrier stürzte unter Deck beim Anziehen ihrer Segelklamotten auf den Lendenwirbel. Sie hatte starke Schmerzen, konnte sich nur noch auf allen Vieren bewegen, befürchtete einen Bruch.

Das Vendée Globe Hauptquartier war alarmiert. Musste man die 41-jährige Französin abbergen? Würde sie als Vorletzte das Rennen um die Welt noch beenden können? Der Rennarzt Jean-Yves Chauve begann die Fernbehandlung. Empfahl ihr Schmerzmittel, die sie im Medizinkoffer an Bord mitführte.

Die letzten Meilen waren für Barrier eine Quälerei. Aber schließlich beendete sie die Regatta auf Rang 24 in 111 Tagen und 17 Stunden. Vorletzte zwar, aber mehr durfte sie mit dem ältesten Boot der Flotte nicht erwarten.

Krise an Weihnachten

Sie führte den 1998 von Marc Lombard für Catherine Chabaud’s Vendée Globe 2000 entworfene IMOCA zu seiner bereits siebten Weltumrundung und dem fünften Vendée Globe Finish. Das Schiff soll nun in Rente gehen. Und Barrier hofft, mit einem moderneren IMOCA die nächste große Runde 2024 auf einem sportlich höheren Niveau angehen zu können.

Die 41-Jährige bei der Zielankunft auf dem ältesten Boot dieser Vendée Globe. © Olivier Blanchet / Alea

Immehin hat sie das Schiff bei ihrem ersten Abstecher in den Southern Ocean sicher um die Welt gebracht. Nur Weihnachten wurde sie von einer schweren Krise heimgesucht. Der Block des Steuerbord-Backstags löste sich in Einzelteile auf, der Mast bog sich nach vorne, „ich dachte, nun sei alles vorbei“. Normalerweise geht das Rigg bei so einem Schaden verloren. „Ich hatte schreckliche Angst“, sagt Barrier.

Aber schließlich geht doch alles gut. Sie muss nicht einmal in den Mast, um den Beschlag zu überprüfen. Sie zieht per Fall eine GoPro-Konstruktion zum Top und kann mit den Filmaufnahmen analysieren, ob es einen größeren Schaden gegeben hat. Schließlich resümiert sie: „Alles läuft ziemlich gut. Es gibt viel ernstere Dinge im Leben, als sich einen gebrochenen Block.“

Solar-Firma sichert Teilnahme

Tatsächlich hat sie sich ihre Vendée Globe hart erarbeitet. Erst zwei Monate vor dem Start war die Teilnahme mit dem Einstieg von Sponsor TSE – einer französische Solar-Energie-Firma – gesichert. Der Rest des Budgets setzt sich aus vielen kleineren Geldgebern zusammen.

Mit Krücke und Hund. Alexia Barrier wieder an Land. © Bernard Le Bars / Alea

Mehr konnte Barrier nicht erwarten. Schließlich gehört sie gerade nicht zu den großen Namen der Szene, auch wenn sie schon im Alter von zehn Jahren nach der Ansicht von TV-Bildern den Traum träumte, einmal bei der Vendée Globe teilzunehmen.

Sie näherte sich dem Abenteuer nach dem Abschluss ihres Sportmanagement-Masterstudiums durch die Teilnahme am Mini Transat im Alter von 25 Jahren und segelte danach überwiegend im Crew-Modus 17 Transatlantik-Rennen auf Class 40-, Maxi- aber auch Figaro-Yachten. Große Erfolge feierte sie noch nicht. Dafür punktet sie mit enormer Fitness, träumte von eine Profi-Basketball-Karriere (auch wenn sie zu klein war), hat schon Triathlons absolviert und ist ein glühender Fan vom Fußballclub AS Monaco.

Alexia Barrier in Finisher-Pose bei der TJV © alexia barrier

Wie auch Boris Herrmann ist sie mit einer Umwelt-Botschaft unterwegs. Die von ihr gegründete Gesellschaft „4MyPlanet“ hat sich zur Aufgabe gemacht, mit konkreten Umwelt- und Bildungsmissionen zum Schutz der Ozeane beizutragen. Das Team von 4myplanet und Barrier selbst besucht so oft wie möglich Schulen und hält Vorträge über Ozeanverschmutzung. Ein Onlinemagazin von 4MyPlanet in vier Sprachen informiert regelmäßig über Politik, Energie und Umweltschutz. Ein besonderer Dorn im Auge ist der Skipperin übermäßiger Konsum.

Über den Ponton gehumpelt

Barrier bleibt bei dieser Vendée Globe nun insbesondere für ihre Zähigkeit im Gedächtnis. Immerhin – den bereitgestellten Rollstuhl benötigt sie nicht. Mit einer Krücke humpelt sie unter dem Applaus der Zuschauer die ersten Meter auf dem Ponton und wird in Begleitung ihres Hundes in ein Krankenhaus gebracht.

Barrier bei der Arbeit. © xavier giraud / Barrier

Rennarzt Jean-Yves Chauve will überprüfen lassen, wie schwer die Verletzung ist. Schließlich kann er Entwarnung geben. Ein schwerer Bruch im Wirbelbereich wird ausgeschlossen. Es geht eher um eine Verletzung wie bei einem Rippenbruch – sehr schmerzhaft, aber ein Eingriff ist nicht nötig.

Nun ist nur noch Ari Huusela unterwegs. Der Finne wird bei dieser Vendée Globe am Ende der Woche in Les Sables d’Olonne erwartet – als 25. von 33 gestartetem Booten. Acht Skipper mussten aufgeben

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