Abmeldung bei The Ocean Race: Die Kult-Veranstaltung steht unter Druck

"Am Boden zerstört"

Das New Zealand Ocean Racing hat seine Teilnahme am The Ocean Race (TOR) 2022/2023 zurückgezogen. Die Absage des Kiwi-Teams wirft einen Schatten auf die Regatta.

NZ Ocean Racing im neuen Branding beim Training in Neuseeland. © Georgia Schofield

Es wird nicht einfacher für The Ocean Race. Die letzte Auflage der Welt-Regatta mit ihrem Herzschlag-Finale in Holland und dem Sieg von Dongfeng war als einer der größten Höhepunkte in die Segelsport-Historie eingegangen. Aber seit Volvo nach dem Zieleinlauf 2018 die weitere Unterstützung versagte, schlitterte die Regatta in eine Krise.

Volvo gab die Eigentümerschaft am Rennen ab und die ehemaligen VOR-Segler Richard Brisius und Johan Salén übernahmen. Sie entschieden sich für eine Annäherung an die Vendée Globe und einen Wechsel zur IMOCA-Klasse wollten aber auch die VO65 Onedesigns wieder um die Welt schicken.

Nur 11th-hour hat speziell für das TOR neu gebaut

Dieser Umbau, die wirtschaftliche Lage und die Corona-Krise führten schon zu einer Verschiebung des Regattastarts auf Ende 2022. Aber auch das scheint keine große Entspannung in die Situation gebracht haben. Nach wie vor stehen 14 Teams auf der Anmeldeliste für die IMOCA-Klasse und 8 bei den VO65. Aber hinter diesen Meldungen steck offenbar viel heiße Luft. Es ist fraglich, wie viele tatsächlich an der Startlinie erscheinen.

Die Kiwis hatten mit ihrem VO65 schon ein regelmäßiges Training aufgenommen. © Georgia Schofield

Nur das 11th-hour Team hat bisher eine solides auf die speziellen Anforderungen zugeschnittenes Neubau-Projekt für das Segeln mit Crew durchgezogen. Andere wie Boris Herrmann planen das Rennen eher als Training für die nächste Vendée Globe ein. Möglich machte das insbesondere ein Wechsel des Etappenverlaufs hin zu einer langen Southern Ocean Passage von Kapstadt nach Brasilien. Dadurch können neue Vendée-Globe-Designs bei den speziellen Bedingungen getestet werden.

Aber den Status als Leuchtturm-Veranstaltung büßt The Ocean Race immer mehr ein. Das manifestiert sich nun unter anderem durch die Absage der Neuseeländer in der VO65 Onedesign-Klasse.

„Leider haben wir es nicht geschafft“

New Zealand Ocean Racing hatte unter der Leitung der ehemaligen VOR-Teilnehmerin  Bianca Cook, daran gearbeitet, die Weltumseglung zu bestreiten und schon die alte „Turn The Tide of Plastics“ (ex Vestas) erworben. Aber nun hat das Team bekanntgegeben, die Kampagne zu beenden.

Auch Nacra17-Spezialistin Olivia Mackay bereitete sich darauf vor beim TOR um die Welt zu segeln. © Georgia Schofield

„Dies ist keine Entscheidung, die wir jemals treffen wollten. Wir sind am Boden zerstört“, sagt Cook. „Wir waren immer realistisch in Bezug auf das, was wir erreichen mussten, um 2022 an der Startlinie zu stehen. Leider haben wir das nicht geschafft. Die Auswirkungen von Covid-19 und der Rückzug von Auckland als Etappenort haben es uns unmöglich gemacht zum Start nach Alicante zu kommen.“

„Diese Nachricht ist ein schwerer Schlag für den neuseeländischen Segelsport. Trotzdem hoffen wir, dass sich die nächste Generation unserer jungen Segler nicht durch das Ende unserer Kampagne entmutigen lässt, in den Offshore-Segelsport einzusteigen.“

Nun werde NZ Ocean Racing versuchen, die VO65 Yacht an ein anderes Team weiterzuverkaufen, das beim TOR starten kann. Insgesamt acht Schiffe sind nach exakten Vorgaben gleich gebaut worden.

Neben den Neuseeländern stehen noch auf der Starterliste:

W Ocean Racing (NED)
Ocean Racing GMBH (AUT)
Sailing Poland (POL)
Sailing Holland (SWE/NED)
Team Baltic (LIT)
Mirpuri Foundation Racing Team (POR)
Team Mexico (MEX)

Mirpuri ist der große Favorit mit dem professionellsten Zugang und hat auch schon The Ocean Race Europe gewonnen. Aber der Skipper Yoann Richomme ist inzwischen auch anderweitig beschäftigt. Er hat den Skipperplatz für das Vendée Globe-Neubau-Projekt Paprec- Arkea erhalten und treibt dieses intensiv voran. Ob er dennoch auch das TOR bestreiten will, ist zunächst unklar.

Hoffentlich bekommt die Veranstaltung noch die Kurve. Schließlich soll die Flotte erstmals nach 2001/02 wieder Kiel besuchen. Und auch das Offshore Team Germany bemüht sich nach seinem Sieg bei The Ocean Race Europe darum, eine gute Rolle bei der Regatta zu spielen.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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