Wenn die Segler nicht zur Regatta fahren, muss die Regatta zu den Seglern kommen. Nach diesem Motto wird die Klassenvereinigung der Melges 24 eine europäische Rangliste einführen und auch die im Süden sehr beliebte European Sailing Series (ESS) auf Nordeuropa ausdehnen.
Die ESS (in den vergangenen Jahren bis zu sechs Events in Italien, Slowenien und Kroatien) wird 2023 auf Dänemark und Norwegen ausgedehnt. Darin enthalten sind auch die Weltmeisterschaft und die Pre-Worlds im Juni in Middelfart (Dänemark). Elf Events im Rahmen der ESS sind bereits terminiert (siehe www.melges24.com). Die besten Reviere der vergangenen Jahr sind wieder dabei – und sollen es dauerhaft bleiben: Portoroz, Gardasee, Triest. Dazu kommen 2023 Kristiansand, Rimini und Split. Die zuletzt sehr auf den oberitalienischen Raum und Nachbarländer begrenzte Serie wird damit europaweit aufgewertet. Um in die Wertung zu kommen, muss man an mindestens fünf Events teilnehmen.
Neu eingeführt wird eine europäische Rangliste. Hier zählen neben den ESS-Events auch nationale Regatten und Meisterschaften, wenn jeweils mindestens zehn Boote teilnehmen. In der Wertung wird berücksichtigt, wie viele Boote an einer Regatta teilnehmen. Daneben werden Ranglistenfaktoren vergeben, die die Wertigkeit einer Serie – zwischen einfacher Regatta über nationale Meisterschaften bis zu einer WM – berücksichtigen. Die Formel lehnt sich an das Ranglistensystem des DSV an, das „eine bessere und gerechtere Bewertung auf der Grundlage der sportlichen Leistungen ermöglicht“, so Michael Tarabochia, Vorsitzender der deutschen Melges-24-Klassenvereinigung. Um in der europäischen Rangliste geführt zu werden, muss ein Boot an zwölf einzelnen Wettfahrten an den Start gehen. Bei den oft drei- oder viertägigen Regatten der Melges 24 könnte man das also schon mit zwei Events erreichen. Die Rangliste wird im Kalenderjahr geführt, sodass die späten Regatten in Kroatien noch dazu gehören, die dort sehr beliebt und mit zwei Dutzend Booten auch gut besetzt sind.
Zuerst Corona und dann die Energiekrise hatten die Reiselust der Segler eingeschränkt. Man könne nicht erwarten, dass Nordeuropäer, wo es viele Melges 24 gibt, mehrmals an die Adria oder das Mittelmeer fahren. Mit der neuen Rangliste hole man die wieder ins Boot, da diese nun die Chance hätten, vor der Haustüre zu segeln.
Vor allem will Tarabochia, der bei der Generalversammlung im November auch als Europa-Vertreter der internationalen Klassenvereinigung bestätigt wurde, die vielen Melges-Boote wieder aktivieren, die relativ ungenutzt herumstehen. 2022 wurden in der ESS-Wertung 51 Boote erfasst, die mindestens an einem der fünf Events teilgenommen hatten. Mit 80 bis 100 Schiffen in der künftigen Rangliste rechnet Tarabochia.
Auch in Deutschland sieht er da noch Potenzial. Hier waren viele Boote in den vergangenen Jahren nicht mehr auf der Regattabahn. „Wir wollen neue Mitglieder gewinnen und inaktive wieder zum Regattasegeln motivieren“, sagt Tarabochia. „Einer der wesentlichen Vorteil der Melges 24 ist, dass sie sich sehr kostengünstig segeln lässt und vor allem ältere Boote immer noch wettbewerbsfähig sind.“
Mehr Regatten, kürzere Wege – ein Beitrag der Klasse zur Nachhaltigkeit. „Möglicherweise werden wir nach den ersten Erfahrungen noch Änderungen vornehmen müssen, aber es ist ein erster Schritt und wir glauben, dass er in die richtige Richtung geht“, ist Tarabochia gespannt auf die Saison 2023. www.melges24.com
Volker Göbner
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