Orca-Angriff vor der Bretagne: Weitet sich die Bedrohung aus? – Eine Gegenmaßnahme funktioniert

Auf den Geschmack gekommen

Zwei junge Orcas rammen eine belgische Segelyacht vor Nordfrankreich 800 Meilen nördlich von Gibraltar. Die große Befürchtung: Das besondere Verhaltender Gladis-Gruppe könnte Schule machen.

Orca Angriff Segelyacht Bretagne

Die Segelyacht Pieterjan wird in den Hafen von Guilvinec geschleppt. © SNSM

Die französische Küstenwache hat den Notruf einer 40 Fuß langen belgischen Segelyacht aufgenommen, die nach der „Interaktion“ mit Orcas beschädigt wurde. Ohne funktionierendes Ruder war sie manövrierunfähig.

Die „Pieterjan“ wurde in den nahen Hafen des Fischerortes Guilvinec geschleppt, der sich zwischen Lorient und Brest befindet. Das Ehepaar an Bord berichtet, dass seine Yacht mehrfach von zwei jungen Orcas attackiert wurde.

Der Orca-Kontakt vor der Bretagne (rot) deutlich entfernt vom üblichen „Jagdgebiet“ bei Gibraltar.

Das Ehepaar John (66) und Chris (63) berichtet gegenüber dem belgischen Medium Zeiltrends, es habe um sein Leben gefürchtet. Beide waren frisch pensioniert am 5. Mai zum „Segeltörn ihres Lebens“ zu den Azoren gestartet und sie befanden sich auf der Rückreise der Etappe von A Coruña in Spanien Richtung Frankreich, als es ein Problem mit dem Autopiloten gegeben habe.

Die Route der „Pieterjan“ von Breskens zu den Azoren und wieder zurück – bis zum Vorfall vor der Bretagne.

Der Skipper erzählt, es habe ein Problem mit dem Autopiloten gegeben, deshalb befand er sich im Cockpit und bemerkte die beiden Orcas schnell, die sich seiner Yacht näherten. Der eine habe sofort in das Ruder gebissen. 

Die Spitze vom Ruderblatt ist abgebrochen.

Dann wandte das Ehepaar schnell die Taktik an, die es sich für einen solchen Vorfall – eigentlich in südlicheren Seegebieten – vorgenommen hatte. Es barg die Segel, startete den Motor und fuhr schnell rückwärts. Die Tiere sollten nicht mehr sicher hinter dem Boot herschwimmen können.

„Es hat funktioniert“, berichtet John. Die Tiere Orcas hätten nach dem ersten Angriff schnell das Interesse verloren. Das Problem: Bei der schnellen Rückwärtsfahrt ist offenbar das Ruder quergeschlagen und die Mechanik gebrochen.

Das gebrochene Rudergestänge.

Deshalb waren die Belgier manövrierunfähig und mussten den französischen Rettungsdienst SNSM kontaktieren.  Fünf Stunden später liefen sie im Schlepp in den Hafen von Le Guilvinec ein.

John: „Wir sind froh, dass wir nicht verletzt wurden und unser Boot nicht gesunken ist. Erst im Nachhinein wird einem bewusst, wie schlimm es hätte sein können. Zum Glück war der Angriff kurz und der Schaden begrenzt.“ Die Reparatur im Yachthafen von Loctudy soll nun zwei Wochen dauern.  

Es ist unklar, ob hinter diesem Angriff eine andere Population steckt als die berüchtigte Gladis-Gruppe die weiter südlich vor Portugal und Spanien operiert. Diese besteht aus 16 Tieren einer Familie von etwa 35 Iberischen Orcas, die mit Yachten interagieren. Vier Orcas sind erwachsen, zwölf noch im Jungtieralter. Bringen sie nun auch andere Gruppen auf den Geschmack?

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