Rekord mit neuem Foil: SailGP F50 segelt 55,1 Knoten – schneller als AC75 America’s Cupper

Noch mehr Speed

Der SailGP droht dem America’s Cup den Rang als führende Segelsportveranstaltung abzulaufen. Dafür will man weiterhin mit dem Titel „schnellstes Segelboot“ werben können. Warum das besonders für Erik Heil eine gute Nachricht ist.

Schon seit einiger Zeit testet die Organisation bei seinen F50-Katamaranen den Umstieg vom L- zum T-Foil. Spätestens seit dem vergangenen America’s Cup sind ausreichend Informationen über diese Art der Tragflächen gesammelt worden, die bestätigen, dass es sich um die überlegene Technik handelt.

SailGP T-Foil

Das Canada SailGP Team testet das neue T-Foil vor San Francisco. © Ricardo Pinto/SailGP

So haben sich die Moth-Pioniere früh darauf festgelegt und immer schnellere Flügel entwickelt. Katamarane waren dagegen in ihren verschiedenen Varianten wie dem GC32 immer noch mit den abgeknickten Profilen unterwegs. Ernesto Bertarelli setzte jüngst mit dem Leichtwind-Foiler T35 auf eine gegenläufige Entwicklung , um auf den Binnenseen früher zum Fliegen zu kommen. Aber längst zeigen sich die T-Foils auch im absoluten Topspeedbereich überlegen.

Deshalb hat die SailGP-Liga entschieden, in der nächsten Saison ihre Katamarane mit den neuen Flügeln aufzurüsten. Wie viel schneller das Spiel damit noch werden kann, zeigen die jüngsten Daten beim Test vor San Francisco.

Dort erreichte Kanada-Skipper Phil Robertson mit einem gemischten Team 101,98 km/h (55,1 kts) und durchbrach erstmals die 100 km/h Schallmauer. Außerdem überbot er den bisherigen Rekord der Franzosen beim Heimevent der 3. Saison in Saint-Tropez (99,94 km/h 53,7 Kn).

Die T-Foils wurden speziell dafür entwickelt, um die absolute Leistung der F50 zu verbessern aber insbesondere sollen sie im Higspeedbereich besser zu kontrollieren sein. An den drei Testtagen vor San Francisco wurden die T-Foils bei mäßigem bis starkem Wind sowohl mit dem 25-m- als auch mit dem 18-m-Segelflügel getestet. Der Topspeed ist mit dem 18-m-Flügel am zweiten Testtag in San Francisco bei rund 18 Knoten Wind gemessen worden.

Das neue T-Foil für den F50 aus Titan. © SailGP

Alex Reid, SailGP’s Direktor für Performance Engineering, erklärt, dass die Tests nach verschiedenen „Software-Änderungen“ durchgeführt wurden, um die Bedienbarkeit der F50 bei Wenden und Halsen zu verbessern. Steuermann Robertson bestätigt, dass der F50 „viel einfacher zu kontrollieren und zu fliegen“ sei. Dadurch werde die Flotte „in Zukunft mit höheren Geschwindigkeiten unterwegs sein“. Hoffentlich trage die Länge der Rennstrecken dem neuen Potenzial Rechnung.

Es wird eine Geschwindigkeitssteigerung von 15 Prozent erwartet auch weil die F50 früher abheben. Die Verbesserung kommt insbesondere dadurch zustande, dass die T-Foils aus Titan statt aus Kohlefaser hergestellt werden. Deshalb können sie schmaler gefertigt sein und weniger Widerstand im Wasser erzeugen. Darüber hinaus erzeugen sie auch geringere Querkräfte an den Rümpfen und Schwertkästen, wodurch die Anfälligkeit für Schäden reduziert wird.

F50 T-Foil

Das T-Foil aus der Nähe. © SailGP

Reid bestätigt: „Die Foils sind viel effizienter. Das Design der T-Foils macht die Steuerung viel einfacher und die Kavitation sollte viel später einsetzen, so dass wir letztendlich schneller fahren können.“ SailGP-CEO Russell Coutts fügt hinzu: „Die erste Generation dieser Foils soll in der Saison 5 zum Einsatz kommen.“ Da das Material der SailGP-Liga vom Veranstalter gestellt und überprüft wird, muss sichergestellt werden, dass es exakt dem Onedesign-Prinzip entspricht.

Dieser Materialwechsel ist insbesondere für die neuen Teams eine vielversprechende Nachricht. Denn dadurch wird das Spiel wieder ausgeglichener. Die Boote werden sich anders verhalten. Neue Trimmeinstellungen und Anstellwinkel müssen gefunden werden. Ein Großteil der Daten aus den vergangenen Saisons ist nicht mehr viel wert.

Das neue T-Foil für den F50 aus Titan. © SailGP

Für das Marketing der Liga ist dagegen besonders wichtig, dass man mit den schnellsten Segelbooten der Welt werben kann. Ob das aber so bleibt, ist längst nicht klar. Denn der nächste America’s Cup mit der neuen AC75-Generation steht bevor. Ihr höchster Speed wurde beim vergangenen Cup 2021 mit 53,4 Knoten gemessen. Die neuen Boote werden diesen Wert deutlich überschreiten.

Dabei haben die Einrumpfer den Vorteil, dass sie sich auf nur zwei Foils stützen im Gegensatz zu den drei beim F50 und somit einen geringeren Widerstand im Wasser aufweisen. Allerdings generiert das doppelwandige Großsegel des AC75 weniger Vortrieb als das feste Profil beim F50.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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