America’s Cup: Team New Zealand verteidigt den Titel mit 7:2 – Was den Unterschied ausgemacht hat

Plötzlich zu Ende

Team New Zealand hat zum dritten Mal hintereinander den America’s Cup verteidigt und INEOS Britannia die finale Niederlage zugefügt. Die Briten machen erneut vieles richtig und trotzdem reicht es nicht. 

Peter Burling mit dem Pokal. © AC Media

Es ist wie verhext. Erneut ein brillanter Vorstart der Briten. Der Speedvorteil beträgt einen Knoten. Team New Zealand hat keine Chance, sich in Luv zu halten, muss sofort wegwenden. Schnell beträgt der britische Vorsprung 60 Meter, nach der britischen Wende sind es noch 30 Meter. Das reicht locker für den ersten Cross, wenn der Gegner dann durch seine zweite Wende gebremst wird. Genau so gewinnt man Match Races.

Fast perfekter Start von INEOS Britannia, eng in Lee und deutlich schneller. © Ian Roman AC Media

Aber nicht gegen Neuseeland. Sekunden später, ein völlig anderes Bild. Als die Kiwis an der Boundary wenden müssen, sind sie nicht weiter zurückgefallen, sondern liegen plötzlich 15 Meter vorne. Dylan Fletcher muss als Backbord-Steuermann von INEOS Britannia abfallen und hinter dem Gegner durchsteuern. In kürzester Zeit danach wächst der Rückstand auf 200 Meter. Das war’s.

Dieses letzte Rennen im 37. America’s Cup mag stellvertretend für die gesamte Serie des Duells stehen. Die Briten sind nahe dran, wie nie, den historischen Sieg zu schaffen – aber irgendwie dann auch wieder sehr weit weg.

Die Briten-Fans hatten gehofft, dass es ausreichen würde, wenn Ainslie die Starts gewinnt und dann den Vorsprung verteidigt. Es dauert drei Rennen, bis er dieser Erwartung gerecht wird, seitdem dominiert er die Prestarts in Kombination mit seinem Partner Dylan Fletcher, es folgen zwei Siege, aber auch das reicht am Ende nicht.

7. Rennen: Die Rechtsdrehung für NZL (rote Linie) von 280 auf 310 Grad direkt nach dem Start. So wird aus einer schlechten Position eine dominierende.

Erst haben die Kiwis einen deutlichen Vorteil bei der Wendentechnik, der dann von den Briten einigermaßen aufgeholt wird. Dann am Freitag drehen die 30 Grad Windschwankungen zu ihren Gunsten. Und am finalen Samstag taucht dann doch wieder in einer entscheidenden Phase ein frappierender Performance-Vorteil der Neuseeländer auf.

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4 Antworten zu „America’s Cup: Team New Zealand verteidigt den Titel mit 7:2 – Was den Unterschied ausgemacht hat“

  1. PL_frikosail

    sagt:

    Das selbst ein Weltklassesegler wie Ben Ainslie chancenlos erscheint macht diesen Wettbewerb langweilig. M.E. schadet das dem Wettbewerb.
    Aber das war beim Americas Cup wohl schon oft so. Die Herausforderer sind meistens chacenlos.

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    1. Till

      sagt:

      chancenlos war Ineos ja nicht wirklich, es war immer richtig knapp. vor allem wenn man den AC 36 noch im Hinterkopf hat, da war die ETNZ Yacht auf allen Kursen ca 1-1,5 Knoten schneller als Luna Rossa, musste beim Start kein Risiko eingehen und konnte danach bequem auf dem ersten Leg überholen. Ähnlich war es übrigens 2017 bei den AC50 Katamaranen, da hat ETNZ aus der Außenseiteer Position heraus das deutlich schnellere Boot gebaut und vor allem viel kleverer gesegelt und somit Oracle Team USA geschlagen.

      dieses mal war es anders, die Yachten waren fast auf Augenhöhe, bei jeweils favorisierten Bedingungen war eines der beiden Boote schneller, Ineos konnte am start viel Druck machen und wenn sie vorne lagen und ETNZ keinen dreher erwischt hat(was sie offen gestanden besser als Ineos drauf haben) dann gab es auch keine Chance zum überholen.

      generell geht es beim modernen AC auch nicht mehr um einen Weltklassesegler, was Pete Burling übrigens ebenfalls ist, sondern um eine Teamleistung, die Trimmer und die beiden Steuermänner müssen sehr gut zusammenarbeiten und kommunizieren ein Weltklasse Segler reicht da nicht mehr. Da hatte ETNZ eben noch einige Vorteile. abgesehen davon muss das Technik Team eben ein dazu passendes Boot bauen und es schien als wäre das ETNZ Boot deutlich besser Segelbar, zumindest sah das in vielen Situationen, insbesondere in den Manövern deutlich souveräner aus. das bessere Team hat gewonnen, bei der nächsten Auflage stehen die Chancen von Ineos aber sicherlich nicht schlecht, die Lernkurve war nämlich sehr beachtlich.

      1. C.H.

        sagt:

        Auch wenn die Zahlen an einigen Stellen enge Rennen suggerieren, muss man am Ende doch feststellen, dass die Serie sehr deutlich an NZL ging! Auf dem Kurs hat GBR letztlich lediglich ein Rennen gewonnen, das andere gewonnene Rennen war schon vor dem Start entschieden – was sicher auch ein Erfolg von GBR war. Ich tue mich schwer damit, wie auch Carsten, immer wieder zu argumentieren, NZL hätte Glück mit Drehern und Windfeldern gehabt. Das mag einmal, gern auch zweimal funktionieren, aber sicher nicht nicht sieben Mal! Wie souverän NZL an Tag 5 zurückgekommen ist, fand ich schon sehr beeindruckend, da war der Abstand sehr viel größer als ein paar Winddreher… Kurze Rede, langer Sinn: Großen Respekt vor den Leistungen aller Teams! Insbesondere GBR hat über die Kampagne sicher die größten Schritte gemacht, am Ende muss ich zumindest aber doch feststellen, dass NZL ein Stück weiter als die viel bemühte Augenhöhe war – ob technisch oder seglerisch mögen andere analysieren.

  2. markusochs@bluewin.ch

    sagt:

    Carsten, Danke. Tolle Berichterstattung und Analysen aus Barceona.

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