Violette Dorange (24) wird nach ihrem 25. Platz bei ihrer ersten Vendée Globe als Star gefeiert. Ihr Erfolg beruht auch auf ihrer Präsenz in den Sozialen Netzwerken, wo sie 1,35 Millionen Follower gesammelt hat. Nun berichtet sie über „Müdigkeit, Zweifel und Ängste“.

Violette Doranges Aufstieg in der professionellen IMOCA-Szene verlief wie ein Disney Märchen. Die 24-Jährige schwimmt auf einer Welle des Erfolges und fügte sich scheinbar nahtlos in das Projekt mit Samantha Davies (50) ein, bei der sie an Bord ging. Ein logischer Schritt, der für Dorange ein Weiterkommen in ihrer sportlichen Karriere bedeutet.

Zwei Rennen ist sie bisher auf dem für sie neuen Foiler zusammen mit Davies gesegelt. Platz sieben bei der Course des Caps und vier jüngst beim Fastnet Race waren noch keine sportlichen Highlights aber das dürfte Dorange keine Sorgen machen. Vielmehr stellt sich für sie die Frage, wie es bis zur nächsten angepeilten Vendée Globe weitergeht. Bleibt sie beim INITIATIVES – CŒUR Projekt, aus dem Davies als Einhand-Skipperin aussteigt? Wäre sie nicht schon reif für einen Foiler-Neubau, mit dem sie höhere sportliche Ziele anpeilen kann? Wie kann sie ihren aktuell hohen Marketing-Wert am besten für einen neuen Deal in die Waagschale werfen?
Es gilt, Entscheidungen zu treffen. Und offenbar steht sie unter hohem Druck. Schließlich beruht ihr Wert für einen potenziellen Sponsor insbesondere auf ihrer Kommunikation in den sozialen Netzwerken. Dort wurde es zuletzt immer ruhiger um sie. Einige Fans machten sich schon Sorgen. Nun erklärt Dorange in einem längeren Post, was dahintersteckt:
„Ich bin euch etwas Transparenz schuldig.
Ich glaube, ich habe mich ein wenig verirrt.

Die letzten Monate waren unglaublich, aber auch sehr intensiv.
Ich habe viele Menschen kennengelernt, intensive Erfahrungen gemacht und bereue nichts, aber der Medienrummel hat mich erschöpft.
Ich habe zu viel Ja gesagt, weil mir alles wichtig erschien. Ich wollte keine Chancen verpassen.
Aber mit der Zeit kamen Müdigkeit, Zweifel und Ängste auf.
Ich konnte mich nicht so sehr meinem Sportprojekt widmen, wie ich es wollte.
Heute wird von einem Sportler viel erwartet: Leistung, Beständigkeit, aber auch Kommunikationsfähigkeit, und wir befinden uns in einem regelrechten Wettlauf um Likes. Das ist überhaupt nicht das, wonach ich strebe.

Mein erstes großes Ziel war es, die Vendée Globe zu beenden.
Heute ist meine größte Herausforderung, ein solides Projekt aufzubauen, Fortschritte zu machen, zu lernen aber vor allem mir selbst treu zu bleiben.
Ich bin mit den sozialen Netzwerken aufgewachsen.
Sie waren schon immer Teil meines Lebens: Wie viele andere habe ich mich von Kreativen inspirieren lassen, die es verstanden haben, Geschichten zu erzählen, zu vermitteln und zum Träumen anzuregen.
Das ist es, was ich auch liebe: teilen, Geschichten erzählen, hinter die Kulissen blicken lassen… und vielleicht auf meine Weise andere dazu inspirieren, etwas zu wagen und an ihre Projekte zu glauben.
In letzter Zeit haben wir vielleicht zu viel gegeben, zu viel gewollt, zu sehr versucht, überall dabei zu sein.
Das Ergebnis: Ich bin erschöpft.
Körperlich.
Geistig.

Es gab auch ein sehr wichtiges Projekt, ein Projekt im Hintergrund, das mir viel Energie, Zeit und Selbstreflexion abverlangt hat. Es war intensiv, aber ich bin so stolz darauf und kann es kaum erwarten, es euch (bald) zu zeigen.
Nach all dem möchte ich diesen Sommer Abstand gewinnen, eine Pause von den Medien und sozialen Netzwerken machen: Um mir Zeit zum Ausruhen zu nehmen. Um Zeit mit den Menschen zu verbringen, die ich liebe. Um Zeit zu haben, die Fortsetzung meines Projekts aufzubauen.
Denn letztendlich ist es schon ein Schritt in Richtung der besten Version seiner selbst, sich diese Zeit für sich zu nehmen.
Vielen Dank für all eure Nachrichten und eure Unterstützung.
Bis bald!“
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