Die beiden Globe40 Youngster aus Deutschland sind zufrieden, ihre erste Doldrums- und Äquator-Passage geschafft zu haben. Aber sportlich läuft es nicht, wie erhofft.

Lennart Burke und Melwin Fink ist die Ungeduld anzumerken. Sie wollen unbedingt raus aus der Flaute, um den beiden vorausliegenden Gegnern weiter Druck zu machen. Aber es will nicht so richtig klappen. Nach dem Etappenstart in Mindelo hatten sie noch frohlockend kurzzeitig die Führung in der Acht-Boote-Flotte übernommen und damit das Potenzial ihrer Class40 gezeigt. Aber als sie dann auf dem langen Weg um Kapstadt herum nach La Réunion die ersten Flautengebiete der Doldrums erreichten, verloren sie nach und nach den Anschluss zu den voraussegelnden Belgiern und Franzosen.

In ihren Video-Updates zeigen sie offen, wie zerknirscht sie sind, und machen dadurch ihren Anspruch deutlich, auf Augenhöhe segeln zu wollen. Aber die Slalomkurse zwischen Regen-Squalls und Flauten gingen ihnen nicht gut von der Hand. Der Anschluss wurde schnell verpasst. Und irgendwann wurden Meter zu Meilen, weil die beiden Führenden den frischeren Wind zuerst erreichten.
Melwin Fink erklärte am Wochenende: „Es ist crazy hier – so krasse Wolken! Es war ein spannender Tag mit ein bisschen Flaute und ein bisschen Wind. In einer Flaute haben wir zu spät reagiert, und die anderen beiden sind uns abgehauen … aber das wird schon wieder…“
Bisher ist das noch nicht geglückt. Der Rückstand wuchs auf aktuell 150 Meilen, und immer noch sind die Spitzenreiter im frischeren Wind schneller. Angesichts von fast noch 6000 zu segelnden Meilen ist das eine mental schwierige Situation, denn der erhoffte Wettkampf, der über die noch durchzuhaltende Entfernung hinweghelfen sollte, ist weniger ablenkend geworden.

Von hinten droht von den älteren Booten wie erwartet keine Gefahr. Allein der Vergleich mit den beiden anderen Class40-Scows voraus ist für die beiden wichtig. Umso härter mag es psychologisch sein, wenn sie gegenüber den erfahreneren Teams weiter den Anschluss verlieren. Aber auch das sind wohl Lektionen, die man bei solchen Offshore-Abenteuern lernen muss.
Melwin Fink schilderte am Samstagabend den möglicherweise entscheidenden Moment: „Es ist crazy hier – so krasse Wolken! Es war ein spannender Tag mit ein bisschen Flaute und ein bisschen Wind. In einer Flaute haben wir zu spät reagiert, und die anderen beiden sind uns abgehauen … aber das wird schon wieder…“ (Anmerkung: Dieser Absatz ist eine Dublette des Zitats von Melwin Fink weiter oben im Text.)

Am Montagabend gab es dann einen Überraschungsgast an Bord, der für Abwechslung, aber auch ein wenig Aufregung sorgte. Eine Schwalbe machte Rast auf der Class40 und nutzte den Aufenthalt an Bord auch gleich für einen Besichtigungsflug unter Deck. Dies gefiel den jungen Seglern dann weniger, und sie verschlossen kurzerhand den Einstieg, als der neugierige Vogel wieder im Cockpit gelandet war, wo er zur Belohnung mit Pumpernickel verwöhnt wurde.
Die junge deutsche Crew gibt sich kämpferisch. Es kann aber eine Zeit lang dauern, bis sie wieder eine Chance zum Aufholen bekommen. Ein wenig Glück gehört dazu. Das Wetter muss sich so entwickeln, dass die Spitzenboote langsamer werden. Es kann sein, dass ein solches Szenario erst am Schluss der Etappe außerhalb der Passatwinde eintritt.
Vielleicht kommt es auch überhaupt nicht dazu. An fast gleicher Stelle hat Boris vor einem Jahr in den Doldrums den Anschluss bei der Vendée Globe verloren. Und ungewöhnlicherweise tat sich für ihn danach kein Wetterfenster mehr auf, um weiter im Feld nach vorne zu segeln.
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