In den sozialen Medien Italiens wird derzeit heiß über die ungewöhnliche Dragon 48 DolceVela diskutiert: Ein Boot ohne Großsegel, dessen Mast extrem weit hinten steht und das ausschließlich von Vorsegeln angetrieben wird. Ein Projekt, das Reduktion, Komfort und Performance in bislang selten gesehenem Maße vereint.
Wie oft haben wir hier auf SR nicht schon über Innovationen und Modifikationen im Segelsport geschrieben? Nahezu all’ diese Ideen, Visionen und Träume – ganz egal, ob realisierbar oder nicht – hatten einen gemeinsamen Nenner: Sie sollten die Boote schneller, leistungsfähiger und/oder weitreichender machen.
Dass dabei häufig Unannehmlichkeiten, Kompliziertes, Teures bis hin zu Unzumutbarem in Kauf genommen werden mussten, war eher die Regel als die Ausnahme. Denken wir nur an Foils, Innovationen im Rigg, Scow-Bug, flache Rümpfe, Chines etc. Eher selten ging es dabei um Konzepte, die Verringerung oder Minimierung im Sinn hatten, vielleicht sogar die Reduktion auf das Wesentliche: Vortrieb durch Wind im Segel, bei einfacher Handhabung, mit viel Komfort, erhöhter Sicherheit und möglichst geringem Verlust an Segelperformance. Liest sich wie „kaum zu realisieren“? Irrtum.
Nur Vorsegel, „mast aft“
Vor nunmehr einem Jahr präsentierte die italienische Werft Vismara Marine per Video ein unter Segeln höchst befremdlich wirkendes Boot. Eine Dragon 48 Vintage namens DolceVela (nomen est omen, wie wir später noch sehen werden), segelte damals ausschließlich unter Vorsegeln auf der Adria. Aber nicht, weil der Skipper zu faul war, das Großsegel zu setzen – dasselbe war gar nicht erst vorgesehen!

Der Mast der Yacht war und ist extrem weit hinten positioniert, der Vortrieb geschah ausschließlich mit einer proportional riesig anmutenden Genua (104 qm), einer Fock (52 qm) und Code Zero (104 qm). Der 48-Fußer war selbst bei leichten Winden flott unterwegs, bei auffrischendem Wind segelte das Boot relativ aufrecht, mit wenig Abdrift korrekte Höhe, zudem fielen die leichtgängig wirkenden Manöver auf.
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