Deutscher Segler entgeht in Venezuela knapp einem Piratenangriff

Nach Feuer-Überfall an die Kette gelegt

Der Piraten-Angriff fand bei der Insel Los Testigos in Venezuela statt.

Schon der Beginn des Törns verlief unglücklich. Bei starkem Wind und Welle gegenan, erlitt das Großsegel einen Schaden und machte einen ungeplanten Zwischenstopp bei Puerto Azul nötig. Meth reparierte das Segel im Hafen selbst und peilte danach Isla De Margarita an, wo er Diesel und Verpflegung für den Törn nach Grenada bunkerte.

Am 12.12.2010 ging der Anker auf für die Passage von Isla De Margarita nach Grenada. Gegen Mittag kreuzte 20 Meilen westlich von Los Testigos ein unscheinbares Fischerboot den Weg der „Oyster“. „Es kam plötzlich mit hoher Geschwindigkeit direkt auf uns zu“, schreibt Meth an Trans Ocean. „Wir wussten sofort, das war keine freundliche Besuchsabsicht.“

Das Schiff stoppte etwa 30 Meter vor der deutschen Yacht. Die sechsköpfige Crew verlangte längsseits genommen zu werden. Offenbar handelte es sich um Piraten. „Aber wir gaben Vollgas und fuhren auf sie zu. Als das Boot längsseits von uns war, eröffnete die Besatzung das Feuer aus Pistolen und einem Maschinengewehr“, sagt Meth.

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„Wir hatten natürlich keine Waffen an Bord. Ich rannte nach unten um einen Feuerlöscher als Waffe zu holen. Jürgen erwiderte das Feuer mit einer Leuchtrakete aus der Hand. Plötzlich sind die Piraten wieder davon gefahren. Wir wissen jedoch nicht warum. Ob einer getroffen wurde?“

Die Crew der „Oyster“ blieb nach Angaben des Skippers wie durch ein Wunder unverletzt. Das Schiff sei unter Wasser getroffen worden, allerdings nur mit Streifschüssen. Im Segel finden sich vier Durchschüsse und im Bimini zwei.

Meth sagt: „Da wir nur zwei Leuchtraketen an Bord hatten, quälte uns die Frage: Was machen wir, wenn die zurück kommen? Gott sei Dank, kamen sie nicht.“ Er rief per Funk um Hilfe, und nach einer halben Stunde meldete sich ein Fischer aus Los Testigos, der die Costguard benachrichtige. Sie schickte der „Oyster“ ein Schiff entgegen, dass sie nach Los Testigos begleitete.

Der Vorfall schien ein glückliches Ende zu nehmen. Aber auf den Islas Los Testigos begann der Papierkram. Das Boot wurde durchsucht, die Papiere gecheckt, Protokolle geschrieben. „Wir mussten eine genaue Schilderung des Angriffs geben. Erst am nächsten Morgen durften wir weiterfahren. Aber nach einer halben Stunde auf See, wurden wir per Funk von er Costguard zurück gerufen.“ Am Nachmittag befahl der Kommandeur die Rückreise nach Isla De Margarita.

„Zu unserem Schutz kamen zwei bewaffnete Soldaten mit. Im nachhinein betrachtet, war das kein Begleitschutz, sondern sie sollten sicherstellen, dass wir auch wirklich zurückfahren nach Isla De Margarita.“

Dort begannen die echten Probleme. Die Befragungen wurden intensiviert. Meth musste bei einem vereidigten Dolmetscher eine Aussage zum Übersetzen niederschreiben.

Die „Oyster“ ist in Venezuela angemeldet und benötigt deshalb venezolanische Lizenz. Aber bei der Überprüfug stellte sich heraus, dass dass diese Lizenz, die vom Kommodore der Marina in Puerto Cabello erteilt war, eine Fälschung ist.

Ein weiteres Dokument wurde von der Behörde ebenfalls als Fälschung angesehen. Sie folgerte, dass damit auch die Besitzverhältnisse für die Yacht unklar seien. Dabei ist Meth im Besitz eines notariell beglaubigten Kaufvertrages.

Der Deutsche ist verzweifelt. Nach dem überstandenen Feuer-Angriff hat er nun ganz andere Probleme. Er schreibt an Trans Ocean: „So sitze ich hier ohne gültige Papiere, ohne kompetente Hilfe, ohne Sprachkenntnisse, ohne Internetanschluss und darf das Boot nicht bewegen. Bis das alles geklärt ist, können nun Wochen oder Monate vergehen. Die Behörden arbeiten hier sehr langsam.“

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

3 Kommentare zu „Deutscher Segler entgeht in Venezuela knapp einem Piratenangriff“

  1. Uz sagt:

    Man muss die Drogen bezahlen die man schuggeln will.

  2. norbert pohl sagt:

    Interessante Version, ich kenne andere.
    Aber als Exeigner kann ich nur sagen dass dieser Herr alles so gemacht hat wie man es nicht machen soll aber immer noch die Meinung vertreten wird: Schuld haben nur die anderen.
    Detaillierter will ich hier nicht werden da dies keinem mehr hilft, Das Schiff ist frei und kann sich frei bewegen.
    Der Grund warum es an der Kette lag ist illigales Einreisen und illigale 5 taegiger Aufenthalt in Margarita und Verdacht auf Drogenschmuggel, diese Details sind dem Herrn Meth aber wohl entfallen.

  3. Hallo

    sorry, aber in der Schifffahrt spricht man von “ in die Kette legen „, und nicht
    an.. Es wird immer wieder falsch gemacht. Aber ein Schiff ist kein Hof-Hund,
    der an die Kette kommt. Der Ausdruck kommt wohl von dem Umstand, dass
    eine Kette quasi um das Schiff gelegt ist, damit es nicht weiterfahren kann.

    Gruß Jan Schlesiger

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