Knarrblog Sommertörn: 13 Stunden von Læsø nach Grenaa – Teil B

Meilen fressen im Kattegatt

Schon der Abstecher nach Læsø wird sportlicher als geplant. Im Halbdunkel machen wir nach einigen Kreisen die Leinen als viertes Boot im Päcken fest. Eine Schwedin hat Angst, dass wir beim drohenden Nacht-Sturm die anderen Schiffe herumziehen und schickt ihren Mann ins Gummiboot, um für uns einen Heckanker zu platzieren.

Irgendwie stecken wir schon wieder tief in der Rückweg-Tristesse. Ich komme nicht dazu, einen Fuß an Land dieser Insel, die als eines der Ostsee-Traumziele gilt. Eine Sünde. Aber früh am Morgen sind wir wieder unterwegs. 60 Meilen bis nach Grenaa. Hoch am Wind in den Linksdreher rein bei Anholt, Wende und dann hoch am Wind nach Dänemark.

Die Matrosen übernehmen auch ihren Anteil @ SegelReporter.com

Mutterseelenallein im Kattegatt. Wer kreuzt schon gegenan. Segeln auf hoher See. Die Omega 40 kracht exzellent durch die Wellen. Die Kids schlafen viel, lösen uns hin und wieder beim Steuern ab und machen eigentlich gute Miene zum bösen Spiel. Niemandem wird schlecht. Dabei bockt der Kahn eigentlich recht heftig.

Aber mehr als ein Knoten Gegenstrom bremst. Aus sechs Knoten durchs Wasser werden oft nur viereinhalb über Grund. Vor Grenaa sind es sogar zwei, obwohl ich möglichst nahe im flacheren Wasser am blinkenden Leuchtturm passiere. Der Wind nimmt auf eine gute fünf zu. Es wird dunkel. Die zahlreichen Lichter der diversen Einfahrten des Fährhafens irritieren.

Nach hartem Kampf mit dem schlagenden Großsegel in dem immer stärker werdenden Wellengang passieren wir schließlich die Einfahrt und hoffen auf einen freien Platz. Der Hafen sollte groß genug sein, aber er ist dicht. Nicht einmal die wummernden Töne einer Rock-Live-Show hat die Yachtie-Gemeinde auseinandertreiben können.

"Der Kahn" bockt recht kräftig © SegelReporter.com

Es ist immer wieder ein Abenteuer, mit dem 42 Fußer durch den Hafen zu kreiseln. Der Radeffekt zieht das Heck extrem nach Backbord und nervt oft gewaltig im engen Manöver. In den Masten beginnt es immer stärker zu pfeifen. Irgendwo muss doch etwas frei sein.

Kreatives scannen der Optionen ist gefragt. Ein freundlicher Schwede ruft herüber. An der Tankstelle soll noch ein Plätzchen frei sein. Endlich fest an der Hallberg Rassy eines Dänen. Wieder war es ein 13-Stunden-Törn.

Klar, der Weg ist das Ziel. Und man kann dem sonnigen Törn bei mittelhartem Wetter auch seine faszinierenden Seiten abgewinnen. Aber so lange muss es dann doch nicht sein.

Es wird nicht besser. Am nächsten Tag sind wir in Grenaa eingeweht. Es stürmt und schüttet. Erst nachmittags kommt die Sonne raus. Beim Meilenfressen hilft das nicht. Deshalb sieht der geänderte Plan heute vor: ablegen um fünf Uhr morgens. Mal sehen, ob wir aus den Federn kommen.

Knarrblog Sommertörn 2011 :
3. Teil: Trügerischer Traumspot
2. Teil: Tauchspaß im Hafen
1. Teil: Entspannt in die Nacht

 

Eine Antwort zu „Knarrblog Sommertörn: 13 Stunden von Læsø nach Grenaa – Teil B“

  1. Manfred

    sagt:

    Moin,
    Wieder klasse geschrieben. Liest sich beinahe so, als wenn ihr auf nem Meilennachweis Törn seid.
    Naja, wenn man so ein Hochseeschifferpatent machen will…

    Smooth sailing!

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