Volvo Ocean Race: SCA Team wieder eingefangen – nun auf extremem Südkurs

Wie gewonnen, so zerronnen

Team SCA trifft Pilotwale:

Dongfeng Einblicke:

Nach der Passage der Straße von Gibraltar beim Volvo Ocean Race und einer spektakulär herausgesegelten 20 Meilen Führung ist das Frauenteam wieder eingefangen worden. Abu Dhabi hat eine knappe Führung übernommen.

Es hätte der Move des Rennens werden können. Normalerweise warten nach der Gibraltar-Passage die Passatwinde und katapultieren die Boote über den Atlantik. Wer die Autobahn gen Westen zuerst erwischt, kann eine hübsche Führung heraussegeln. Die Frauen hätten von ihrem Coup im Mittelmeer maximal profitieren können.

SCA Team, Volvo Ocean Race

Diskussionen vor den Bildschirmen. Das Navi Team von SCA berät die Optionen. © Corinna Halloran/Team SCA

Aber diesmal ist es anders. Der Passat ist blockiert, die Flotte kreuzt weiter gegen den Wind und das SCA Team segelten wie gegen eine Wand. Die Positionsmeldungen sind wenig aussagekräftig, wenn die Boote nicht in direkter Linie zum Ziel segeln. Es geht darum, ein neues System schnell zu erreichen. Und so schienen die Frauen, das Rennen gen Norden gewinnen zu wollen.

Aber schließlich stellte sich heraus, dass sich diese Entscheidung nicht besonders ausgezahlt hat. Im Kielwasser rückten gar Dongfeng und Mapfre auf die Pelle und nach der Wende gen Süden lag das Feld wieder eng beisammen. Der Querabstand zwischen den am extremsten positionierten Booten beträgt nur zehn Meilen.

Ian Walker, Volvo Ocean Race

Ian Walker steuert Abu Dhabi bisher souverän durch die Flauten und liegt in Führung. © Matt Knighton/Abu Dhabi Ocean Racing

Die Intensität des Rennens in dieser Phase ist brutal. Wenn noch keine Vorentscheidung gefallen ist, wenn sich ständig der Wind ändert, wenn die Gegner permanent in Sichtweite sind, ist an Schlaf kaum zu denken. Jeder kleinste Trimmfehler macht sich sofort bemerkbar. Jede zögerliche Kursänderung kann bestraft werden.

Nun segelt die Flotte wieder Richtung Afrika und SCA ist aus der nördlichsten in die südlichste Position gerutscht. Das sagt schon etwas aus über den Zugang zu diesem Rennen. Die Frauen wollen sich nicht verstecken und scheuen keine Risiken. Das ist sehr respektabel, kann aber auch ziemlich in die Hose gehen, wenn man sich immer an den Ecken der Flotte befindet. Aber Gibraltar hat ihnen offenbar Mut gemacht und das nötige Selbstvertrauen gegeben.

Der strategische Ansatz der Rennfavoriten und zurzeit Führenden vom Abu Dhabi ist deutlich konservativer angelegt. Eher in der Mitte halten, kontrolliertes Risiko und dann im richtigen Moment zuschlagen. So machen es die Champions. Der Plan geht im Moment auf.

Die berfürchteten Schwierigkeiten scheint dagegen jetzt das Vestas Team zu bekommen. Platz zwei nach Gibraltar aber danach sahen die Spätstarter mit dänischem Sponsor besonders zuletzt im direkten Zweikampf mit Brunel sehr schwach aus. Wenn der Schlenker nach Westen mit einem spitzeren Winkel zum Wind nicht taktischer Art sein sollte, dann wurde doch ein Speed-Defizit bei den gerade herrschenden Bedingungen aufgedeckt.

Bei der Präsentation des Volvo Ocean Races wird deutlich, dass sich der Output der On Board Reporter deutlich verbessert hat. Der Fan wird von Videos geradezu überflutet. Man ist näher an Bord als je zuvor. Ein Rückschritt ist aber beim Tracker erfolgt. Im Vergleich zum Standard und insbesondere zum vergangenen Rennen besitzt das Teil nur rudimentäre Fährigkeiten. Erstaunlich, dass man gerade in diesem Bereich die Leistung zurückgefahren hat.

Volvo Ocean Race Tracker

Volvo Ocean Race Website

Vergleich der Teams

Durchschnittsalter

Team Brunel – 38.5
Team Vestas Wind 37.6
ADOR – 35.1
MAPFRE 34
Team SCA – 33.9
Alvimedica – 31.6
Dongfeng Race Team – 30.5

VOR Erfahrung

ADOR – 20 VORs
Team Brunel – 18 VORs
Team Vestas Wind – 15 VORs
MAPFRE 13 VORs
Alvimedica – 4 VORs
Dongfeng Race Team – 3 VORs
Team SCA – 3 VORs

Vestas, Volvo Ocean Race

Konzentrierte Anspannung auf Vestas vor der tief stehenden Sonne. © Brian Carlin – Team Vestas Wind

On Board Atmosphäre auf Vestas:

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

2 Kommentare zu „Volvo Ocean Race: SCA Team wieder eingefangen – nun auf extremem Südkurs“

  1. o nass is sagt:

    „Der Fan wird von Videos geradezu überflutet.“
    Und wo genau werden denn all diese Videos gezeigt? Auf der offiziellen Seite finde ich wenig, im Broadcast-Sektor ist das auch nur mau.

  2. Sven 14Footer sagt:

    Da sind sie wieder, die tollen Rennanalysen von Carsten Kemmling. Vielen Dank dafür! Die habe ich doch den ganzen Sommer so sehr vermisst.
    Jetzt brauche ich nicht selber auf den Tracker und die News der VOR Seite schauen. Das ist m.E. der große Wert von Segelreporter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert