Bente 24: Designfragen

Die kleinen großen Dinge

Gerade in den Details steckt oft viel mehr Überlegung, als man denkt. Einblicke in die kleinen großen Fragen bei Bente.

Man möchte meinen, dass eine simple Stufe im Niedergang in ein paar Minuten entworfen wird. Der erste Entwurf ist auch schnell gemacht, aber dann folgen die Zusammenhänge und Fragen. Denn die Stufe kann in einer 3D Zeichnung zwar platziert werden und frei schweben, doch braucht sie auf dem echten Boot etwas, woran sie befestigt wird. Und wenn das nicht da ist, muss auch das gezeichnet werden. Befindet sich – wie bei Bente – eine optionale Nasszelle in der Nähe, muss die Stufe so gezeichnet sein, dass sie nicht zu nah an der Tür ist oder gar ungewollt als Türstopper fungiert. So feilt man also hier und da an einer Stufe herum, über die sich später niemand Gedanken machen wird – und darf. Denn sie muss einfach da sein, halten, in sinnvoller Höhe angebracht werden und möglichst nie auffällig werden.Bildschirmfoto 2015-04-30 um 09.02.29

Alexander sitzt seit Wochen an diesen „Kleinigkeiten“, die aber oft über Wohl und Übel entscheiden.

Heckansicht
Heckansicht

Eine der schwierigsten Aufgaben in der letzten Zeit war zum Beispiel der Entwurf der Pinne. Welche Form? Wie lang? Welches Material? Wie muss sie gebogen sein? Wie groß der Abstand zwischen Sitzbank und Pinnengriff? Und wie soll der Griff sein? Wie steht es mit der Ergonomie? Und wie groß oder klein muss der Einschlag der Steuerung sein? Passt an die Pinne eine Verlängerung, ein Autopilot?

Wir haben uns schliesslich für eine Pinne entschieden (siehe Zeichnung). Diese wird für den Prototypen erst mal aus Aluminiumrohren gefertigt. So können wir – wenn es nötig ist – auch „mal das Teil überm Knie am Steg passend biegen“ (O-Ton Alexander).

Messwirrwarr
Messwirrwarr

An Pinne und Ruder hat Alexander mehrere Tag- und Nachtschichten gesessen. Allein an der reinen Optik des Ruderkopfs könnte man sich Wochen aufhalten. Schliesslich soll das alles zu den Linien des Bootes passen. Und wenn man die Optik fertig hat, muss die Funktion natürlich noch einmal überprüft werden. Eines hängt vom anderen ab. Und dann kommt die Skype-Konferenz und ein Fahrtensegler mit Hund hat Änderungswünsche 😉

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal während eines Telefonates messe, wie breit meine Füsse sind, und ob die beim betreten des Bootes zwischen Klampe, Bugkorb und Furler passen.

Bildschirmfoto 2015-05-02 um 15.23.49

So vergingen die letzten Wochen mit dem Design von Klotür, Kochkiste, Stufen, Reling, Bug- und Heckkorb, Farben der Leinen, Farben der Folien, Anpassen der Innenstruktur, Ansatzpunkt des Vorstages, Platzierung der Motorhalterung, Platzierung von Beschlägen und Winschen, Höhe des überarbeiteten Dodgers, Höhe des Baumes, Position des Niederholers und des Boomstruts, Farbe des Innenraumes, Farbe und Stärke der Polster, Position der Schoten und Fallen, Schnitt der Segel, Farbe der Segel, Farme der Trimmstreifen und und und. Nahezu jedes Kleinteil wurde besprochen, durchdacht, verworfen, geändert.

In den letzten Tagen jagte dann eine 3D Zeichung die andere und wurde zur Werft geschickt, um die Bauteile umzusetzen.

Bildschirmfoto 2015-05-02 um 15.20.35

Ganz abgeschlossen ist der Prozeß noch immer nicht. So werden wir in den nächsten Tagen alles nochmal auf Funktion, vor allem aber auf Ergonomie überprüfen. Erst wenn wir bspw. wissen, wo genau in der Serie die Winschen sitzen müssen, wird das dann an die werft geschickt, die dann den Sockel in der Form platziert.

Bis Neustadt können wir noch verbessern. Danach fängt der Serienbau an. Ende Juli soll die erste Bente fertig sein.

Als nächstes schreibe ich mal was zu den Tests auf dem Wasser.

 

6 Antworten zu „Bente 24: Designfragen“

  1. Ne gut. Jetzt wo du sagt es sind nur die Kleinigkeiten die zum „B“ fehlen ist fein. Und der Dodger mach für mich wirklich Sinn. Steht dem Boot ausgesprochen gut und sieht wesentlich besser aus als eine bescheuerte SprayHood die nach eine Saison ausgebleicht ist.!.

    Man erhält wirklich wenig Informationen im WWW über die unterschiede der Kategorien deshalb meine frage. Und zum Gewicht…. wollt halt wissen ob ich meine Wachmaschine mitnehmen kann oder nicht.!.

  2. Jetzt wissen wir auch, weshalb die großen Werften keine kleinen Boote anbieten. Das lohnt sich einfach nicht. Mal so ’ne Frage beiläufig: Wie groß wird denn die Zuladung sein? Bente soll ja in erster Linie eine Fahrtenyacht sein! Und wo genau ist der Unterschied zwischen einer „C“ Bente und einer „B“ Bente? Hab ich erst heute gesehen, dass in den technischen Daten „optional B“ steht? Was für einen Preisunterschied wird es da geben? Vielleicht könntest du uns auch mal die groben technischen Unterschiede zwischen „B“ und „C“ erläutern.

    1. Moin.

      Dazu schreibe ich noch in den nächsten Tagen was. Wir stellen die Spezifikationen bis zur Neustädter Messe detaiiliert zusammen.

      Ob Kat. B oder C hängt letztlich nur von der Zusatzausstattung ab.

      1. Okay, bin halt von „B“ ausgegangen. Es stand nie „C“ zur Debatte. Bin mir auch nicht sicher ob „C“ schon immer im Datenblatt stand.

      2. big BEN64

        sagt:

        Also die Kategorie B, welche seit Anbeginn des Projekts beworben wurde, erreicht man nur mit kostenpflichtiger „Zusatzausstattung“?

        Andererseits ist der berühmte Dodger, welcher keine Segelfunktion erfüllt, sondern allenfalls beim Winschen stört und die Stehhöhe begrenzt, im Grundpreis enthalten.

        Man muss halt Prioritäten setzen, ist klar. Wie hieß es noch so schön: Der Dodger macht „Sinn“. Offenbar mehr Sinn als Sicherheitsfeatures.

        1. Ja, das ist nicht Bente spezifisch, das ist so.

          Feuerlöscher, Reling und Co. sind da ausschlaggebend.

          Lässt man die Reling weg, bekommt man keine B.

          Zum Dodger: Ich bin erstaunt, wie gut Du den kennst. Bist Du Bente schon gesegelt?

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