Bente ist kein Crowd-Design-Projekt. Dennoch haben Internetdiskussionen das Projekt entscheidend beeinflusst.
Etwa vier Wochen, nachdem 2014 die ersten Artikel über unser Vorhaben veröffentlicht wurden, habe ich mir mal eine Liste gemacht. Auf der standen Vorschläge, was die Leute auf einem 24 Fuss Boot haben wollten. Darunter fanden sich unter anderem die vier folgende Punkte, die ich mal exemplarisch anführe:
Badeplattform
Stehhöhe
Geschlossenes Heck
Toilette
Liest man diese Punkte, verschwindet schnell die Vorstellung von einem modernen, schnell segelnden Boot mit niedrigem Einstandspreis. Die Toilette war allein wegen der echten Bente beschlossene Sache. Der Rest liess eher einen Wurstwagen vermuten, ein Boot wie ein Döner: „Mit alles“. Wir haben diese Punkte dennoch niemals ausser Acht gelassen.
Rund 1,85m Stehhöhe haben wir unter dem Dodger erreicht. Wegen dem asymetrisch geschnittenen Niedergang und dem großen Schiebeluk auch auf einer ziemlich großen Fläche, wenn man die Bootsgröße beachtet. Das war auch wegen der Diskussionen ein Ziel.
Dieter Thomas Heck
Bleibt von diesen stichprobenartig genannten Punkten noch die Badeplattform und das geschlossene Heck. Beides wird umgesetzt. Denn wir wollen eine Lösung schaffen: Das optionale GFK Teil, welches das Heck verschliesst – genannt „Dieter Thomas Heck“ – soll mittels Aufhängung auch so klappbar und nutzbar sein, so dass man sich drauf setzen kann. Mal sehen, ob das klappt. Es steht auf dem Zettel.
Aber nicht nur im Bezug auf einzelne Austattungsmerkmale waren die zahlreichen Kommentare und teilweise sehr heftigen Diskussionen für uns oftmals viel wert. Denn wir konnten herausfinden, wie weit man gehen kann. Wie offen die Menschen da draussen sind. Und worauf sie wert legen.
Zwar musste man viele Kommentare auch ignorieren oder belächeln, in der Gesamtheit allerdings konnte man oft Richtungen und Wünsche erahnen.
Viele konstruktive Kritiken und Ideen kamen übrigens gar nicht erst an die Öffentlichkeit, sondern wurde per Mail oder PN an uns geschickt. Eine nicht unerheblich große Zahl an Followern und Lesern hat sich schlichtweg nicht getraut, sich dem Haifischbecken auszusetzen und deshalb den direkten Kommunikationsweg gesucht.
Im Haifischbecken
Doch gerade auch dieses Haifischbecken kam uns in dem gesamten Projekt zu Hilfe. Denn wir brauchten viel Aufmerksamkeit, um Industriepartner zu finden. Und emotional geführte Diskussionen fallen nun mal mehr auf als Kuschelecken.
Zusammengefasst wäre Bente sicher nicht das, was sie nun wird. Das „Open-Boat“ Projekt hat unterm Strich gut funktioniert. Das hat viel Basisarbeit, gute Nerven, Leidensfähigkeit und auch viel Lernwilligkeit erfordert.
Auffällig ist jedoch eines: Nur selten wurden Vorschläge gemacht, die sich auf die reinen segelspezifischen Dinge bezogen. In den meisten Fällen ging es um Ausstattung. Nur der Zweisalingsmast ohne achterlicher Verstagung war oftmals Thema. Wir werden den Proto sowohl mit Achterstag als auch mit Backstagen testen.
Am kommenden Wochenende schwimmt Bente. Zunächst im Stealth-Modus. Später dann unter öffentlicher Begleitung. Und auch da wird es sicher wieder hoch hergehen. Segelspezifisch. Auch das wird uns sicher weiterbringen.
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