DIGGER: Bananaboot „Tour“, Teil 2.

„Hauptsache auf dem Wasser“

Auch der zweite Tag der geplanten Banana Boot Tour lief anders als gedacht.

„Guten Morgen ihr Camper!“ Im Vorbeigehen grüßt jemand durch das einen kleinen Spalt geöffnete Zelt. „Ist euch nicht kalt?“ Ich versuche gerade, auf dem Gaskocher einen Kaffee zu machen. Die Alubecher sind ein Fehlkauf weil sie die ersten 2 Minuten die Lippen verbrennen und nach 3 Minuten der Kaffee eiskalt ist. Man hat also nur Minute 2-3 um den Kaffee zu trinken. Wieder mal ein Fehlkauf.

Kalt war diese Nacht gar nicht. Draußen waren es so 8-10-12 Grad. Und es ist noch sonnig. Ich hatte extra wegen der niedrigen Temperaturen eine 140 cm breite Luftmatratze besorgt, eine Fleecedecke mitgenommen und bei Decathlon einen „Comfort“ Schlafsack für uns beide geholt. Rum-Cola macht auch nicht gerade kalt. Polly ergibt zusätzliche Wärme, aber auch durchgehendes, nächtliches Gerangel um die besten Plätze. Dummerweise gewinnt sie immer.

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Wolln wir mal los?

Während wir uns also bei einem fantastischen Gaskocher-Kaffee die Lippen verbrennen, überlegen wir, was wir machen. Ein Tag fehlt uns bereits und der Blick auf das Wetter verheißt auch an diesem Morgen nichts Gutes. Kälte, viel Wind und Gewitter waren angesagt. Außerdem ist uns seit dem Vortag bewusst, dass wir mit dem ganzen Geraffel an Bord wohl auf den Havelgrund sinken werden. Ohne Zeltgepäck macht es jedoch irgendwie wenig Sinn zu zelten. „Was soll’s. Bleiben wir halt hier mit dem Zelt und segeln auf dem See herum. Ist doch schön hier.“ Mein Einfall als solches war zwar eine Notlösung, aber dennoch reizvoll. Schließlich habe ich das Boot mit einem 2,4 qm Doyle High Tech Groß und einem 2,6 qm Istec Gennaker übertakelt. Also genau das Richtige für Berliner Gewässer absegeln, auf denen ja nie Wind ist.

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Echt dumme Tassen

„Das geht schon seit zwei Wochen so, völlig ungewöhnlich. So viel Wind haben wir nie.“ Kurze Zeit später stehe ich mit einem Segler des FSJ am Steg und ein kalter Nordwest bläst uns entgegen. Die Messwerte am Tegel Airport spucken 5-6 Bft. aus. Zu viel für das übertakelte Mini Boot ohne Ballast. Und zwar viel zu viel. Ein einziges Segelboot, eine 25er Dehler, sehen wir an diesem Tag draußen, den anderen ist scheinbar zu viel Wind.

Schön, kalt, windig.
Schön, kalt, windig.

Zurück ins Zelt, das durch die Sonne jetzt innen echt warm ist. Sektfrühstück mit eingeschweißten Sandwiches von LIDL – lecker! Danach einkaufen gehen.  Grillzeug, Nudelsalat, Fertiggrill, ein paar Flaschen Getränke, Brot. Gewicht ist nun ja egal.  Beim Einkauf im Hundenetto denken wir uns dazu einen neuen Plan für den Tag aus, an dem nun nicht gesegelt werden kann.

Mein nächster Vorschlag war eine Supernotlösung: „Ist mir scheißegal! Hauptsache aufs Wasser. Dann motoren wir halt auf dem See herum und lassen den Mast an Land.“ Was will man auch anderes machen? Hauptsache auf dem Wasser, denke ich mir.

Sonnenstrom
Sonnenstrom

Etwas später legen wir das 260 cm Plasteteil ab. Unglaublich, wie viel Unterschied unsere nun fehlende Zuladung macht. Der Torqeedo schiebt das kleine Boot mit dem 3 Flügel Prop ordentlich nach vorn und bei 3,5 Km/h Fahrt zeigt er 28 KM Restreichweite an. Ach.. Havelbaude… So nah und doch so fern.. „Nächstes mal suchen wir uns Hotels am Wegesrand oder fragen jemanden, ob der unser Gepäck rumfährt.“ Anjas Ideen sind irgendwie besser als meine.

Was macht man nun als Ostseesegler auf einem See, der kleiner ist als die Arnisser Breite (deren Begriff „Breite“ sich mir bis heute nie erschlossen hat)? Rumeiern. Manche nennen es auch Rumdiggern.

Rumdiggern
Rumdiggern

Langweilig? Gar nicht. Großartig! Wir müssen uns an diesem Tag zwar eindeutig zu den Motorbootfahrern zählen, aber dennoch wieder ein schöner und lustiger Tag. Wir fahren auf und ab, lassen uns in Buchten treiben, probieren den kleinsten Anker der Welt aus, beobachten Haubentaucher, fahren an der ehemaligen DDR Grenze entlang und trinken aus Outdoor-Alubechern Rotkäppchen trocken. Es war übrigens eine Premiere: Mein erster Alkohol auf einem fahrenden Boot. Auch ’ne Erfahrung. Aus Gründen der Seemannschaft (und zwar der guten, nicht der schlechten) bleibt natürlich anzumerken, dass ich weit unterhalb der erlaubten Promillegrenze lag.

Selbst heute, ohne Zuladung, schwappt durch die „Wellen“ (so nennt man das hier echt!) immer wieder Wasser (ohne Salz drin) ins Boot. Die Alubecher sind also doch kein Fehlkauf.

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Ankern

Ganz nebenbei wurde noch die Yacht Navigator App getestet, die nun zuverlässig ihren Dienst tut und dazu verleitet, lustige Figuren in den Track zu fahren.

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Übrigens: Auf Berliner Gewässern darf man zwar bis 15 PS mit Booten führerscheinfrei rumheizen, das Segeln mit über 3 qm Segelfläche indes erfordert einen Lappen. In Brandenburg ist das nicht so. Lustig dabei ist, dass die Grenzen oft im Wasser verlaufen. „Drüben darfste!“, so die einhellige Meinung im Verein. Das muss man nicht verstehen, aber fügen sollte man sich, denn die WaschPo ist immer und überall. Und wo wir schon mal bei Binnenthemen sind: Hier wird alles in Km/h und Kilometern angegeben. Ich versuche daher, das im Text auch so zu handhaben, auch wenn mir Km-Angaben auf See schwer fallen.

Weg von der Theorie, zurück zur Praxis:

Abends dann wird endlich der Aluminium-Einweggrill angeworfen. Einer dieser Einwegteile, mit denen man rund 8 Minuten Zeit hat, bei viel zu viel Hitze das Fleisch zu verbrennen – danach ist er schlagartig aus. Irgendwie ist dieser Grill wie die Kaffeebecher – vielleicht liegt’s am Aluminium.

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Der Abend endet wieder nicht traurig im Zelt. Er endet im Vereinsheim des FSJ, in dem sehr lustige und nette Mitglieder den ESC schauen, uns völlig Vollgefressenen noch eine FANTASTISCHE Roulade einwerfen und ich schließlich die deutsche Gesangsniederlage nur noch am Rande mitbekomme, weil nun mein Alkoholpegel deutlich über den zulässigen Wert schwappt. Vielleicht liegt es daran, dass ich mal wieder aus Glas statt Alu trinken kann.

Ach ja: Ein Fuchs hat wohl nachts, während wir mit Rouladen, ESC Votings, Rotwein und Fischergeist rungen, unser ganzes Vorzelt geplündert. Der Nudelsalat, Brot geklaut, die nicht ganz geschlossene Flasche weissen Rum verschüttet.

Fazit: Rund 20 Km auf dem See rumgedümpelt, Nachts etwa 3 Promille, 8 Grad, verbrannte Lippen und Würstchen. Und sauglücklich über diesen tollen Tag.

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16 Antworten zu „DIGGER: Bananaboot „Tour“, Teil 2.“

  1. Friedrich

    sagt:

    Kommt noch ein Bericht darüber, wie das Teil segelt? Oder ist das ganz ausgefallen? Würde mich wirklich interessieren, weil man sich bei erfolgreichem Verlauf damit vielleicht mal was geeignetes für Mittwochsregattentourismus ins Handgepäck legen könnte…

  2. lautinjus

    sagt:

    Ich finde es total cool, steh voll auf solche Mini-Projekte. Man muss auch ab und zu etwa anderes machen. Segeln tun wir ja ansonsten immer.

  3. xyz

    sagt:

    Immerhin mal wieder ein Artikel, für den ein „Segelreporter“ seinen Schreibtisch verlassen hat. Das gab’s gefühlt seit dem letzten Sommer nicht mehr.

    1. Ein Schreibtisch hat auf dem Boot nun aber auch echt keinen Platz mehr.

      1. Vielleicht ein lack tisch von ikea.
        Das wurde sogar cool aussehen xD

    2. Sid Vicious

      sagt:

      Das immerhin – Der Rest hier ist ja zu 60% nur kuratierter FB-Content

  4. Fakt

    sagt:

    SR-leitgedanke: „Es soll um die Highlights des Sports gehen. „

    1. Man sollte schon alles lesen:

      Interessanter Auszug aus dem SR-Leitgedanken:

      „Segler sind cool. Weltoffene, lässige Typen.“

  5. Segeldepp

    sagt:

    Mensch Digger, was machst du da bloß? Warm seid ihr nicht einfach auf der Bente unterwegs? Könnte doch alles so schön sein 🙂

    1. Könnte? Ist doch schön. Sauschön.

      Bente habe ich in ein paar Tagen unterm Hintern. Und im Sommer gehts damit auf Tour.

      Öfter mal was Neues ist die Devise. Außerdem stell Dir mal die Kommentare vor, wenn ich mit Bente unterwegs gewesen wäre…. 😉

      1. bigBen 64

        sagt:

        Meinst Du, mit Bente wärst Du bei dem Wetter aus dem Hafen gekommen? Sicher hätte es tausend Gründe gegeben, lieber schön die Leinen belegt zu lassen.

  6. The Great Rock ’n’ Roll Swindle

    sagt:

    eingeschweißte Sandwiches von LIDL
    Plasteteil
    Aluminium-Einweggrill

    Wow Punkrock

    1. Moment! Nicht verschweigen solltest Du:

      Rettungswesten aus Kunststoff
      Tabakrauch ausgeatmet (beide)
      Elektromotor, der Strom braucht (War bestimmt kein Ökostrom drin)
      Leere Flaschen
      Preiswerter Schlafsack vom Outdoor Discounter
      Auf dem Klo gewesen
      Geatmet
      Pollys Hundehaufen in Plastik(!)Beuteln entsorgt
      Sonnenlicht gestohlen, mit Solarpanel von Amazon
      Insekten erschlagen
      Mit dem Anker den Seegrund beschädigt

      usw.

      1. The Great Rock ’n’ Roll Swindle

        sagt:

        Gottchen, bist Du angefasst.
        Für mich geht Qualitäts Segeljournalismus eben anders. Meine Art Kritik zu üben.
        Du kannst ja, wie es Deiner Art von Kritik entspricht, wie üblich zensieren indem Du „Polemik“ drüberschreibst und löscht. Das generiert Dir Likes und Clickbaits und meine Anmerkung ist Dir zunutze obwohl nicht mehr vorhanden.

        1. Too Old To Rock n‘ Roll Too Young To Die

          sagt:

          Wie hat er nur die Dame dazugebracht das mizumachen?

          1. Sowas weißt Du nicht?

            Ich habe sie nicht dazu gebracht. Sie wollte mitmachen. Wir haben auch schon Ostern bei Minusgraden auf meiner B***E24 verlebt und Eisgrillen gemacht. War auch sehr schön.

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