Seit es das Bente Projekt gibt, wird immer wieder über das Marketing diskutiert. Es geht aber eigentlich um etwas anderes.
Segeln ist eine Randsportart. Die Branche ist überschaubar und die Umsätze vergleichsweise klein. Deshalb sehen wir im TV auch keine Werbung für Teakdecks oder Pinnenausleger. Selbst vor „ALL is Lost“ im Kino kommt keine Werbung für Sika-Repair-Kits – und die würde da durchaus gut platziert sein. Werbung für Segler findet nur in der Fachpresse, auf Messen und in Vereinsmagazinen statt. Irgendwie ist das auch gut. Man stelle sich vor: „Die UEFA Champions League wird ihnen präsentiert von Plastimo Fenderkissen und Cobb Grill…“ Das will man auch nicht, oder?
Die Highlights des Marketing findet man meistens auf Messen. An jedem Stand läuft immer mindestens ein Film, eingerahmt von gefühlt 20 RollUps mit gefühlt 250 Bildern pro RollUp und 25 verschiedenen Schriftarten pro RollUp.
Dramatisch wird es geradezu in den Printmagazinen und auf den Newsportalen. In einer Branche, in der schon immer recht wenig Werbung gemacht wird, brechen die paar Anzeigenkunden auch noch weg. Durch Online bekommt man das nicht wieder reingespielt. Auf keinen Fall. Vor allem nicht als deutschsprachige Plattform. Markenartikler werben nur noch selten. Branchenkunden kaum noch. Besserung ist keine in Sicht.
Trotz oder gerade weil der Segler so selten mit Reklame behelligt wird, reagieren viele sauer, wenn geworben wird. Beim Bente Projekt wurde schon nach dem zweiten Artikel auf Segelreporter was von einer Marketing Blase geschrieben. Das zieht sich wie ein wutroter Faden vor allem durch die Foren. Warum eigentlich?
Gegen Werbeunterbrechungen im TV und Radio („Die Champions League wird ihnen präsentiert von Bente24“) kann man nichts machen. Die wird einem von hinten in den Rücken gestochen. Gegen Artikel auf Online Seiten kann man was machen: Nicht drauf gehen. Ist so wie mit der heissen Herdplatte: Don’t touch it, stupid.
Dennoch gehen die, die sich am lautesten darüber beschweren, immer und immer wieder drauf und beschweren sich dann wieder. Was oft zu ellenlangen Diskussionen führt und das gesamte Thema weiter anheizt und verbreitet. Sowas half uns sehr. Denn in der Zusammenfassung heisst es: „vieldiskutiertes Projekt.“
Gerade im Internet ist Werbung oft ein heikles Thema. Zum einen, weil jeder – anonym – mitreden darf. Zum anderen, weil das Internet von Werbung übersäht ist. Das geht auch gar nicht anders, denn nur so kann es überhaupt finanziert werden. Google lebt nicht von Klicks. Facebook auch nicht. Der Rest erst recht nicht.
Der Betreiber einer Segeln-Gruppe auf FB schrieb mir vor einigen Monaten, dass ich nun das posten der Bente Beiträge sein lassen soll. Es sei ja nun ein kommerzielles Projekt und ab diesem Punkt sei es Werbung. Werbung sei nicht erlaubt und es hätten sich schon (3) „Leute“ beschwert. Kein problem, denke ich – und poste seitdem nicht mehr. Kaum stelle ich es ein, hagelt es dort Kritik. Viele wollten das weiterhin lesen. In einer Gruppe, die anscheinend auch durch kommerzielle Unternehmen unterstützt wird, deren Namen im Gegenzug genannt werden (wird unterstützt von…). Und schon haben wir wieder polarisiert und den „hype“ voran getrieben.
(Übrigens haben wir eine Gruppe gegründet, in der Meckern verboten und werben ausdrücklich erlaubt ist. Immerhin schon fast 700 Mitglieder. FunSport Segeln : Hier klicken, falls gewünscht)
Marketing hat einen Grund: den Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Bekanntheitsgrad wird heute oft mit „Hype“ verwechselt. Ein Hype wäre es, wenn die Leute auf dem Jungfernstieg in Schlafsäcken vorm BENTE-Store übernachten, weil am nächsten Tag die neue Fock erhältlich wäre. Das wäre ein Hype. Aber auch wenn – ist dagegen was auszusetzen? In einer Branche, die draussen in der Welt kaum statt findet? Solange man nicht mit übernachtet, braucht’s einen nicht stören. Bekanntheitsgrad jedenfalls ist nichts verwerfliches.
Ich habe auch – übrigens auch von einem Fachjournalisten (was bemerkenswert ist) – gesagt bekommen, es sei besser, ein „Boot im Stillen zu entwerfen, und dann sollen sich die Leute selbst ein Bild machen“. Abgesehen davon, dass genau das in den letzten Jahren nicht mehr richtig funktionierte – Ein „Hype“, bei dem ein schlechtes Produkt hinten raus kommt, wird floppen. Der „Hype“war auch für uns stets Antrieb, es besonders gut zu machen. Ob uns das gelungen ist, wird der Markt entscheiden. Hype hin, Hype her. Bisher sind jedoch schon ziemlich viele Boote verkauft worden. Auch ins Ausland. Sogar schon nach Übersee. Auch das hilft. Im stillen Kämmerlein wäre noch nicht eines an den Mann gebracht worden. Wie auch, wenn niemand davon erfährt? Und Boote an den Mann zu bringen ist nun wirklich nichts verwerfliches.
Teil 2 folgt: Was das ganze Geschreibe gebracht hat, und was viele eigentlich wirklich aufregt.
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