S hört scheinbar niemals auf. S ist immer wieder ein gern genommenes Thema. Das böse S-Wort, auch „Seemannschaft“ genannt.
Vorgestern schrieb ich über meine Spezifikationsliste meiner Bente. Ich bekam darauf eine eMail mit dem Hinweis, dass meine Planung der Positionsbeleuchtung illegal sei und ich doch eine Vorbildfunktion hätte und das nicht der guten Seemannschaft entspräche.
Das selbe schrieb vor kurzem jemand, der meinen Kocher als in Deutschland „illegal“ bezeichnete. Auch er schrieb, dass es keine gute Seemannschaft sei, so etwas an Bord zu haben und im Internet abzubilden.
Ich habe in der Vergangenheit oft solche eMails bekommen. Hier mal eine Pauschalantwort:
Zunächst mal zum Vorbild: Nein, ich bin kein Vorbild. Ich fühle mich auch nicht zum Vorbild berufen. Ich hab nicht mal einen Segelschein. Ich komme bisher immer irgendwie von A nach B ohne mir und anderen Schaden anzurichten. Ich segle auf kleinen Booten mit Hund herum und schreibe darüber. Weil ich am segeln und schreiben Spaß habe und diesen Spaß gern anderen vermittle. Ich versuche, Werbung zu machen. Für unser Hobby, unseren Sport, unsere Freizeitbeschäftigung. Und ich finde es toll, wenn – wie gerade passiert – sich jemand wieder ein Boot kaufen will, weil er mich gelesen hat. (Hallo Sven!)
Ich trinke auf See niemals Alkohol. (Ausser dieses Jahr mal in Neustadt abends nach einem Messetag ein Bier auf einem kleinen Ausritt.) Meine Boote entsprechen immer dem, was man als Gesetzestreu und Verkehrssicher bezeichnet. Ich setze Ankerbälle, Motorkegel, Gastlandflaggen und zeige anderen Seglern und Schiffsführern frühzeitig eine Kursänderung an. Ich bestehe fast nie auf mein Wegerecht sondern weiche vorher klar erkennbar aus, falls der andere die Regeln missversteht. Ich quere VTGs im rechten Winkel und meine Mitsegler müssen Rettungswesten tragen (ich meistens auch). Ich prelle kein Hafengeld und ankere nicht in Fahrwassern. Was ich mir nicht zutraue, das mache ich nicht (auch wenn mir Leute schreiben: Los! Raus mit Dir!) Meine Posilampen werde ich so anbringen, dass sie der SeeSchStrO entsprechen. Und ich verspreche, auch in Zukunft mit meinem Kocher keine Marina in die Luft zu jagen. So wie bisher auch.
Zur Funktion dieses Blogs: Nein, mein Blog soll keine Vorbildfunktion haben. Dieser Blog ist ein Unterhaltungsmedium, welches manchmal auch informiert, Tipps gibt oder Nonsens macht. Mein Blog soll im besten Fall dem Leser sagen, wie saugeil segeln ist. Ich bin kein toller Hecht, breche keine Rekorde und möchte auch niemandem erklären, welche Posilampen BSH konform sind und welche nicht. Ich möchte auch niemandem sagen, wie er zu segeln hat und was er wann zu tun hat. Auf diesem Blog gibt es weder Blauwasser- noch Grauwasserseminare. Wer das sucht, der muss woanders lesen denn ich bediene das nicht.
Zur Seemannschaft: Das Wort tut mir leid. Es wird oft missverstanden und es kann nichts dafür. In nahezu jeder seglerischen Diskussion wird es wie eine Trumpfkarte eingesetzt. Wer „Seemannschaft“ zuerst sagt, ist ein Könner, ein Seebär, ein Salzbuckel. Der andere ist ein Nichtskönner. So scheint es.
Viele Dinge, die mit dem S-Wort verbunden werden, haben nichts damit zu tun, sondern gehören zu dem, was ich „Menschenverstand“ nenne. Besoffen auf dem Belt zum Beispiel. In der Hafeneinfahrt den Hebel drücken und andere überholen auch. Müll über Bord werfen auch. Das gehört zum normalen Sozialverhalten und hat mit Seemannschaft nichts zu tun. Genau wie Hundescheisse nicht weg machen. Solche Dinge sind an Land, in der Luft und auf See genauso blöd.
Eigentlich sollte der Begriff durch „Eigenverantwortung“ ersetzt werden. Dann muss ich auch keine genauen Details liefern, wenn ich „Positionslaterne“ schreiben. Jeder sollte sich selbst in Verantwortung nehmen und sich selbst informieren. Über technische Details aber nicht hier.
Ich bin weder Wikipedia noch eine Segelschule.
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