Endlich im Hafen! Die Freude auf das Törnziel wird jedoch oft getrübt, sobald man da ist. Vor allem in der Hochsaison.
Seemannschaft (mein Lieblingswort) bezieht sich auf alles, was unterwegs auf dem Wasser anfällt. Zwar wird Seemannschaft teilweise sehr zerfasert interpretiert, aber immerhin gibt es so etwas wie Regeln. Im Hafen sieht das anders aus. Viele Häfen haben eine Hafenordnung. Aber da stehen manche Dinge gar nicht drin. Mir sind 5 wichtige Regeln eingefallen:
Weniger Gezanke
Mausi auf dem Vorschiff anblöken führt dazu, dass das Anlegemanöver garantiert in die Hose geht. Ausserdem – was macht das für einen Eindruck? Und es zeugt von Überforderung. Wer also den Salzbuckel raushängen lassen will, der spricht ruhig. Ruhig sprechend in den Steg fahren ist auch viel cooler.
Weniger Zeitdruck
Wenn der Hafenmeister um 17 Uhr sein Büro aufschließt, warum um 16:45 Uhr davor stehen und ungeduldig auf der Stelle tippeln? Und warum schon um 16:30 Uhr den Cobb Grill auf den Tisch an den Grillplätzen stellen, wenn man erst um 18 Uhr grillen will? Das ist wie Handtuchkrieg! Wir sind doch nicht auf Malle.
Weniger Bessersegler
Gähn… Wieder so‘ ne Heldengeschichte, als es plötzlich anfing, mit mindestens 250 Knoten und 40 Meter Welle zu ballern. In jedem Falle mit härteren Bedingungen, als bei der vorherigen Heldengeschichte des Stegnachbarn. Kennt jeder. Noch schlimmer, anderen zu erzählen, wie es geht oder verbales Erfahrungsquartett („Ich segle ja seit 40 Jahren und habe den SSS, SKS, BR, …“).
Am allerschlimmsten: Tipps bei der Anlegehilfe vom Steg aus mit einer Frage beginnen, bei der ein langezogenes „Mensch“ die Einleitung ist: „Meeensch, warum machst Du denn nicht…?““Meensch, warum machst Du denn nicht…?“ ist gleichzusetzen mit „Bist Du eigentlich doof?“ Ja ja ich weiss, der Seebär ist traditionell etwas rauher im Ton. Aber wir sind keine Seebären, sondern fahren mit kleinen Segeleimerchen Tagestörns.
Weniger Wurstwagen
Gardinen mit Delfinmuster und Stoffwale hinter den Scheiben sind wie Gartenzwerge. Beim Arzt liegen oft im Lesezirkel alte „Schöner Wohnen“ rum. Da reichen Ausgaben bis zurück in die Achtziger, um sich bessere Einrichtungstipps zu holen. Bitte nicht die „Camping“ als Ideengeber nehmen!
Kloverhalten
SKS, Royal Yacht Master, aber nicht wissen, wie man eine Klobürste benutzt? Händewaschen wäre auch nicht schlecht. Und abgesehen davon muss man in der Kabine nicht Geräusche machen, die an die Geburt eines Schweinswales erinnern. Beim duschen stöhnen habe ich nie verstanden (ausser Mausi ist mit, dann ist das okay).
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