Die Hanseboot 2015 ist zu Ende. Diese Messe lieferte Erkenntnisse. Der Versuch einer Analyse.
Eines vorweg: Die Hanseboot hat es nicht geschafft, die Besucherzahlen vom Vorjahr zu erreichen. Mit etwas über 70.000 lag die Zahl rund 4.000 unter dem Vorjahr. Kein Wunder, denn an 3 von 4 Wochenendtagen war in Hamburg sonniges, warmes Wetter. Dann kommen weniger Schaulustige. Die, die kaufen wollen, kommen dennoch. Und auf die kommt es an.
Jedes Jahr in der Wintersaison bekommt die Branche einen Spiegel vorgehalten. Auf Messen zeigt sich, wie gut man in der Zeit zuvor gearbeitet hat, wie sehr man sich engagiert, wie gut seine Produkte sind und ob man stets am Drücker bleibt. Wer sich übers Jahr interessant macht, wird es auf einer Messe merken. Wer nicht, auch. Auf einer Messe als Standhintergrund bunte Bilder vom Segeln (wenn überhaupt) zu zeigen, reicht heutzutage nicht mehr aus. Wer erst kurz vor der Messe oder gar erst zur Messe beginnt, Marketing zu betreiben, der ist zu spät. Diese Erkenntnis konnte man auf der Hanseboot gewinnen und es auch überall beobachten. Die, die öffentlich immer stattfinden, haben gestern breit gegrinst, die anderen meckern. Und irgendwie meckern die, die immer meckern und die man auch während vollen Tagen an ihren Ständen teilnahmslos auf den Handys und Tablets wischen sieht. Am ersten Sonntag, als uns die Massen geradezu überrannt haben, habe ich einen der Miesmacher fast vom Stand geschmissen, weil er wie jedes Jahr vorbei kam und meckerte. Er kommt jedes Jahr – gleich zu Beginn der Messe und meckert. Sein Stand ist so attraktiv ist wie eine Scheibe Graubrot. Ab Minute eins wird gelangweilt hinterm Tresen gestanden und gemeckert. Dennoch hat er jedes Jahr wieder einen Stand.
Wie man Messen nutzen kann, um Aufmerksamkeit zu erregen, zeigte sicher die Spaßkisteninsel. Dort war immer etwas los. Und alle waren mit der Resonanz und der Menge an Besuchern auf der Fläche zufrieden. Die meisten haben Boote verkauft. Teilweise sogar viele Boote. Die, die nicht verkauft haben, legen Grundsteine, weil sie ihren Bekanntheitsgrad steigern oder Besuchern weiche Knie gemacht haben. Für niemanden war diese Messe ein Reinfall. Die Stimmung auf der Fläche war großartig. So etwas überträgt sich. Überall liest man, dass kleine Boote im Trend sind. Und daran hat unsere gemeinsame Präsenz sicher einen Anteil. Man fällt halt auf.
ZDF, NDR, Zeitungen Radio, Presseagenturen – alle waren dort, teilweise mehrfach und haben von der Insel und über den Trend Kleinkreuzer berichtet. wir waren sogar bei „heute“ zu sehen. Das haben wir nur gemeinsam geschafft, weil wir im Vorfeld alle miteinander ordentlich getrommelt haben. Und trommeln ist so einfach. Man muss nur seinen Hintern hochkriegen. Das kostet zwar viel Zeit und Kraft, aber man bekommt es immer zurück. Mein Kumpel vom ZDF (Nichtsegler) meinte, in manchen Bereichen käme er sich vor wie auf einer Versicherungsmesse. Auf der Insel wie im Hafen.
Besucherzahlen auf Messen sind wie Megapixel bei Kameras – sie sagen nichts über die Qualität aus. Wenn von 100 Besuchern 50 was kaufen ist es besser, als wenn 120 kommen und 30 was kaufen. Einzig die Stände, die Kleinteile und Zubehör verkaufen, leiden unter dem Wandel der Zeit. Heutzutage reicht ein Klick auf eine App und man findet den ausgestellten Artikel im Netz günstiger. Dort, wo das nicht geht – zum Beispiel beim Leinenholländer – rappelt es in der Kiste. Ich habe gestern nur noch Reste vorgefunden. Insgesamt wurden auf der Messe gute Geschäfte gemacht. Man merkt, dass Bewegung im Markt ist. Bei dieser Bewegung kann jeder einzelne mitmachen. Ein Aussteller, der auch immer das ganze Jahr über präsent ist, sagte mir gestern: „Letzten Samstag haben wir so viel wie noch nie auf einer Messe verkauft. Und das haben wir gestern bereits um 16 Uhr getoppt.“ Die, die wenig verkaufen, sollten sich fragen, woran das liegt.
Zurück zu den Meckerern. Es gab in diesem Jahr zum ersten Mal eine Art Gegenströmung. Viele werden mittlerweile richtig sauer über dieses reflexartige Gemaule. „Dann sollen sie halt nicht mehr kommen, die machen eh nur alles schlecht“ war am Samstag von jemandem zu hören, dessen Auftragsbücher voll waren. Zufälligerweise auch einer der ganzjährig Aktiven. Manches mal kann einem echt die Galle hoch gehen – vor allem wenn man Aussagen hört wie: „Samstag war es echt zu voll – da kann man nichts verkaufen.“ Was soll man zu so etwas auch noch sagen?
Die Messe selbst hat sich dieses Jahr sehr angestrengt. Man sieht, woran sie arbeitet. Die Stadt war überall plakatiert und es wurde mehr Werbung gemacht. Die Bühne in der B1 z.b. war durchgängig moderiert – was ihr sehr gut tat, denn immer waren Leute da. Selbst unter der Woche. Da war in den vergangenen Jahren oft Leerlauf. Das wirklich erstklassige und bunte Vortragsprogramm bietet den Besuchern ein Erlebnis, dass sie nur auf der Messe bekommen. Dann kommen sie auch wieder. Daran muss jeder arbeiten. Die Hanseboot arbeitet. Und jeder Aussteller sollte das auch tun.
Wie sehr eine Messe von den Ausstellern abhängt, konnte man auf der Vereinsfläche sehen. Dort wurde eine große, teure LED Wand von der Hanseboot aufgestellt, die die Vereine kostenlos für Beiträge und Aktionen nutzen konnten. Sie wurde fast gar nicht bespielt. Oder überhaupt nicht. Ich persönlich habe dort nie was gesehen. Das liegt nicht an der Messe. Und so etwas führt nicht dazu, dass die Leute begeistert sind und wieder kommen. Geschweige denn, dass wir unser Nachwuchsproblem durch Inaktivität in den Griff bekommen.
Die Messen bereiten die Bühnen. Das Bühnenprogramm ist in der Hand der Aussteller. Wenn denen nichts einfällt, wird das Theater immer leerer. Ist eigentlich nicht schwer zu verstehen, oder?
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