„Brauchen wir ein Paddel?“ „Quatsch sind doch bloß 500 Meter. Das wird der Außenborder schon schaffen.“ Wir wollen die Varianta nach dem letzten Urlaubsversuch nur vom Steg bei Renz Yachting in Schleswig zum Kran im Wiking-Hafen verholen und dann zum Winterlagerplatz trailern. Wo soll das Problem sein?
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Der Hänger ist frisch über den TÜV mit reparierter Lichtanlage für 260 Euro, der Mast schnell gelegt, der Hallen-Winterlagerplatz im Schlei-Hinterland neben einem Schweinestall organisiert, der Krantermin bestätigt und der Außenborder springt sofort an.
Es läuft. Aber dann läuft ganz schnell nix mehr. Ein kurzes Aufbäumen unseres orangen Erbstücks, dann gurgelt der Motor und verstirbt. „Mist, da hat sie wieder Recht gehabt. Ein Paddel wäre jetzt gut, so ganz ohne Mast und Segelvortrieb…“
Aufgelaufen, oder was?
Ich denke, wir sind aufgelaufen, versuche den Motor neu zu starten und sehe, dass sich etwas in der Schraube verheddert hat. Ein Netz. Verdammt! Erst jetzt fällt mir diese Boje auf, die vor dem Hafen des Wiking Turms liegt.
Hatte sie aus dem Augenwinkel gesehen, war aber nicht darauf gefasst, dass eine Leine mit Stellnetz darunter zum Land gespannt ist. Mit 55 Zentimetern Tiefgang muss man sich über Unterwasser-Hindernisse normalerweise wenig Gedanken machen.
Dass an der Tonne ein Seil mit Netz steil nach unten führt, kann ich mir ja noch vorstellen. Aber seitlich zum Land? Ist das die Aussage der beiden roten Flaggen an der Tonne? Hätte man das wissen müssen?
Die armen Fischer
Ich hätte wohl besser aufpassen müssen. Die armen Fischer. Wenn die sehen, wie ich hier mit dem Messer am Netz hantiere, um es von der Schraube zu befreien. Ich werde immer ganz demütig, wenn man als Freizeitskipper Menschen behindert, die auf dem Wasser ihrem harten Broterwerb nachgehen.
Den Motor hoch geklappt hänge ich über dem Heckkorb und säge an den Maschen herum. Platsch, da rutscht der Leatherman aus der Tasche ins Wasser. Super! Jetzt muss nur noch der wütende Fischer über uns herfallen, und der Tag ist gelaufen.
Tuck, tuck, tuck… da kommt das Boot auch schon um die Ecke. Zwei junge Typen mit Cap und Ölhose. Ich ducke mich schon angesichts der zu erwartenden Schimpf-Kannonade. Aber die Jungs bleiben cool. Sie hätten zufällig gerade nach dem Netz sehen wollen. Keine Vorwürfe, keine Schuldzuweisung. Mit dem Fischmesser befreien sie das Netz vom Propeller. In der Notlage hilft man sich auf dem Wasser.
Muscheln haken in den Maschen
Aber auch ohne Netz an der Schraube hängen wir noch. Es ist ein Rätsel, das sich später erst am Kran aufklärt. Die Muscheln am Ruder haken in den Maschen, wo eigentlich die Barsche stecken sollen. Die Fischer checken das Netz. „Gehört das euch?“ Ich kann es nicht glauben. Der Leatherman blinkt in der Hand. „Ja, das ist meiner“. Er hat sich im Netz verfangen.
So übernehmen die Jungs auch noch den Schlepp in den Hafen. Denn die Reste des Netzes behindern immer noch den Vortrieb. Sind erst zu lösen, wenn der Propeller entfernt wird. „Wie machen wir das nun mit dem Schaden?“ frage ich.
100 Euro soll das Netz kosten, 50 wollen sie von uns. Hört sich fair an. Ich schlage ein. Aber war es wirklich unsere Schuld? Die Fischer haben gerade erst ihre Saison gestartet als die Saison vorbei ist. Und der Hafenmeister erlaubte ihnen in der Einfahrt, das Netz zu stellen. Hätte man das Hindernis erkennen können?
Über den Rumpf kärchern
Aber in die Diskussion wollen wir nicht einsteigen. Sehr offensiv sind die Jungs nicht bei ihrer Forderung. Alle sind froh, dass der große Ärger ausbleibt. Der Hafenmeister erlässt uns schließlich sogar die Gebühr für den Kärcher, mit dem wir die Muschel-Reste vom Rumpf spülen.
Wahrlich ist das Schiffchen, das wir da jetzt an der Backe haben, nicht pflegeleicht. Wieder mussten wir sechs Eimer Wasser auspützen. Irgendwo regnet es rein. Dabei ist schon eine Unmenge an Silikon verbraucht.
Das Schiff kostet, und wir nutzen es nicht gut genug. Aber die nächste Saison kommt bestimmt. Und die Kids wollen „LeLiLa“ behalten. Wie erlebt man sonst so unvorhergesehene Abenteuer?
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