Knarrblog: Segeln im Oman. Ausflug in die Wüste

Die Bilder im Kopf

Segeln als Staatsakt. Der zweite Mann im Oman Sayyid Fahd bin Mahmoud al Said reitet zur Eröffnung einer Segelveranstaltung mit der National-Flagge ein. © Oman Sail

Oman klingt nach Sand, Scheich, Öl, Kamel…aber es soll sich immer mehr auch nach Segeln anhören, wünscht der Sultan. Das scheint ziemlich abgedreht, aber die Omanis unternehmen ernsthafte Anstrengungen, um diese Vision wahr werden zu lassen.

Deshalb sitze ich im Flieger Richtung Wüste. Zum Auftakt der Extreme Sailing Series karren die Organisatoren Journalisten nach Maskat. Ich denke mal, wir sollen danach die Botschaft übermitteln, dass man an diesem Ort viel besser segeln kann, als man meinen sollte. Dass man wunderbar urlauben kann und überhaupt. Mal sehen.

Es ist ja nun wirklich schwierig, Vorurteile und feste Bilder aus dem Kopf zu bekommen. Ein Image-Wandel kostet Anstrengungen. Es bedarf Aktionen und Menschen, die darüber reden. So kommen wir Journalisten ins Spiel.

Es wird auch richtig gesegelt im Oman. Einheimische werden auf Jollen ausgebildet. © Oman Sail

Die schnelle Internet-Recherche ergibt schon mal Erstaunliches. Der Oman war einmal eine kleine Seemacht. Er hatte eine schlagkräftige Flotte, mit der er sich 1730 die Insel Sansibar vor der afrikanischen Küste von Tansania einverleibte und sie bis 1856 besetzte. Es gibt also eine maritime Tradition.

Die Omanis wollen sie wiederbeleben. Eigentlich naheliegend angesichts einer 250 Kilometer langen Küste und angenehmen Temperaturen. Die Ölreserven sind endlich, auch wenn noch einige unerschlossene Gasquellen längere Zeit für einen gehobenen Lebensstandard sorgen sollten.

Aber der Tourismus am Meer könnte zu einem weiteren Standbein werden. Deshalb gibt es zahlreiche Segel-Projekte, mit der auf diese unbekannte Seite des Landes hingewiesen werden soll. Gerade ist eine kleine Flotte Mumm 30 nach dem Vorbild der Tour de France a La Voile in Etappen die arabische Küste entlang gesegelt.

Hartes Ausreiten im Laser Radial. Es gibt eine Oman-Segel-Nationalmannschaft. © Oman Sail

Schon 2009 segelte der ex  Trimaran von Ellen Mac Arthur unter Oman Flagge als „Musandam“ nonstop um die Welt mit vier Franzosen und einem Araber.  Es gibt sogar den Plan, eine 100 Fuß Multihull Einheitsklasse entstehen zu lassen.

Und dann noch das Engagement bei der Extreme Sailing Series. Ohne die Omanis gäbe es die Serie wohl nicht. Zwei Teams stellt das Sultanat und bestreitet einen nicht unbeträchtlichen Anteil am Gesamtbudget.

Seit 2008 gibt es die Initiative Oman Sail, die alle Pläne für den Ausbau des Segelsports im Land abstimmt. „Unsere Arbeit schärft das internationale Profil des Oman als authentisches, hochwertiges Touristenziel und als Ziel für ausländische Investitionen“, heißt es auf der Website.

So ist es blöd wenn angesichts solcher Bemühungen um Reputation im Segelsport die Nachbarn aus Somalia Segler vor der Oman- Küste entführen, wie im vergangenen Jahr. Und es hilft auch nicht dem Image eines modernen, offenen Landes, wenn die Volvo Ocean Race Flotte auf dem Weg ins nahe Abu Dhabi lieber per Frachter das mit Piraten verseuchte Gebiet durchfährt.

Im Laser Radial hat Musaab Al Hadi bisher die besten Erfolge. © Oman Sail

Die liebe Frau mahnt schon zur Vorsicht. „Lass dich nicht entführen“. Und sie bekommt die Krise, weil ich Jogging-Schuhe einpacke. „Spinnst du? Da kann man sich nicht frei bewegen“. Es mag mit meiner Bemerkung zusammenhängen, dass erst 1970 die Sklaverei abgeschafft worden ist.  So viel zu den Bildern im Kopf.

Mal sehen, was stimmt. Eine Überraschung gibt es schon im Flieger. Auf dem vierstündigen Flug-Abschnitt von Istanbul nach Muskat wird bei Turkish Airlines ein Päckchen mit Augenbinde, Ohrstopfen und Socken gereicht. Socken? Hä? Vielleicht wird es ja kälter als man denken mag.

Oman Sail Vorstellung:

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

3 Kommentare zu „Knarrblog: Segeln im Oman. Ausflug in die Wüste“

  1. Oman hat nicht nur eine seglerische Vergangenheit – Sindbad der Seefahrer war Omani – sondern auch eine Gegenwart. Der aufgeklärte Herrscher Sultan Quabus betreibt selbst eine eindrucksvolle besegelte Dhau als Staatsyacht und ein rahgetakeltes Segelschulschiff, auf dem längere Zeit sein Freund Immo von Schnurrbein (später Kommandant der „Gorch Fock“) die Befehle gab.
    Ansonsten: Mehr als 1000 Kilometer lange Küste wie am Mittelmeer, allerdings mit reduzierter Infrastruktur, Wasser ständig 25 Grad C. , gute Windbedingungen, unglaublich freundliche Menschen, keine Kriminalität und eine Lebensqualität wie in Europa. Das Hinterland mit Bergen und Wüsten ist atemberaubend. Der Spaß ist allerdings nur in den milden Wintermonaten zu empfehlen, im Sommer gehts hoch bis auf 50 Grad plus. Aber im Sommer kann man ja auch zuhause segeln.

  2. Seven sagt:

    Ist es Psychisch sinnvoll ,das wenn man möglichst schnell Segeln will ,das dann in großen Lettern „OMA“ im Segel steht?
    Was will man machen?
    🙂

  3. Markus O sagt:

    Carsten,

    Nov./Dec. 2013 findet dort die Laser WM (auch Master) statt. Wenn es Dir in Oman gefällt, dann pack das Pink-Monster wieder aus und wir können uns dort treffen.

    Lass es Dir gut gehen. Ich freue mich auf Deinen Bericht.

    Markus

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