Knarrblog: Tomahawk im Kopf und Singsang am Lagerfeuer

Lederstrumpf, der konnte segeln...

Perfekter Lederstrumpf-Anleger. Mit schäumendem Bug und unter vollen Segeln.

Lederstrumpf ist gestorben. Habe eben erst erfahren, dass Hellmut Lange nicht mehr unter uns weilt. Nach all den Kämpfen mit Mingos und Mohikanern ist das Knittergesicht kurz vor seinem 88. Geburtstag in die ewigen Jagdgründe eingezogen.

Mich berührt es, weil es noch gar nicht lange her ist, dass ich meine Jungs mit dem Kumpel von Tschingatschkook bekannt gemacht habe. Über die Weihnachtsfeiertage lief der alte Vierteiler mit dem Wildtöter im Fernsehen. „Jungs“, habe ich gesagt. „Heute kommt was Spannendes. Können wir alle zusammen gucken.“

Ich mag etwas zu viel Vorfreude aufgebaut haben. Anfangs verstecken die Jungs ihre spontanen Gähn-Anfälle gut erzogen hinter vorgehaltener Hand. Aber die Begeisterung hält sich dann doch immer auffälliger in Grenzen angesichts schlecht geschminkter Rothäute, die im jammernden Singsang um das Lagerfeuer tanzen.

Blondine rast raumschots mit dem Lederstrumpf-Boot mit Gewehr im Anschlag über den See.

Plötzlich ein kurzzeitiger Aufmerksamkeits-Schub. Lederstrumpf wirft einem armen bösen Indianer vom Stamm der Mingos ein Tomahawk gegen den Kopf. Er bleibt stecken! Schaurig…eigentlich. Als Bub habe ich Nächte lang davon geträumt. Hatte es ganz vergessen. Unverantwortlich, die Kinder dem auszusetzen.

Aber so mit Abstand betrachtet hat auch diese Brutalo-Sequenz eher Slapstick-Charakter. Vielleicht, weil das Blut fehlt. Auch die Kids wissen wohl, dass das Hackebeil am Kopf angeklebt ist. Einem 12- und 14-Jährigen entlockt das nur ein müdes Lächeln.

Tschingatschkook der letzeste und bestaussehendste aller Mohikaner neben beschützenswerter, erschreckter Blondine

Wie auch immer. Der Film, der uns als Kindern Jahre lang eine zweite indianische Identität aufnötigte und mit Pfeil und Bogen um die Häuser schleichen ließ, ist der heutigen Jugend erschreckend schwer vermittelbar.

Dabei ist mir erst jetzt aufgefallen, dass Herr Lange trotz seiner Lederstrümpfe – Achtung, hier kommt nun endlich der Schwenk zum Segeln – ein großartiger Segler war.

Der See im Indianerland ruht still und starr, und das Hausboot mit den beiden hübschen Mädels an Bord hat nur ein kleines dreieckiges Bettlaken auf dem Dach gesetzt. Trotzdem bringt Freund Ledergamasche den Holz-Haufen mit schäumendem Bug zum anderen Ufer.

[AD-CONTENTRIGHT]ONSAILCTM[/AD-CONTENTRIGHT]Ein letzter Mohikaner zupft noch ein wenig an der Schot und schon kommt das Haus fast ins Gleiten. Die bösen Mingo-Indianer haben keine Chance. Und springt doch einmal einer aufs Dach, wird er unweigerlich von Fäusten, Flinten oder Frauen ins Kielwasser bugsiert.

Old Schmätterhänd und Winnetou waren auf diesem Gebiet längst nicht so bewandert. Sie mussten viel reiten und laufen, um ihren Gegnern zu entkommen. Der Lederstrumpf aber, der konnte auch segeln. Respekt.

Lederstrumpf auf Youtube

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

2 Kommentare zu „Knarrblog: Tomahawk im Kopf und Singsang am Lagerfeuer“

  1. Frank Schönfeldt sagt:

    Danke Carsten ,auf Deinen Bericht hin ,hab ich mir am Wochenende auf You Tube noch mal die ganze Folge reingezogen.Danke für die schönen 90 Minuten

  2. Sinkpositive sagt:

    Cool man!

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