Anne Wilhelm (49) und Marcus Suski (34) lebten ihren Traum, den sie im SR-Interview beschrieben. Fast zwei Jahre lang bereisten sie mit ihrer 36-Fuß-Yacht „Flow“ die Welt, kamen zurück nach Deutschland, um die Reisekasse aufzufüllen und setzten den Törn von Kolumbien aus fort. Aber ein Knock Down in der Karibik ließ sie vorerst das Vertrauen und den Spaß verlieren. Sie haben sich eine Pause verordnet. Die „Flow“ liegt an einer Mooringboje vor Panama und wartet darauf, wie sich ihre Skipper entscheiden.
Anne und Marcus schreiben:
„Mit der Veröffentlichung auf unserer Webseite wollten wir weder Aufsehen noch Mitleid erregen. Eher war die Beschreibung dieses Ereignisses für uns eine Hilfe, dieses Ereignis aufzuarbeiten. Gleichzeitig war es uns ein Bedürfnis, andere Segler, die unsere Seite lesen, zu warnen.
Denn die Kenterung im Karibischen Raum kam für uns völlig unerwartet. In anderen Gebieten wie Kap der Guten Hoffnung oder Kap Hoorn würden wir eher damit rechnen. Auch an dieser Stelle möchten wir uns bei allen ganz herzlich bedanken, die uns Trost (und sogar Geld) spendeten und Mut für die Weiterreise machten.“
Die Geschichte der Kenterung und ihre Folgen:
„Es sollte eine Überfahrt sein, die unsere Sicht auf das Blauwassersegeln grundlegend verändert. Doch das wussten wir natürlich nicht, als wir bei strahlend blauem Himmel von Aruba in Richtung Panama ablegten. In den Wettervorhersagen wurde von Wind bis 25 Knoten aus nordöstlicher Richtung an der kolumbianischen Küste gesprochen.
Die ersten beiden Segeltage waren mehr als perfekt. Wir glitten bei mäßigem Wellengang mit der Passatbesegelung 6 bis 7 Knoten in Richtung Ziel. Über uns der erstreckte sich der Himmel – wolkenlos blau und unendlich. Unter uns lag das Meer – tintenblau und friedlich. Alle Voraussetzungen waren für eine entspannte Segeltour zu den 580 Meilen entfernten San Blas Inseln wie geschaffen.
Die starke Strömung um Aruba verschaffte uns am ersten Tag ein sagenhaftes Etmal. Das berüchtigte Cabo de La Da Vela an der kolumbianischen Küste passierten wir am Mittag des zweiten Tages. Dieses Kap zählt zu den fünf gefährlichsten auf der Welt. Wir hätten nicht vermutet, wie weit dieses Kap seine Finger auf die See ausstreckt.
Am dritten Tag legte der Wind in der Nacht allmählich zu. Dies war nicht das Schlimmste. Es waren eher die Wellen, die sich in mondloser Nacht bereits von Weitem mit lautem Getöse bemerkbar machten. Wir waren beide unten im Schiff, weil gelegentlich Wellen das Heck der flow mit Wasser bedeckten und man Draußen nur mit Ölzeug sitzen konnte.
Doch als die See ihren Weg bis zum Niedergang ins Innere der flow suchte, verbarrikadierten wir uns regelrecht. So verging eine schlaflose Nacht in der stickig-warmen und feuchtnassen Kabine.
30. Januar 2011. Am Morgen gegen 8:30 Ortszeit flatterte plötzlich die ausgebaumte Fock im Wind. Schnell stürzte Marcus nach Draußen ans Steuer. Ursache war ein Steuerseil der Windfahnenanlage, das sich vom Führungsrad gelöst hatte. So steuerte Marcus per Hand die flow.
Anne sollte erstmal im Inneren frühstücken, bevor sie dann ans Steuer ging. Damit etwas Luft in die Kabine kommen konnte, stand die Luke 5 cm weit offen. Die beiden Schotts steckten im Niedergang. Wir befanden uns auf der Position ca. 12°00`N und 073°50´W als sich eine extrem steile Welle neben der flow brach und das Cockpit mit Wasser füllte. Durch die Luke stieg so viel Wasser in die flow, dass Anne mit Seewasser überschüttet wurde.
Als der erste Schreck überwunden war, folgte der Nächste. Davon erzählt jeder von uns seine Sicht auf die Ereignisse:
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