Jules Verne Trophy: Spindrift und IDEC treffen sich in der Wasserwüste – Boris 43 Knoten Run

„Man ist fast immer allein“

Im Pazifik hat es ein unglaubliches Treffen zwischen den beiden Mega-Tris Spindrift und IDEC gegeben. Spindrift hält die Begegnung per Video fest. Herrmann berichtet über das Bordleben.

Spindrift, Jules Verne
Zwei Meilen neben Spindrift taucht IDEC auf. ©Yann Riou | Spindrift racing

„Vorhin hatten wir quasi eine Steuerbord-Backbord-Situation mit Spindrift, die zwei Meilen vor unserem Bug durchgegangen sind, was wir in dem diesigen Wetter nur auf AIS sehen konnten.“ So schreibt Boris Herrmann über die unglaubliche Begegnung auf hoher See.

In einem neuen Blog-Beitrag geht er nur kurz auf das sehr bemerkenswerte Erlebnis ein, das die beiden Rekord-Multihulls so nahe zusammen bringt. Aber es bestätigt, wie gut IDEC zurzeit mit dem größeren Kontrahenten mithalten kann.

Jules Verne Trophy
IDEC (rot) und Spindrift nahezu gleichauf.

Auch aktuell liegen die beiden Tris nur wenige Meilen auseinander. Dabei wird Spindrift mit einem Rückstand von 242 Meilen auf den Rekord geführt und IDEC mit 254 Meilen. Beide Teams müssen einem südöstlich liegenden Tiefdruckgebiet ausweichen und werden damit weit auf die längere nördliche Route gedrängt.

Danach wird laut Boris auch wieder das „Eis ein Thema“ bis zum Kap Hoorn. „Spindrift hat uns ein Gentlemen´s Agreement über eine Südgrenze vorgeschlagen. Gerüchten zufolge flippt Donna etwas aus“, schreibt Herrmann wohl mit einem Augenzwinkern bezogen auf die Kälte.

Jules Verne Trophy
Spindrift muss dem Tief auf einem nördlichen Kurs ausweichen.

Spannend sind aber auch die Einblicke, die er zum Segeln an Bord gewährt. „Wir segeln wie fünf Einhandsegler“. Nur der wachfreie Joyon schaut immer mal wieder vorbei. „Man ist fast immer allein: allein in der Küche, allein in der Kanzel, allein an Deck; außer bei Manövern natürlich. Mit den meisten habe ich noch nicht viele Worte gewechselt, etwas mehr mit Clément, dem ich begegne, wenn wir uns die Koje in die Hand geben.“

Sein Eindruck: „Es hat zwei Wochen gedauert. Es ist einfacher, wenn man sich selbst quasi vergisst und hingibt. Es geht hier irgendwie nicht um einen selbst, man sagt sich einfach, man muss funktionieren und ein Gleichgewicht ohne starke Emotionen wahren.“

Jules Verne Trophy
Bernhard Stamm und Francis Joyon auf IDEC. © IDEC

Erstaunlich sind seine Beschreibungen zum Trimmvorgang: „Zum Trimmen schalten wir den Autopilot ein und der Steuermann hilft am Grinder mit. Getrimmt wird aber nur bei erheblichen Änderungen des Windes oder der See, ansonsten haben wir an sich immer einen scheinbaren Windwinkel von 40 Grad und steuern dem scheinbaren Wind hinterher…Das Vorsegel lässt sich unter Last nur zu zweit dichtholen und das nur im kleinsten von unseren 12 Gängen. Man dreht dann 102 mal den Grinder für eine Umdrehung der Winsch, also circa 50 Zentimeter Schot.“

Sehr spannend sind die Beschreibungen des ehemaligen 505er Meisters zum Steuern, das die Hauptbeschäftigung sei und am meisten Spaß mache. „Es kann auch etwas eintönig sein, so wie im Südatlantik, im schlimmsten Fall ist es ein Kampf mit dem Ruder und verkrampfenden Unterarmen, wenn das Boot in der Welle ständig aus dem Gleichgewicht geworfen wird. Manchmal ist es stark lee- oder luvgierig mit Turbulenzen an Foil oder Ruder.“

Interview mit Dona Bertarelli:

Aber es gebe auch diese schönsten Momente am Steuer wenn das Boot gut laufe. „Manchmal minutenlang über 40 Knoten, die Büge in die Luft gestreckt surfend. 43 Knoten war meine Bestmarke.“

Nach dem holprigen Beginn der Rekordfahrt von IDEC sieht es tatsächlich so aus, als könnte der kleinere rote Tri dem großen Kontrahenten Paroli bieten. Bei der Leistungsfähigkeit insbesondere bei dem etwas leichteren Wind scheint die deutlich leichtere IDEC auf Augenhöhe zu liegen.

Es bleibt spannend, ob sich tatsächlich vielleicht auch einmal eine Überholspur entwickelt. Spindrift darf sich jedenfalls keinen Fehler leisten. Dann wäre Boris ruckzuck vorbei und könnte auch die zwei Stunden heraussegeln, die er früher gestartet ist. Wenn beide Schiffe allerdings so nahe beieinander segeln ist das zurzeit eher unwahrscheinlich. Spindrift kontrolliert das Duell.

Jules Verne Tracker IDEC

Jules Verne Tracker Spindrift

Spindrift, Jules Verne
Wie gewonnen so zerronnen. Spindrift freut sich über den Rekord im Indischen Ozean, der aber kurz darauf von IDEC verbessert wird. ©Yann Riou | Spindrift racing

 

 

8 Antworten zu „Jules Verne Trophy: Spindrift und IDEC treffen sich in der Wasserwüste – Boris 43 Knoten Run“

  1. Andrea Borrink

    sagt:

    Anwalt, Backe, Sven und wie Ihr Euch alle nennt – seid Ihr eigentlich schonmal im Pazifik, Atlantic oder auch nur auf der Nordsee gesegelt? Wohl eher nicht, denn dann würdet Ihr doch über solchen Kommentaren stehen, oder!?

    Mann, die Jungs (und Mädels!) segeln da unter härtesten Bedingungen im schwierigsten und gefährlichsten Revier der Welt ein Rennen und Ihr ergeht Euch von Eurem Schreitisch im warmen Büro aus in Kommentaren, die nun wirklich an Unwichtigkeit nicht zu übertreffen sind.

    Ich für meinen Teil wünsche Boris Hermann – unbekannterweise – und den anderen Helden des Hochseesegelns da draussen Frohe Weihnachten:

    Keep going – strong and safe!

  2. stefan

    sagt:

    Den praktischen Tracker mit beiden Schiffen, den man in Bild 3 sieht, findet man übrigens hier:

    http://volodiaja.net/Tracking/

  3. Anwalt

    sagt:

    „Gerüchten zufolge flippt Donna etwas aus”, schreibt Herrmann …“

    Anstelle deplazierter Angriffe gegen Dona Bertarelli sollte Boris lieber darüber nachdenken, wie der 800 sm IDEC-Rückstand im Südatlantik zustandekam.

    Da beide Schiffe gleich schnell sind, kann es ja eigentlich nur an der Navigation gelegen haben.

    1. Nun hör mal auf zu stänkern, du Alsterheld.
      Deinen Verständnishorizont für diese Facette unseres Sports hast Du ja schon mit Deiner Mutmaßung umrissen, Boris Herrmann sei als Navigator an Bord der Idec überfllüssig.

      1. Johannes Bahnsen

        sagt:

        Hey, nichts gegen Alsterhelden! 🙂

        1. Anwalt

          sagt:

          … und schon gar nicht, wenn man wie Backe aus dem tiefsten Binnenland, dem Saarland kommt 🙂

          1. stefan

            sagt:

            Mir sind dann Weltmeister, die aus dem „tiefsten Binnenland“ kommen, doch lieber als dahergelaufene Anwälte.

  4. Sven 14Footer

    sagt:

    Kleine Korrektur in der Bildunterschrift: Spindrift freut sich über den Rekord im indischen Ozean. Der Pazifik ist noch nicht vollständig durchsegelt.

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