Die vierte Etappe beim Volvo Ocean Race hat begonnen, wie die dritte endete: Mapfre vorne, AkzoNobel weit hinten. Beim Start Richtung Hong Kong hatte ein Favorit große Probleme.
Melbourne ist früh dran. Die Silvester-Feier begann eher als hierzulande und auch der Start zur vierten Etappe beim Volvo Ocean Race ging so früh über die Bühne, dass in Europa damit noch wenig Aufmerksamkeit zu erreichen war.
Dabei gestaltete sich der Beginn der 6000 Meilen langen Etappe, die wegen der Teilnahme von Scallywag erstmals nach Hong Kong führt, eine durchaus spannende Angelegenheit. Besonders das Team aus Hong Kong war heiß, sich frühzeitig ins Bild zu setzen. Es probierte einen risikoreichen Start mit Wind von Backbord.
Scallywag verpasst Bi-Point
Die Linie lag schief und bevorteilte die linke Seite deutlich. Skipper David Witt am Steuer von Scallywag hatte sich für die Etappe Richtung Heimathafen viel vorgenommen und ging ein hohes Risiko für einen Start mit Wind von Backbord. Er verteidigte gut gegen Dongfeng und besonders Brunel, aber schließlich zeigte sich doch die geringe Erfahrung des Hochsee-Spezialisten auf kurzen, engen Kursen. Er ließ den möglichen Big-Point beim Start genauso aus wie Bouwe Bekking, der seine Chance verpasste, knapp hinter AkzoNobel und vor Mapfre zu passieren.
So zeigte wieder einmal das Mapfre Team, wie stark es in der Breite aufgestellt ist. Die Spanier sind nicht nur auf den harten Hochsee-Etappen schnell unterwegs und warten geduldig auf die Fehler der anderen, sie führen schließlich auch die Inport-Race-Wertung an.
Der Start zur Hong-Kong-Etappe ist ein Spiegelbild der bisherigen Sieg-Philosophie von Skipper Fernandez: Spitzenplätze einfahren mit kontrolliertem Risiko; den Big-Point machen, wenn sich die Möglichkeit bietet. Die Bases dafür ist ein hoher Speed bei fast allen Kursen und Bedingungen.
Mapfres knifflige Situation
Beim Start positioniert sich Mapfre defensiv zwar auf der falschen Seite der Startlinie aber mit Vorfahrt. Dann reicht ein perfektes Speed-Timing, um im Moment des Startschusses die höchste Geschwindigkeit zu haben. Eigentlich erzeugt Vestas in Lee eine knifflige Situation und könnte Mapfre möglicherweise über die Linie luven. Vestas kommt aber nicht in die Gänge und lässt sich einfach überlaufen. Eine schnelle Wende sichert den Spaniern dann eine komfortable Position auf dem langen Streckbug zur ersten Marke.
Die Gegner agieren dagegen deutlich risikoreicher und könnten punkten. Aber sie machen Fehler. Dongfeng hätte mit einem Steuerbord-Start vor dem Feld einen echten Coup landen können, aber Caudrelier ist zu früh an der Linie, muss bremsen, Akzo Nobel ausweichen, schafft nur noch eine knappe Leewende, foult das blaue Boot und vermasselt ihm dabei auch noch den Start.
Der dänische Match-Race-Spezialist Nicolai Sehested hätte sonst den besten Start mit AkzoNobel hinbekommen, muss aber Dongfeng ausweichen, um eine Kollision zu verhindern, schießt in den Wind und verliert die Fahrt. Der Start ist immer noch gut, aber danach zeigt AkzoNobel auf erschreckende Weise sein Speed- und Höhe-Defizit, muss schließlich wegwenden und verliert auf der linken Seite den Anschluss zum Feld.
Überholmanöver von Vestas
So ergab sich nach dem turbulenten Start bei den langen Amwind-Stecken in der Port Phillip Bay vor Melbourne die von der vergangenen Etappe bekannte Hackordnung. Mapfre führte, AkzoNobel lag hinten.
Allerdings schaffte Vestas das Überholmanöver, und das Team zeigte damit, dass es auch unter der neuen Führung von Mark Towill in der Lage ist, zu punkten. Kurzfristig hatte Skipper Charlie Enright das Team verlassen müssen, weil er und seine Familie mit einer „andauernden medizinischen Situation“ zurechtkommen müssen, wie es in der offiziellen Mitteilung heißt. Schließlich waren die üblichen Verdächtigen aber wieder klar schneller.
Mapfre hat sich schließlich durch reinen Speed nach vorne geschoben, und inzwischen konnte auch Donfgeng wieder seinen Turbo-Boost bei harten Raumschotskursen einschalten. Caudrelier lag schon 1,6 Meilen hinter Mapfre zurück, nun sind es nur noch 0,5.
Aber diese Etappe wird alles andere als ein gerader, einfacher Schlag Richtung Hong Kong. Die Teams erwarten eine komplizierte Doldrums-Passage am Äquator, wo es besonders viele Möglichkeiten zum Überholen geben soll.
Die Flotte wird etwa in 20 Tagen am Zielhafen erwartet.
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