Monas: Rheintörn

Stromabwärts nach Amsterdam

Bereits seit einigen Jahren spielte der Schweizer Nevil Santschi mit dem Gedanken, einmal den Rhein auf seiner Monas „Madison“ hinunterzusegeln. Letztes Jahr, zur 100. Rheinwoche, war es dann so weit: Er entschloss sich zu diesem zweieinhalbwöchigen Abenteuer. Wie es war, hat er für den segelreporter aufgeschrieben.

Nahmen gemeinsam an der Rheinwoche teil: Inga Böhnert mit Nevil Santschi (v. l.), Luca Schmid und Alex Kamm. Foto: Privat

Luca, Alex und ich, starteten unsere Reise etwas über eine Woche vor der Regatta von Basel aus. Wir bezwangen unsere ersten Schleusen, erfuhren diverse Grundberührungen und lernten Leute, Länder, Städtchen und Yachtclubs kennen. Via Breisach, Straßburg, Neuburg, Mannheim, Wiesbaden und Koblenz erreichten wir Köln zwei Tage vor der Regatta. Inga stieß als viertes Crewmitglied hinzu.

Die Rheinwoche

Der erste Regattatag war eine Herausforderung. Wir starteten ohne Wind und konnten kaum manövrieren, so geschah es, dass wir beinahe mit einem Frachter kollidierten. Ingas Freund von der Uni hat uns mit dem Fahrrad am Ufer begleitet und immer wieder Fotos von uns gemacht. Für die ersten 30 Kilometer nach Hitdorf benötigten wir vier Stunden. Die nächsten 40 Kilometer nach Düsseldorf gingen jedoch zügiger, da der Wind etwas aufgefrischt hatte. Mit Inga an Bord und unserem Außenborder hochgeklappt hatten wir so viel Gewicht, dass das Wasser durch die Lenzöffnungen zurück in die Plicht lief und wir immer nasse Füsse hatten. Abends stießen wir mit den anderen Seglern im Düsseldorfer Yachtclub mit Altbier an und verköstigten uns beim Mexikaner ums Eck. Wir machten ein Gruppenfoto vor dem Anker des Yachtclubs, welches wir als Postkarte nach Basel zum Restaurant „Rostiger Anker“ sendeten, das direkt am Basler Rheinhafen liegt.

Erst ging es für den Schweizer Nevil Santschi und seine Crew zur Rheinwoche und dann rheinabwärts nach Amsterdam. Foto: Privat

Am Morgen des zweiten Regattatages bastelte Inga aus zwei Holzstöcken und meterweise Klebeband zwei Lenzstopfen, sodass die Plicht nicht mehr überschwemmt wurde. Das Wetter war etwas windiger, und die Monas lief dank des vielen Gewichts besser. Inga im Trapez machte die Taktik. Luca fuhr die Genuaschoten, Alex sorgte für Ballast und Getränke und ich steuerte. Wir waren bereits etwas eingespielter als zuvor und kämpften uns auf den achten Platz in unserer Gruppe vor. Am Nachmittag ist ein Bolzen des Travellers aufgebrochen, welchen Inga sofort notdürftig festbändselte, und wir ohne grosse Verluste weiterfahren konnten. Im Hafen von Wesel mit Werkzeug der „Eureka“, viel Geduld, Fingerfertigkeit, Musik und Bier konnten wir den Traveller wieder Reparieren und schlossen neue Bekanntschaften.

Für den dritten Regattatag war Sturm angesagt, so hat die Rennleitung beschlossen, nur bis Rees und nicht bis Emmerich zu fahren. Mit achterlichem Wind wurde mein Parasail getestet, zuerst mit Achterholer und Schot, danach mit Spibaum. Inga war mit der Performance nicht zufrieden und wollte unbedingt mit Spibaum fahren. Also wurde Luca kurzerhand zum Spibaumhochholer umfunktioniert und stand mit seinen kräftigen Unterarmen wie Popeye auf dem Vorschiff. In Rees angekommen war erst Mittag, und wir hatten noch viel Zeit zu überbrücken. Während meine Crew das Schiff vertäute, begab ich mich zum Reeser Yachtclub und besorgte einen Kasten Bier. Zusammen mit der Crew der „Nighthawk“ besetzten wir zu siebt das Deck der Monas und feierten mit Musik, bis es zu regnen anfing. Für den Abend war Disco auf der „Eureka“ organisiert, und auch da mussten einige von uns zeigen, was sie können.

Endspurt auf dem Weg nach Amsterdam: Die Monas-Crew passiert eine Klappbrücke an der vecht in den Niederlanden. Foto: Privat

Am vierten Regattamorgen waren noch Spuren vom Vorabend zu spüren. Der Wind hatte jedoch aufgefrischt und verlangte einiges von uns ab. Wir starteten mit einem Reff im Gross und konnten uns dank unseres Gewichtes lange vorne im Feld halten. Leider ist uns ziemlich früh die Genuaschiene ausgebrochen, 14 Schrauben sind durch die Glasfaser gerissen. Es kam Hektik auf, wir drehten bei, lösten die Genuaschiene von der Schot, Inga benutzte einen Softschäkel vom Spi, um die Schot an der Pütting der Wanten zu befestigen, und wir konnten weitersegeln. Natürlich war der Streckbug betroffen, wir konnten so weniger Höhe fahren als uns lieb war und brauchten viel mehr Hohleschläge. Trotzdem sind wir ins Ziel gekommen. Neunter Platz in unserer Yardstick-Gruppe und 26. im Blauen Band. Wir sind etwas enttäuscht über den Vorfall mit der ausgebrochenen Schiene, jedoch zufrieden mit unserer Leistung.

Bei ausreichend Wind kam auf dem Weg nach Amsterdam bei der Crew das Trapez zum Einsatz. Foto: Privat

Die nächsten Tage verbrachten wir in holländischen Gewässern. Wir folgten dem Niederrein nach Wijk Bij Duurstede, kreuzten den Amsterdam-Rhein-Kanal und motorten via Lek nach Utrecht. Von dort aus genossen wir die Gegend entlang der Vecht nach Amsterdam. Die letzten Tage verbrachten wir in den Grachten Amsterdams, bevor wir die „Madison“ auswasserten und wieder in die Schweiz an den Pfäffikersee transportierten.

Wir waren rund 100 Stunden auf dem Wasser, davon 70 unter Maschine und 30 unter Segel und bewältigten knapp 900 Kilometer europäische Binnengewässer in vier Ländern.

Travel-Tracker von Nevil Santschi: www.polarsteps.com/NevilSantschi       

Nevil Santschi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert