Delphia Yachts: „Mindful Cruising“ statt „Hebel auf den Tisch“

„Wir werden die Entwicklung hin zur E-Mobilität auf dem Wasser beschleunigen.“

Die Groupe Beneteau hat beschlossen, das Thema Nachhaltigkeit tiefer in der Freizeitbootsindustrie zu verankern. Dafür sollen, neben zahlreichen Maßnahmen an den verschiedenen Produktions-Standorten, ab dem Jahr 2024 alle Modelle der Motorboot-Marke Delphia ausschließlich elektrisch angetrieben werden. Wenn sich einer der Marktführer im Bereich der Freizeitboote, zu einem solchen Schritt entschließt, hat das über die Marken hinaus eine Bedeutung und nimmt auch Segler ins Visier, die vielleicht aus Altersgründen darüber nachdenken umzusteigen, oder die einfach mal Binnengewässer entdecken möchten.

Mindful Cruising – lautlos, entspannt und mit der Natur verbunden über die Wasserwege zu kreuzen, entschleunigt und ermöglicht ein völlig neues Bootserlebnis. Bild: Phil Manizan / Delphia Yachts

Am Beginn der Entwicklung stand eine Grundsatz-Entscheidung der Beneteau-Gruppe, wie Delphia Marken Direktor Martin Schemkes erklärt: „„Nachhaltigkeitsaspekte sollen in der gesamten Beneteau-Gruppe als Vision für die Zukunft gelten. Das betrifft z.B. die Bereiche Material, Recycling, Entwicklung, Forschung und die Produktion. So werden z.B. Solaranlagen zur Energiegewinnung auf den Dächern der Produktionshallen installiert und in sämtlichen Fabriken der Beneteau-Gruppe wird kein Teakholz mehr verwendet.“

Mindful Cruising

„Mindful Cruising“ – zu Deutsch: „achtsames Reisen“ – ist das Motto, unter dem die polnische Traditionsmarke seit ihrer Neuausrichtung auf Kurs geht, und dessen Grundgedanke auch Seglern nicht fremd ist. Während viele Segler mit dem Motorboot fahren oft schnelle, laute Boote in Verbindung bringen, deren Wellenschlag nervt, ist der Anspruch der Delphia-Verantwortlichen ein völlig anderer. Schnell fahren, Lärm, Sog und Wellenschlag ist auf Binnengewässern ohnehin weder angebracht noch angesagt, und das Erlebnis des motorisierten Bootssports ist hier ein anderes. Martin Schemkes dazu: „Die Marke Delphia und deren Produktionsstätten wurden erst vor drei Jahren vollständig von der Beneteau-Gruppe übernommen. Das gab uns die Gelegenheit eines Neuanfangs: Wir konzentrieren uns bei Delphia jetzt auf Boote und Yachten für die Binnenreviere, auf denen ein sehr großer Teil der Motorbootfahrer unterwegs ist. Auf deren Ansprüche und Erwartungen wollen wir besonders eingehen. Das Ergebnis ist das, was wir unter dem Motto: `Mindful Cruising´ als erstes Kapitel bei der Neuausrichtung der Marke bezeichnen. Es ermöglicht es dem Bootsfahrer, achtsam, aber eben auch sehr entspannt, gelassen und komfortabel mit einer Delphia-Yacht auf Reisen zu gehen.“

Die Möglichkeit zwei E-Bikes unkompliziert und sicher an Bord zu transportieren und gleichzeitig aufzuladen ist eine Branchenneuheit und ergab sich aus den Wünschen der Bootsfahrer. Bild: Phil Manizan/ Delphia Yachts

Ausbau der Infrastruktur

Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht nur beim Boot selbst. „Man kann die Marktentwicklung bei Booten mit der Entwicklung bei den elektrisch betriebenen Autos vergleichen. Je mehr Bootseigner die Erfahrung machen, wie entspannt es ist, ein elektrisch angetriebenes Boot zu fahren, desto mehr interessieren sich für so ein Boot. Jetzt muss aber die Lade-Infrastruktur vorhanden sein. Die EU hat klare Ziele gesetzt, die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber dem Wert von 1990 zu senken. Hier sind auch die Kommunen gefordert, Einsparpotentiale zu identifizieren und Einsparungen zu realisieren. In Gebieten mit starkem Bootsverkehr sind die Emissionen der Freizeitschifffahrt eine relevante Größe […] Gemeinsam mit politischen Vertretern der Kommunen, den Behörden, der Tourismusbranche und der Hafenwirtschaft haben wir in der Region südliches Friesland um die Stadt Sneek herum in Holland eine Kommission gebildet, die dazu ein Konzept erarbeiten soll. Dabei dreht es sich um praktische und technische Anforderungen, aber auch um Erlös- und Finanzierungsmodelle, mögliche Fördergelder aus den EU-Programmen und Weiteres.“

Wenn dieses Konzept steht, will Schemkes es auch in anderen europäischen Binnenrevieren wie z.B. in Berlin und Brandenburg vorstellen. „Wir werden die Entwicklung hin zur E-Mobilität auf dem Wasser beschleunigen“, ist Schemkes überzeugt.

Komfort, Gelassenheit und Nachhaltigkeit an Bord

Doch auch die Delphia Yachten selbst sollen überzeugen. Dabei setzt die Werft auf ansprechendes Design, eine modulare Auswahl der verschiedenen Ausbaumöglichkeiten und natürlich auf eine unkomplizierte und vielseitige Nutzung der Yachten aus der Feder der renommierten Designbüros Vripack (Delphia 10) und Tony Castro (Delphia 11 + 12). Die Modelle Delphia 10 und 11 wurden vollkommen neu entwickelt und sind in mehreren Ausführungen z.B. als Open, Sedan oder Flybridge verfügbar. Das Walkaround-Konzept mit breiten bequemen Gangbords und einer großen Plicht sowie einem großzügigen Aufenthaltsbereich auf dem Vorschiff mit bequemen Sitzen und Liegen, die unkomplizierte Bewegung an Bord und das Relaxen beim Genießen der vorüberziehenden Landschaft. Die effizienten, eleganten Linien der Verdränger-Yachten sollen für ein stabiles Fahrverhalten und angenehmen Reisegeschwindigkeiten von ca. acht bis neun km/h sorgen.

Martin Schemkes, Brand Director Delphia Yachts

Bild: Christian Schneider

Martin Schemkes (62) ist seit März 2021 Direktor der Marke Delphia unter dem Dach der Beneteau-Group. Schemkes ist bereits seit dem Jahr 2000 bei der Beneteau-Group und war zuvor für das Vertriebsmanagement der Marken Jeanneau und Prestige in Mittel- und Nordeuropa verantwortlich.

 

Entschleunigung ist dabei einer der Schlüsselfaktoren beim Reisen und Leben an Bord einer Delphia und auch hier findet der Fahrtensegler wieder einen Ansatz, der ihm bekannt ist. „Worauf kommt es an, wenn Du in deiner Freizeit mit Deinen Liebsten und Deinen Freunden auf dem Wasser zusammen bist?“, fragt Delphia Product-Manager Luka Modrijan und gibt die Antwort gleich selbst: „Ihr wollt Euch entspannen, entschleunigen, Zeit gewinnen, genießen und gemeinsam schöne Erlebnisse erfahren. Hier setzt das Mindful Cruising – Konzept der Delphia Yachten an.“

Bei der Antriebstechnik der Yachten mit E-Antrieb kommt deutsche Technik von Torqeedo zum Einsatz. Bild: Torqeedo

Die eigene Erfahrung an Bord eines solchen Bootes ist daher oft der letzte Impuls, der auch Skeptiker überzeugt. „Selber zu erfahren, welche Gelassenheit und Entspannung es erzeugt, Flüsse, Seen und Kanäle fast geräuschlos zu befahren, die Geräusche der Natur, das Wasser, den Wind oder die Vögel zu hören, sich normal unterhalten zu können, keine Vibrationen zu spüren, keine Abgase zu riechen, und den Komfort an Bord einer vollelektrischen Yacht zu genießen, ist ein echtes Erlebnis. Wir werden daher im niederländischen Makkum ein Delphia Experience Center etablieren, wo Interessenten die Boote selbst live auf dem Wasser ausprobieren können“, so Martin Schemkes, der darauf verweist, dass Delphia sich schon bald auch auf der Messe Boot & Fun Berlin vom 24. bis zum 27. November präsentiert.

Den vollständigen Beitrag mit vielen weiteren Infos zum Thema, den Delphia Yachten und weiteren Details zu den Visionen und Planungen der Marke für die Zukunft des elektrischen Bootssports, lesen Sie in unserem umfangreichen Bericht in der kommenden Ausgabe des MotorBoot-Magazins, ab dem 19. Oktober als gedruckte Ausgabe im gut sortierten Bücher- und Zeitschriftenhandel an Bahnhöfen und Flughäfen, als Mitglied der Sportbootvereinigung im DMYV im Rahmen der Mitgliedschaft jeden Monat frei Haus, im Abo, sowie als gedruckte oder digitale Ausgabe zum Download ab dem 19. Oktober in unserem Shop.

 Luka Modrijan, Product Manager Delphia Yachts

Bild: Christian Schneider

Luka Modrijan (47) ist seit 20 Jahren im Bereich der Freizeitboots-Branche tätig. Der studierte Bachelor im Bereich des Tourismuswesens ist heute verantwortlich für die Entwicklung und Konzeption der neuen Delphia-Yachten.

  

 

 

3 Kommentare zu „Delphia Yachts: „Mindful Cruising“ statt „Hebel auf den Tisch““

  1. avatar Sevim Çelebi Gottschlich sagt:

    Hallo, ich finde die Idee ist gut, nur, das es nur mit elektrik arbeitet ist nicht so attraktiv, wenn es mit Segel kombiniert wäre. Ich schlage vor, wenigstens mit eine spinacker zu kombinieren wäre sehr gut. Ich würde mir diese Möglichkeit sehr wünschen.
    Den Boots Ausstellung in November werde ich bestimmt besuchen.

  2. avatar Thomas Stemmer sagt:

    … ich finde den Ansatz überaus löblich und man hat verstanden, wohin die Entwicklung gehen muss. Hier am Bodensee hat man z.B. noch gar nichts verstanden, da kommen jedes Jahr große Verbrenner im oberen dreistelligen Bereich hinzu. Das nur am Rande.
    Wenn man Verdränger mit 6 – 8 Knoten elektrisch fährt, ist das sehr ökononisch. Für die Gleitfahrt mit so einer Kiste (z.B. 25 Kn) brauchst du allerdings ca. das 10-fache an Energie (Sprit). Drum ist ein Schlüssel, erst mal langsam zu fahren, auch für den riesigen fossil betriebenen Bestand. Klar schneidet da ein Katamaran immer besser ab, aber der Unterschied ist bei langsamer Fahrt nicht mehr so groß. An der Stelle muss man einfach schauen, wo was besser passt. Der Lösungsraum sollte, wie immer, divers sein.

  3. avatar uli sagt:

    Der Schlüssel zum Erfolg liegt durchaus auch am Boot selbst. Was Delphia hier präsentiert ist, leider, ein sicherlich aufwendiger Versuch – aber einer am ungeeigneten Objekt!

    Bei den Abbildungen ist sehr gut erkennbar, dass sich der Bootskorpus dieser Verdrängeryachten am Wasser regelrecht fest”saugt”. Das ist kontraproduktiv, denn es deutet auf sehr schlechten hydrodynamischen Wirkungsgrad des Gefährts hin, entsprechend braucht dieses deutlich mehr Energie als eigentlich zum Vortrieb nötig wäre (und letztlich wird auch der Wellenschlag größer sein).

    Analog veringertem Rollwiderstand von Reifen bei Kfz sollte also zuvörderst die benetzte Fläche auf das für den erforderlichen Auftrieb tatsächlich nötige Maß minimiert werden. Zweirümpfige Boote können das viel besser leisten als Einrumpfyachten, das sollten wir mittlerweile alle wissen.

    Dem Argument einer für Schleusen etc. zu großen Breite von Katamaranen kann mittlerweile durch Breitenvariabilität begegnet werden, das funktionierende Konzept des breitenvariablen Futura – Katamarans kann hier Pate stehen.

    Im Ergebnis würde dann ein Hafen- und Schleusentaugliches zweirümpfiges Schiff herauskommen, das mit deutlich geringerem energetischen Input unterwegs ist. Eines, das noch viel mehr und völlig ebenen Lebensraum bietet und statt schmalen Laufdecks breite Rumpfdecks, denn verschmälern muss man das Schiff nur bei Bedarf vor Schleusen und in engen Häfen!
    Breit wo möglich, schmal wo nötig – und energetisch hocheffizient!

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