Auch bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) machte sich die Corona-Pandemie bemerkbar. Ihre Jahreseinsatzbilanz 2020 zeigt: Die DGzRS zählt weniger Einsätze als im Vorjahr.
Genau 1.720 Mal waren die Seenotretter im Laufe des Jahres 2020 auf Nord- und Ostsee im Einsatz. Die Bilanz des Vorjahres zeigt noch gut 400 Einsätze mehr. Den Grund für diesen Rückgang sieht die DGzRS auch in der Coronavirus-Pandemie. So seien in den vergangenen Monaten weniger Schiffe auf Nord- und Ostsee unterwegs gewesen und die Wassersportsaison habe 2020 verspätet begonnen, erklärten die Retter in ihrer Mitteilung zur Jahreseinsatzbilanz.
Die Zahl der Geretteten reduzierte sich allerdings nicht, sondern stieg verglichen mit 2019 sogar leicht an. 3.492 Menschen (2019: 3.396) leisteten die Besatzungen der DGzRS im Jahr 2020 Hilfe. Knapp 360 von ihnen wurden aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit.
An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins gab es am meisten Arbeit für die Seenotretter. Hier waren sie 607 Mal im Einsatz und halfen 1.109 Menschen.
Insgesamt waren es bis Ende 2020 übrigens bereits 85.591 Personen, die seit der DGzRS-Gründung am 29. Mai 1865 aus Seenot gerettet oder aus Gefahrensituationen auf See befreit wurden. Das entspricht fast der gesamten Bevölkerung Flensburgs.
Modernisierung der Rettungsflotte
Im Hinblick auf die Modernisierung der Rettungsflotte hat sich 2020 erneut einiges getan. Fünf neue Rettungseinheiten wurden getauft und in Dienst gestellt: das Seenotrettungsboot ROMY FRANK (Station Puttgarden, 10,1 Meter), der Seenotrettungskreuzer HAMBURG (Station Borkum, 28 Meter) sowie die Seenotrettungsboote EVA AHRENS-THIES (Station Ueckermünde, 8,9 Meter), OTTO DIERSCH (Station Norddeich, 10,1 Meter) und SRB 80 (Station Travemünde, 10,1 Meter).
Schon bald sollen auch die Stationen Schleswig, Grömitz, Prerow/Wieck und Darß neue Seenotrettungsboote bzw. -kreuzer bekommen. Zudem rechnen die Seenotretter für das erste Quartal 2021 mit der Ablieferung ihres ersten eigenen Trainingsschiffes. Mit dem 22 Meter langen Neubau, einem konventionellen Verdränger mit Stahlrumpf, trainieren die Besatzungen dann künftig dezentral auf den Stationen an Nord- und Ostseeküste.
Erfolg der Seenotretter-App SafeTrx
Weitere Erfolge kann die DGzRS in Sachen Prävention verbuchen. Denn: Die kostenlose Sicherheits-App SafeTrx der Seenotretter wurde seit ihrer Einführung vor vier Jahren nun schon rund 25.000 Mal heruntergeladen.
SafeTrx zeichnet über das Mobiltelefon die Route des Wassersportlers auf und ermöglicht der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS im Notfall so den direkten Zugriff auf seinen aktuellen Standort. Dank der App konnten bereits aufwendige Rettungsaktionen vermieden werden, so die DGzRS.
Die Einsatzzahlen 2020 im Detail
Im Jahr 2020 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote auf Nord- und Ostsee bei insgesamt 1.720 Einsätzen (2019: 2.140 Einsätze) 3.492 (3.396) Menschen Hilfe geleistet. Im Einzelnen haben sie:
- 40 (81) Menschen aus Seenot gerettet,
- 317 (270) Menschen aus drohender Gefahr befreit,
- 251 (373) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert,
- 49 (54) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
- 915 (1.014) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
- 508 (606) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.
So verteilen sich die Einsatzzahlen auf die Küsten:
Niedersächsische Nordseeküste: Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote haben bei 520 (649) Einsätzen 1.010 (893) Menschen geholfen. Davon wurden 3 (26) Menschen aus Seenot gerettet und 128 (76) weitere aus Gefahrensituationen befreit.
Schleswig-Holsteinische Nordseeküste: Die Seenotretter an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste waren 145 (212) Mal im Einsatz und halfen 315 (320) Menschen. Davon wurden 9 (3) Menschen aus Seenot gerettet und 19 (33) weitere aus Gefahrensituationen befreit.
Schleswig-Holsteinische Ostseeküste: An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Seenotretter 607 (756) Mal im Einsatz für 1.109 (1.118) Menschen. Sie retteten 27 (29) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 108 (59) aus Gefahrensituationen.
Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste: In Mecklenburg-Vorpommern waren die Seenotretter zu 448 (523) Einsatzfahrten für 1.058 (1.065) Menschen unterwegs. Sie retteten 1 (23) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 62 (102) aus Gefahrensituationen.
Quelle: DGzRS
Schreibe einen Kommentar