Es sind Bilder, wie man sie sonst nur aus den Tidengewässern der Nordsee kennt: Häfen, in denen die Boote auf dem Trockenen liegen und an ein Auslaufen nicht mehr zu denken ist. Durch die anhaltende Dürre ist der Pegel des größten Sees Deutschlands drastisch gefallen und Regen ist nicht in Sicht.
„Die Situation ist prekär und es ist zu befürchten, dass sie sich weiter verschlimmert“, so Edgar Raff, Vorsitzender der Internationalen Wassersportgemeinschaft Bodensee (IWGB) gegenüber dem SegelReporter und ergänzt: „Besonders betroffen ist der Untersee, aber auch am Westufer zum Beispiel im Yachtclub Sipplingen bekommt man den niedrigen Wasserstand bereits zu spüren. Mein eigenes Boot liegt auch nicht mehr an seinem angestammten Liegeplatz.“
Nicht nur segelnde Kielyachten sind betroffen, auch Besitzer flachgehender Boote haben mancherorts nicht mehr genug Wasser unter dem Kiel. Laut eines Berichts des ZDF-Nachrichtenmagazins „heute“ vom 29. Juli 2022 ist die Saison für manche Bootsbesitzer daher bereits zu Ende, da ihre Boote aufgrund fehlenden Wassers im Hafen bereits ausgewassert werden mussten. Hier wird zum Beispiel der Hafen der Insel Reichenau und der Hafen der Gemeinde Moos bei Konstanz genannt.
Situation am mittlerer Obersee und im Osten spitzt sich zu
Noch nicht ganz so dramatisch ist die Situation im mittleren und östlichen Teil des Sees. Der Hafenmeister des Württembergischen Yachtclubs in Friedrichshafen, Jörg Herford, ist vorerst noch vergleichsweise entspannt: „Wir haben hier in der Hafeneinfahrt zwar einen Buckel, über den die Yachten rüber müssen. Für größere Segelyachten mit großem Tiefgang ist das auch bereits kritisch oder sogar nicht mehr möglich, bis ca. 1,70 Meter sollte es aber derzeit noch gehen…“, so Herford gegenüber dem SegelReporter. Das liegt lt. Herford allerdings daran, dass die Häfen in diesem Bereich des Obersees i.d.R. größere Wassertiefen haben als die flacheren Häfen im Untersee oder im Westteil des Bodensees. Allerding weist auch Herford darauf hin, dass sich die Situation täglich weiter zuspitzt: „Derzeit fällt der Pegel ca. einen bis zwei Zentimeter pro Tag, und Niederschlag ist laut Wetterbericht nicht zu erwarten. Da kann man sich ausrechnen, wie lange das noch gut geht.“
Keine Probleme gibt’s hingegen in der Meichle & Mohr Ultramarin Marina, da der Hafen aus einer ehemaligen Kiesgrube entstand, die ohnehin tiefer ist als die meisten anderen Häfen. Gut für die Liegeplatzinhaber der Marina, aber kein Trost für alle, die einen Ausweichplatz suchen. Die große Marina in Kressbronn ist voll ausgebucht.
Rekordtief des Pegelstands erwartet
Laut des ZDF-Berichtes erwarten die Behörden ein neues Rekordtief des Bodenseepegels, der nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg am Ende der Woche bereits unter den Wert von 3,30 Meter gefallen war und sich so dem derzeitigen Negativ-Rekord von 3,17 Metern nähert.
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