Während der Messe inspizierten unsere Redakteure die neuesten Modelle der Werften. Jedes Jahr gibt es neue Lösungen für den Alltag an Bord zu entdecken. Wir haben uns die Details angeschaut, die bei der flüchtigen Besichtigung oft untergehen.
1. Liegewiese
Die neue Dufour 530 bietet drei verschiedene Ausstattungskonzepte für Charterer, Fahrtensegler und Performance-Fans. Sie weist attraktive Details auf wie beispielsweise diese Liegewiese am Heck auf. Mehr oder weniger im Cockpit wohlgemerkt. An Details wie diesen merkt man, wie sehr sich der Yachtbau in den letzten Jahren verändert hat. Noch vor zehn Jahren wäre solch eine Sitzgelegenheit im Cockpit völlig undenkbar gewesen.
2. Trend zu mehr Breite – First Yacht 53
Mit der neuen First Yacht 53 gibt Beneteau den Startschuss für eine neue Generation der First-Baureihe. Wie auch die Vorgängermodelle soll die neue First in Sachen Performance punkten. Doch die Werft verpasst der nächsten Generation das Attribut „Luxury Performance“. Und auf den ersten Blick scheint die Mischung gelungen. Das Deckslayout verspricht eine leicht handelbare Offshoreyacht mit viel Speedpotenzial. Die enorme Breite von fünf Metern, hauptsächlich im hinteren Drittel, ist außergewöhnlich. Das schafft vor allem unter Deck einen sehr luftigen Salon.
Ein bequemes L-Sofa an Steuerbord dominiert den Blick in den Salon. Die Essecke liegt gegenüber an Backbord und fällt kaum auf. Hier hat die Werft die beinahe schon vergessene Dinette wiederbelebt. Trotz den riesigen Platzangebotes hat die Werft an zahlreiche Haltemöglichkeiten gedacht. Durch den Salon ziehen sich unter der Decke zwei Edelstahl-Handläufe, um auch bei Seegang und Krängung sicher durch den Salon zu kommen. Uns hat die neue First Yacht sehr gut gefallen. Bei dem Schiff handelt es sich tatsächlich um einen Neustart der Baureihe, in den Werft und Designer reichlich Hirnschmalz gesteckt haben.
3. Yachten wachsen Nasen
Schon in den letzten Jahren haben Werften ihre Schiffe immer zahlreicher mit Lösungen zum Anschlagen eines Gennakers oder Code-Zeros ausgestattet. Meist waren es Ankerbeschläge, vereinzelt bei sportiven Booten auch ein Gennakerbaum. Doch in diesem Jahr besaßen etwa 90 Prozent der Schiffe eine mehr oder weniger lange Nase, um Vorwindsegel bequemer anschlagen zu können. Selbst eingefleischte Fahrtenyachten wie die neuen Modelle von Hallberg Rassy besitzen fest einlaminierte Nasen.
In diesem Jahrzehnt scheint sich alles um Gennaker und Code-Zero zu drehen. Es bleibt spannend, ob es auch in der Segelentwicklung neue Produkte geben wird, welche die Möglichkeiten der weit vor dem Vorstag liegenden Anschlagpunkte nutzen werden.
4. Liegewiese Nummer 2
Bequeme Sitzecken gehören an Bord von Fahrtenkatamaranen mittlerweile zum Standard. Jetzt halten sie auch an Bord von Monohulls Einzug. Wie hier auf der neuen Moody DS42, die auf der boot Düsseldorf das erste Mal präsentiert wurde. Es mag vielleicht nicht ganz so bequem sein, wie auf einem Katamaran, aber was die Designer auf das Vorschiff der nur 42 Fuß großen Moody gezaubert haben, kann sich sehen lassen.
5. Sportlich, sportlich
Die Sailart-Familie hat attraktiven Zuwachs bekommen. Mit der Sailart 18 werden Liebhaber schneller Gleitfahrten angesprochen – und Freunde modernen Designs. Bei diesem nur 5,30 Meter langen (mit Bugspriet 6,10 Meter), dafür aber 2,30 Meter breiten Kajütkreuzer findet das junge Seglerherz alles, was es begehrt: Performance-orientierte Segeleigenschaften, verkörpert durch die große Segelfläche von 14 Quadratmetern, die sich bei gesetztem Gennaker um 25 Quadratmeter erhöht, und ein jollenähnlich flaches Unterwasserschiff mit ausgeprägten Kimmkanten, eine kühn vorgestreckte Bugnase und eine einhandtaugliche Decksausrüstung.
Als Idealbesetzung für Regatten wird allerdings eine Zwei-Personen-Crew angegeben. Doch auch die Tourensegler kommen auf ihre Kosten, denn die Kleine bietet Schlafkomfort für Zwei in einer breiten Dreieckskoje. Damit wird klar, dass die Sailart 18 nicht nur für den Regattabetrieb, sondern auch für entspannte Wochenendtörns konfiguriert wurde.
Schnelle und unkomplizierte Revierwechsel lassen sich per Straßentransport erledigen. Dank nur 450 Kilogramm Gewicht (inkl. Schwenkkiel, mit dem man den Tiefgang von 1,30 auf 0,25 Meter reduzieren kann) lässt sich der hübsche Flitzer problemlos per PKW verholen. Sowohl die sportlich-schicke Form als auch der Preis erweisen sich als verlockend, denn für die segelfertige Standard-Version werden nur 20.900 Euro aufgerufen.
6. Trailerbar und komfortabel
Die siebeneinhalb Meter lange und 2,55 Meter breite Mariner 26, die von Wojciech Spisak entworfen wurde, feierte auf der boot 2020 ihre Weltpremiere. Mit diversen Ausbau- und Ausrüstung-Versionen und mehreren Interieur-Layouts, bietet sie große Vielseitigkeit und jede Menge Fahrtenkomfort.
Das beginnt mit einer Festkiel-Variante und mehreren Klappschwert-Versionen. Die flexiblen Tiefgänge reichen von 0,30 bis 1,60 Meter, die Interieurgestaltung vom offenen Innenraum mit Dreieckskoje im Bug, quer aufgestellter Doppelkoje achtern und Längsbänken bis hin zu einem Ausbau mit abschließbarer Achterkabine. Eine separate Nasszelle mit Stellplatz für ein Porta Potti und Waschbecken sind in jedem Fall vorhanden, genau wie die Dreieckskoje im Bug und der mit Längssofas und Klapptisch ausgestattete Salon. Je nach Ausbau-Version gibt es einen kurzen, kompakten Pantry-Block oder eine in L-Form aufgestellte kleine Küchenzeile.
Wer gerne neue Reviere erkundet und die Überführungen dorthin am liebsten schnell erledigt, kann die Straße nutzen, sofern er über ein entsprechend starkes Zugfahrzeug verfügt. Das Gewicht der Mariner 26 wird mit zwei Tonnen angegeben. Eine Sondergenehmigung für den Straßentransport muss nicht eingeholt werden, denn die Abmessungen sind auf einfache Trailerbarkeit zugeschnitten. Erstaunlicherweise erhält man diesen komfortablen Kleinkreuzer bereits ab 32.130 Euro.
7. Das Segelboot von Decathlon
Der Sport-Discounter Decathlon war erstmals auf der boot Düsseldorf vertreten. Das neue Modell Tribord 5s ist eine Mischung aus Schlauchboot und Jolle zum fairen Preis. Durchaus interessant für Einsteiger oder Dickschiffsegler, die das kleine Segel-Dinghy in der Backskiste verstauen möchten.
Wir werden uns das kleine Dinghy jedenfalls mal genauer ansehen. Die Produkte von Decathlon sind zwar preiswert, aber nicht unbedingt von schlechter Qualität.
Einen Preis gibt es aber noch nicht.
8. Ein Hauch von nichts
Wer am Nautor´s Swan-Stand vorbeischlenderte, mochte angesichts des superschlanken Kiels seinen Augen kaum trauen. Ein Hauch von Kielfinne, mehr war oberhalb der angehängten Bombe nicht zu entdecken. Und man musste den Kopf weit in den Nacken legen, um überhaupt die darüber aufragende Club Swan 36 begutachten zu können. Zwischen Unterkante Kiel und superflachem Unterwasserschiff lagen annähernd 2,75 Meter.
9. Interactive Experience
Dass Elan zusammen mit dem Porsche Design-Studio an einem neuen Modell ihrer GT- (Gran Tourismo) Reihe arbeitet, war schon vor der boot Düsseldorf bekannt geworden. Während der Messe konnten sich interessierte Besucher über Details informieren. Auf großen Monitoren liefen Demonstrations-Programme, anhand derer man per Fingerstreich virtuell durch und übers Schiff streifen konnte. Der Stapellauf von Baunummer eins ist übrigens für Sommer 2020 geplant. Auch das hat Elan in Düsseldorf bekannt gegeben.
10. Anders als die anderen
Beim Trimaran PoC ist vieles anders. Er wurde nicht von einer Werft, sondern von Privatpersonen als Projekt für den Eigengebrauch entwickelt und gebaut. Anstelle des obligatorisch mittig aufgestellten Mastes gibt es zwei. Diese sind A-förmig aufgebaut, damit man fliegende Segel setzen kann und keinen Baum mehr braucht. Die Verbindungen zwischen Rumpf und Schwimmern sind nicht starr, sondern aus Tampen geknüpft. Man kennt derartig flexible Verbindungen von Wharram-Multihulls.
Ein weiterer, in wahrstem Sinne des Wortes gewichtiger Unterschied zu Serien-Trimarans ist die Materialwahl und Verarbeitungsweise der Rümpfe, die das Gesamtwicht niedrig halten soll, um so die Vorteile eines Multihulls zu wahren. Gearbeitet wurde mit GFK und Epoxidharz und als Distanzmaterial hat man Leisten aus Styrodur verwendet, die sich einfach verarbeiten lassen und wenig Gewicht mitbringen. www.projekt-grenzgaenger.com
11. Das geteilte Bimini
Wer kennt das nicht? das Bimini schützt zwar zuverlässig vor der Sonne, aber der Blick in die Segel bleibt einem verwehrt. Auf der neuen Dufour 530 sitzt daher ein geteiltes Bimini, das den Rudergänger schützt, aber dennoch den Blick nach Oben ins Groß freigibt. Die Crew sitzt Cockpit im Schatten. Für den nordeuopäischen Markt wohl nicht wirklich sinnvoll, wird das im Mittelmeer sicherlich gerne auf der Zusatzliste stehen.
12. Hell und einladend
Anders als man es von modernem, italienischem Design erwarten würde, ist die Einrichtung der Grand Soleil 42 LC alles andere als kühl. Heimelig passt deutlich besser, denn trotz durchwegs heller Farben von Holz, Polstern und Schiffswänden lädt die Raumatmosphäre zum Verweilen ein, vor allem, wenn die indirekte Beleuchtung zugeschaltet wird. Sie taucht die Möbel in warmes Licht und verleiht ihnen Leichtigkeit, fast als würden sie schweben.
13. Achtern (fast) so breit wie in der Mitte
Das vierte Modell der neuen Halberg-Rassy Baureihe hält sich noch konsequenter an moderne Konstruktions-Vorgaben als ihre drei Schwesternschiffe. Im Einzelnen bedeutet das: die Wasserlinienlänge der HR 40C entspricht bis auf wenige Zentimeter ihrer Länge über Alles, was sehr gute Speedwerte mit sich bringen dürfte. Und die große Breite von 4,18 Metern läuft von der Schiffsmitte aus nahezu unvermindert in den Spiegel hinein. Es gibt zwar einen kleinen Breitenabzug, doch mit dem bloßen Auge ist der nicht zu erkennen. Weiß man um die kompakten Abmessungen, verwundert es nicht, dass das zentrale Cockpit in der neuen HR 40C genauso groß ist wie das der HR 44C und dass im Inneren der kleineren Yacht ähnlich viel Platz zur Verfügung steht wie in der gut einen Meter längeren.
14. Cabrio-Feeling
Das Kürzel „DS“ steht für Decksalon. Der wiederum sorgt für viel Komfort unter Deck und eine perfekte Rundumsicht, egal, ob vom Kartentisch oder von der Salon-Sitzecke aus. Wer trotzdem lieber draußen sitzt, kann dort sogar bleiben, wenn es anfängt zu regnen oder die Sonne allzu intensiv vom Himmel stahlt. Er braucht nur kurz das Ziehharmonikadach über das Cockpit zu ziehen. Die Plane ist zwischen zwei festen Stützen angeschlagen und läuft auf Travellerschienen, so dass das Entfalten ohne großen Kraftaufwand zu erledigen ist.
15. Unsichtbar und doch vollwertig
Die Pantry des Motorseglers Coast 250 verschwindet bei Nichtgebrauch komplett in der Hundekoje. Soll gekocht werden, zieht man die auf Schienen gelagerte Küchenzeile heraus und sichert sie mit einem klappbaren Stützbein.
Im Nu sind ein Zwei-Flammen-Herd und die dank Abfluss und aufstellbarem Wasserhahn vollwertige Spüle zum Einsatz bereit. Der Platz unter der Pantry wird für die Unterbringung einer Kühlbox genutzt.
16. Das Trainerboot der Zukunft
Die britische Werft RS Sailing, vor allem durch schnelle Jollen bekannt, präsentiert sein erstes Elektro-Motorboot. Das RIB Pulse 58 könnte zum Beispiel als Trainerboot eine Alternative sein. Die Batteriebank sitzt, vor Nässe geschützt, unter dem Steuerstand, der einfach zur Seite geklappt werden kann. Die vielen Elektrolösungen, die wir auf der boot Düsseldorf gesehen haben, zeigen, dass das Antriebskonzept durchaus eine Zukunft hat. Viele vorgestellte Daysailer hatten beispielsweise einen E-Motor statt eines Verbrenners verbaut – und wurden auch von Anfang an so konstruiert.
17. Die Party kann beginnen
Bewusst hat Jeanneau in ihre Sun-Loft 47 so viele Kabinen hineingebaut wie eben möglich. Schließlich soll die Yacht ausschließlich in Charter laufen und vor allem jungen Menschen zu erschwinglichen Preisen Segel-Urlaube ermöglichen. Um die sechs Doppelkabinen, vier Nasszellen und eine Skipperkajüte unterzubringen, wurde auf einen Salon gänzlich verzichtet. Zwei der Kabinen haben separate Zugänge und eigene Nasszellen, die vier weiteren teilen sich die beiden verbleibenden Bäder und den Haupt-Niedergang. Der Skipper, ohne den der Törn nicht startet, logiert vorn im Bug.
Gekocht und gegessen wird im Cockpit, gechillt auf dem Vordeck oder achtern, u. a. auf der Badeplattform. Die mit zwei großen Esstischen und -bänken, Küchenzeile und mehreren geräumigen Kühlschränken ausgestattete Plicht kann bei Bedarf komplett geschlossen werden. Dafür zieht man das Faltdach zu und hängt zu den Seiten Planen ab. Beides ist ruckzuck erledigt.
Weitere unverzichtbare Equipments sind leistungsstarke Lautsprecher und wasserdichte USB-Dockingstationen.
18. Vorsicht Stufe
Die Dufour 530 geht in vielen Punkten ungewöhniche Wege. Wie beispielsweise diese Stufe, um das Verlassen des Cockpit zu vereinfachen. Zeitgleich dient die Stufe aber als Fallenkasten, damit die ganzen Leinen im Cockpit keine Stolperfallen bilden. Bleibt abzuwarten, ob sich diese Stufe nicht auch als solche entpuppen wird. Bei der ersten Begehung war die Stufe aber durchaus angenehm.
19. Tritt im Ruderblatt
Ideen muss man haben: Um die Badeleiter zu sparen, hat die englische Swallow-Werft dem angehängten Ruderblatt ihres Daysailors eine Stufe verpasst. Sie dient als Tritt, um nach dem Schwimmen wieder sicher an Bord zu gelangen.
20. America‘s Cup
Die „bodenlose Kanne“. So stand sie vor uns. Unter dem strengen Blick eines Neuseeländers wurde im Rahmen einer Pressekonferenz die älteste Sporttrophäe der Welt den Pressevertretern präsentiert. Die Kameraverschlüsse klackten, erwachsene Menschen posierten, eine Grimasse schneidend, vor der Kanne und schossen ein Selfie.
Und irgendwann durften auch wir ganz nah heran. Vor einigen Jahren geisterte die Meldung durch die Szene, dass der Platz für weitere Gravuren nicht mehr ausreiche. Und das nach gerade mal 35 Auflagen! Also spähten wir genauer hin, wer oder was sich denn sonst noch auf dem Cup verewigt hat. Und schnell wurde klar, was den Platzmangel auslöst: Jedes einzelne Ergebnis wurde in das Silber getrieben!
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