Wolfgang Mayrhofer, Silbermedaillen-Gewinner von 1980, renommierter Wirtschaftsprofessor und langjähriger Segel-Funktionär spricht im Interview über die Notwendigkeit der dualen Karriere im Spitzensport. Geführt hat es seine Schwester, Segelreporterin Judith.

Du beschäftigst dich seit Jahrzehnten sowohl akademisch als auch praktisch mit der dualen Karriere, also wie sich Profi-Sport und Ausbildung unter einen Hut bringen lassen. Warum ist das so ein wichtiges Thema?
Die Zeit nach dem Spitzensport kommt unausweichlich und die Schaffung einer beruflichen Basis ist eine unabdingbare Voraussetzung für ein gelingendes Leben. Vereine und Verbände bekommen junge Menschen in einer frühen, sehr formbaren und verletzlichen Phase ihres Lebens überantwortet. Daraus erwächst uns als Gesellschaft erhebliche Verantwortung und der müssen wir uns stellen, indem wir Unterstützung für diesen Bereich anbieten, und zwar maßgeschneidert und auf hohem fachlichen wie persönlichen Niveau. Denn die Kombination von Sport und Beruf oder beruflicher Aus- und Weiterbildung ist kein Selbstläufer, sondern sehr, sehr schwierig, auch weil es mannigfaltige konfligierende Zielsetzungen gibt.
Steckbrief
Der Österreicher Wolfgang Mayrhofer (66) hat 1980 eine olympische Silbermedaille im Finn Dinghy gewonnen und ist seit 1997 Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, wo er das Interdisziplinäre Institut für verhaltenswissenschaftlich orientiertes Management leitet und unter anderem zum Thema Karrieren forscht. Im Österreichischen Segel-Verband war er als Vize-Präsident von 2012 bis 2017 für den Spitzensport zuständig, seit 2020 steht er als Präsidiumsmitglied dem Fachausschuss für Internationale Angelegenheiten vor. Seit Dezember 2024 ist er Präsident des gemeinnützigen Vereins KADA, der Athletinnen und Athleten dabei unterstützt, sich bereits während der aktiven Karriere berufliche Perspektiven für die Zeit nach dem Spitzensport aufzubauen.
Haben Seglerinnen und Segler im Vergleich mit anderen Sportarten eine besonders schwierige Ausgangslage?
Ja und nein. Die Tatsache, dass du in diesem Sport so viel unterwegs bist, macht es natürlich besonders herausfordernd, Ausbildungsziele zu verfolgen – 260 Reisetage pro Jahr sind ja eher die Regel als die Ausnahme. Außerdem müssen sich die Segler mit extrem vielen und unterschiedlichen Aspekten ihres Sports befassen, da bleibt wenig Zeit und Energie für anderes übrig. Umgekehrt können sich genau daraus aber auch Stärken entwickeln. Das Berufsfeld des Profi-Seglers umfasst sehr viele Teilbereiche. Er muss Sponsoren suchen, Logistik planen, mit den Medien umgehen und so weiter und so fort. Das bedeutet, dass er oder sie in der aktiven Zeit sehr viel lernen und später auch nutzen kann. Seglerinnen und Segler sind ganz sicher keine Fachidioten.

Schreibe einen Kommentar