Merinowolle: Garantiert nachhaltig. Die Naturfaser hält Einzug in den Segelsport

Faser mit Talent

Lange Zeit galten Kunstfasern als ideale Lösung für Textilien unter dem Ölzeug. Doch seit einigen Jahren erobert eine Faser den Markt, die noch mehr leisten kann: Merinowolle. Und die gab es schon lange, bevor Polyester und Co. erfunden wurden. Das Comeback der Naturfasern ist in vollem Gang.

merinowolle am schaf

Merinowolle ist nachhaltig und eignet sich für den Einsatz an Bord. Bild: shutterstock/Alf Manciagli

Bekleidungstechnisch brachten die vergangenen Jahrzehnte einiges an Komfort für den Segler hervor. Der gelbe Friesennerz wich Ölzeug mit atmungsaktiven, wasserdichten Membranen. Die Zeiten, in denen Crew und Skipper unter dem Ölzeug nasser wurden als die Außenseite, sind vorbei. Seitdem sich zudem rumgesprochen hat, dass Kleidung aus Baumwolle unter dem Ölzeug das schöne System der Atmungsaktivität aushebelt, bleibt es unter dem Anzug auch über Stunden hinweg nahezu gemütlich. Denn Baumwolle saugt den Schweiß auf und benötigt viel Zeit zum Trocknen, währenddessen die Kleidung am Körper klebt. In der Folge kühlt der Körper schneller aus. Kunstfasern oder Merinowolle hingegen saugen die Feuchtigkeit wie ein Docht vom Körper auf, ohne sich nass oder feucht anzufühlen.

Feuchtigkeitstransport

Verschiedene Schichten aus schnelltrocknender Kunstfaser hingegen transportieren den Schweiß vom Körper weg, sodass die Feuchtigkeit die Haut gar nicht erst abkühlen kann. Leider haben die Fasern aus Polyester auch Nachteile: Zum einen beginnen sie bereits nach kurzer Zeit, einen Duft zu verströmen, der irgendwo zwischen Schulsportumkleide und getragenen Socken liegt. Gerade auf längeren Strecken, ohne Möglichkeit, die Kleidung zu waschen, eine lästige Tatsache. Wer möchte zu Beginn seiner Wache gerne in muffige Kleidung steigen? Außerdem gerät Kleidung aus synthetischen Fasern immer mehr in die Kritik, denn beim Waschen lösen sich kleine Bestandteile aus der Kleidung und gelangen in den Wasserkreislauf. Mikroplastik findet sich bereits in jedem Ozean der Erde – selbst im Marianengraben in fast 11.000 Metern Tiefe.

Doch es gibt eine Lösung

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Kai Köckeritz

Leidenschaftlicher Fahrtensegler und war lange Jahre Chefredakteur des Magazins segeln. Er ist viel in Holland unterwegs, aber auch in den Revieren des Südens. Lange Schläge sind eher seins als kurze Up&Downs auf der Regattabahn.

2 Kommentare zu „Merinowolle: Garantiert nachhaltig. Die Naturfaser hält Einzug in den Segelsport“

  1. avatar PL_kaeser-lindau sagt:

    Kein Licht ohne Schatten

    Schafe leiden für Kuschelwolle

    Um möglichst viel Wolle zu liefern, wurden Merinoschafe auf viele Hautfalten gezüchtet – und sind daher besonders anfällig für den Befall von Fliegenmaden. Die Fliegen legen ihre Eier in die warmen, feuchten, von Kot und Urin verschmutzten, schlecht belüfteten Hautfalten der After- und Genitalregion ab. Dort herrscht das optimale Klima, damit die Eier sich zu Maden weiter entwickeln. Die geschlüpften Fliegenmaden fressen sich in das lebende Gewebe der Tiere. Es kommt zu schweren Entzündungen und oft auch zum Tod des Schafes. Besonders bei hohen Außentemperaturen entwickeln sich die Maden schnell.

    Zur Vorbeugung werden den Lämmern daher – ohne Betäubung und in der Regel ohne Schmerzmittelgabe – mit einer speziellen Schere Hautfalten um After, Vulva und Schwanz herausgeschnitten. Diese Wunden werden nicht weiter behandelt, sondern müssen von alleine heilen und vernarben. Auf dem Narbengewebe wächst keine Wolle mehr, es bleibt glatt und faltenfrei, so dass hier Fliegen nicht mehr angelockt werden. Das „Mulesing“ ist eine grausame und schmerzhafte Verstümmelung der Tiere und aus Tierschutzgründen entschieden abzulehnen. Nur zehn Prozent der australischen Merinowolle ist Mulesing-frei.

    Neben Australien wird Merinowolle auch in Neuseeland, Südafrika und Argentinien produziert. In Neuseeland und Südafrika ist das „Mulesing“ verboten und in Argentinien ist diese Methode nicht üblich.

    Auch in Deutschland ist diese grausame Prozedur verboten. Das Merinolandschaf ist mit etwa 30 Prozent des deutschen Schafbestandes die hierzulande am häufigsten vorkommende Schafrasse. Diese Schafe haben keine Hautfalten und ihre Wolle ist viel gröber, weshalb sie nicht in Kleidung sondern zum Beispiel als Dämmmaterial verarbeitet wird.

    Ein Lösungsansatz ist die Zucht auf weniger ausgeprägte Hautfalten und Bewollung in der After- und Genitalregion. Eine weitere Möglichkeit ist das Stutzen der Wolle an den gefährdeten Stellen mehrmals jährlich, auch in Verbindung mit einer Behandlung mit Insektiziden.
    Proteste gegen Mulesing

    Zahlreiche Proteste internationaler Tierschutzorganisationen gegen das „Mulesing“ und Boykottaufrufe gegen australische Wolle haben dazu geführt, dass mehrere Handelsketten die Verarbeitung australischer Wolle, die unter „Mulesing“ der Schafe gewonnen wurde, eingestellt haben.

    Auf den Druck von Tierschutzorganisationen hin erklärten sich die australischen Farmer 2004 bereit, das „Mulesing“ bis 2010 einzustellen. Einige Jahre später hat die Branche die Pläne zum Ausstieg aus dem „Mulesing“ allerdings aufgegeben und das Tierleid geht bis heute unverändert weiter.
    Das können Sie tun

    Fragen Sie beim Kauf von Wolle und Wollprodukten, ob die Wolle in Australien produziert wurde und von gemulesten Schafen stammt!
    Wenn Sie keine Auskunft über die Herkunft erhalten, kaufen Sie keine Merinowolle!
    Schreiben Sie Protestbriefe an den Einzelhandel, die australische Regierung und das deutsche Außenministerium!

    Nur durch gezielten Einkauf und Protest kann der Verbraucher diese Tierquälerei beenden.

    Quelle: Deutscher Tierschutzbund

  2. avatar alikatze sagt:

    Moin,

    Wolle ist prima, ja – bin selbst großer Fan und habe einige feine Artikel.
    Aber Ihr solltet drauf hinweisen, dass es große Unterschiede in der Produktion gibt. Bei angemessener Haltung der Tiere und nachhaltiger Produktion der Wolle spricht vieles dafür.
    Gute (!) Segelkleidung oder Outdoorbekleidung ist ohnehin nicht billig, so dass der Kostenanteil für nachhaltige Wolle den Kohl nicht viel fetter machen dürfte. EInige Hersteller dokumentieren auch, woher ihre Wolle kommt.

    Fröhliche Grüße

    10

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