Was dabei herauskommt, wenn sich politische Wirrköpfe maritimer Themen annehmen, kann man hier im Magazin Jungle World in einem Artikel über Piraterie nachlesen. Der Versuch der linken Wochenzeitung, schlichtes Schwerverbrechertum mit einer Prise linker Sozialromantik zu versehen, ist unübersehbar. Völlig absurd wird es gegen Ende des Artikels. Dort kann man lesen: „Wenn knapp 610 Jahre…
5 Antworten zu „Streiflicht: Röttgering zum Piratenprozess in Hamburg“
sagt:
Ich stimme dem zu. Armut wird immer irgendeine Form von Gewalt auslösen, da es in der Natur des menschen liegt nach besserem zu streben. Ich hätte allerdings einen Einwand: Die normale bevölkerung Somalias ist arm, aber sind es die so genannten Piraten auch? 90% der Bevölkerung haben nicht die Mittel (oder sie verfolgen Überlebenswichtige Interessen z. B. Nahrungsaufnahme etc.) um sich einen Granatwerfer oder eine AK47 zu besorgen. Diejenigen die jetzt vor gericht stehen hatten offensichtlich die Mittel dieses zu tun. Also kann es sich wohl kaum um eine Tat aus Armut handeln?
sagt:
Eigentlich ein sehr schönes, wenn auch ziemlich ernsthaftes Thema!
Wo prallen beim Segeln Arm und Reich unvereinbar aufeinander?
Wann muss man von dem romantisierenden Bild Abschied nehmen, mit seiner bescheidenen Luxusyacht durch ärmere Gegenden dieser Welt (die bereits im Mittelmeerzu finden sind) zuckeln zu können, ohne Neid (und oftmals auch Hass) der dortigen „Eingeborenen“ zu riskieren?
Auch wir haben uns im Mittelmeer sehr oft über die gesalzenen Preise aufgeregt. Genauso oft sind wir uns aber auch mit unserem 100.000 Euro-Spielzeug ein bisschen komisch vorgekommen, wenn nebenan der olle Fischer für ein Euro achtzig die Stunde ein paar kümmerliche Makrelen ausnimmt.
Und in Kroatien, wo die meisten meiner Liebliongs-Hafenmeister-Feinde waren, hat mir mal ein Marinamitarbeiter auf mein Klagelied geantwortet:“Glaub doch nicht, dass ihr die Einzigen seid, die in diesem Land ausgenommen werden. Ich muss nebenher noch Taxifahren und ein Stück Land bebauen, um meine Familie zu ernähren zu können! Aber du kannst ja wegsegeln, ich nicht!“
Wo ist die Begegnung zwischen Arm (einheimisch) und Reich (segelnd) noch in Ordnung? Wo wird sie zur Perversion?
Fände ich mal ein saustarkes Thema für eine ernsthafte Reportage!
Man könnte ja mal im Katechismus von Papst Bobby I. nachlesen, was der Allwissende so über den psychologischen Umgang mit fremdem Bettelvolks so lehrt… ;.)
P.S. @ Uwe: Von dir wünsche ich mir trotzdem weiterhin so herrlich pointierte, scharfzüngige Artikel!
sagt:
@ 1) der Autor belegt doch ganz gut, warum die Sozialgeschichte des Piratentums durchaus „sozialistische Züge“ aufweist. So what? Ist das nicht genau der Reiz an den meisten Piratenfilmen, dass die Underdogs sich darin nehmen, was ihnen von den Reichen und Mächtigen nicht zugestanden wird?
@ 2) Was haben der Zusammenbruch Somalias und das dortige (militärische) Wirken westlicher Staaten zur Folge? Unter anderem Armut. Es wird in dem Beitrag erwähnt, dass die Opfer der Piraterie ebenfalls arm sind, nämlich miserable bezahlte asiatische Seeleute. Nichts mit Romantisierung.
@ 3) Niemand ist gezwungen, einen teuren Hafen im Mittelmeer anzulaufen. Man wird vom Hafenmeister nicht überfallen. Was sich hier abspielt, heißt üblicherweise „Marktwirtschaft“, bei manchen auch „Kapitalismus“. Darin stimmen Preis und Leistung oft nicht.
Whatsover: Die Piraterie vor Somalia ist tatsächlich nicht „zivilisiert“, insofern kann ich der Kritik partiell zustimmen. Sie ist eher die bittere Kehrseite jener Zivilisation, die in Somalia für die große Mehrheit der Bevölkerung nichts gutes bewirkt hat.
sagt:
@Christian: Kritik ist willkommen, aber wer lesen kann ist klar im Vorteil.
1.80% des Artikels handeln von der historischen, von Europäern geprägten Piraterie. Der Autor versucht ganz klar, im Zusammenleben der Piraten damals sozialistische Elemente zu finden.
2. Die Piraterie in Somalia wird vom Autor des Artikels nicht als Armutsphänomen gesehen, sondern als Folge des Zusammenbruchs der staatlichen Ordnung.
3. Richtig ist, dass die Preisgestaltung im Mittelmeer auf dem Prinzip von Angebot und Nachfrage beruht und unter diesem Aspekt völlig in Ordnung ist. Dass Preis und Leistung oft in einem krassen Missverhältnis stehen, ist sicher ein verständlicher Grund dafür, dass sich zumindest nicht so wohlhabenden Freizeitskipper ausgenommen fühlen. Daher auch der Ausdruck „zivilisierte Piraterie“.
sagt:
„linke Sozialromantik“ kann ich in dem hier kritisierten Artikel nicht entdecken. Vielmehr beschreibt er die Piraterie vor Somalias Küste als Armutsphänomen. Das mag aber wiederum den Gedankenhorizont von wohlhabenden Freizeitskippern überschreiten, die sich im Mittelmeer ausgeraubt fühlen, weil dort das Prinzip „Angebot und Nachfrage“ konsequent umgesetzt wird…