Die Crew der Segelyacht TROTAMAR III hat die Überlebende eines vor drei Tagen gesunkenen Bootes, das in Sfax/Tunesien aufgebrochen war, gerettet. Sie hatte den mehrere Tage andauernden Sturm im zentralen Mittelmeer als wahrscheinlich Einzige der 45 Menschen an Bord überlebt.
Der Sturm in den letzten Tagen verhinderte auch das Auslaufen von zahlreichen NGO-Booten, sodass keine Hilfe vor Ort war. Das 11-jährige Mädchen aus Sierra Leone trieb drei Tage mit zwei improvisierten Rettungsringen aus luftgefüllten Reifenschläuchen und einer einfachen Rettungsweste im Wasser. Sie gab an, vor zwei Tagen noch Kontakt mit zwei anderen Personen im Wasser gehabt zu haben. Aber dieser sei abgebrochen.
Das Kind führte weder Trinkwasser noch Essen bei sich und war zwar unterkühlt, aber ansprechbar und orientiert. Nur durch Zufall hatte die Crew um 3.20 Uhr in der Frühe die Rufe in der Dunkelheit gehört und sofort ein Rettungsmanöver eingeleitet. An Bord der TROTAMAR III umsorgte die Crew das Mädchen und übergab es um 6 Uhr an den Rettungsdienst auf Lampedusa.
Skipper Matthias Wiedenlübbert:„Es war ein unglaublicher Zufall, dass wir trotz laufendem Motors die Stimme des Kindes gehört haben. Und natürlich haben wir noch nach weiteren Überlebenden gesucht. Aber nach dem tagelangen Sturm mit über 23 Knoten und 2,5 Meter hohen Wellen war das aussichtslos.“
Die TROTAMAR III ist ein deutsches Segelschiff, das seit August 2023 die Zivile Seenotrettung im Mittelmeer unterstützt. In diesen Tagen ist es südlich von Lampedusa unterwegs, um in Seenot geratene Menschen zu unterstützen. Um 24 Uhr in der Nacht hatte die Crew bereits ein seeuntaugliches Holzboot ohne Motor mit 53 Menschen gefunden, Rettungswesten verteilt und die Italienischen Behörden verständigt. In anderen Einsätzen wurden bis zu 64 Menschen direkt auf die TROTAMAR III gerettet.
Katja Tempel, vom CompassCollective kommentiert: „Selbst bei Sturm sind Menschen gezwungen, riskante Fluchtwege übers Mittelmeer zu nutzen. Wir brauchen sichere Passagen für Flüchtende und ein offenes Europa, das Menschen willkommen heißt und ihnen leichten Zugang zum Asylsystem gewährt. Ertrinken im Mittelmeer ist keine Option.“
Das 13m lange Boot mit wechselnden Crews aus Aktivisten hat damit seit dem Einsatzbeginn im August 2023 insgesamt 1653 Menschen in Seenot unterstützt und ihre Rettung durch Alarmierung der Rettungsleitstelle in Rom veranlasst. 231 Menschen wurden direkt auf die TROTAMAR III gerettet.
Die Organisation CompassCollective, die die Ketsch TROTAMAR III unterhält, stammt aus dem Wendland, der Region in Niedersachsen, die 40 Jahre lang von der Auseinandersetzung um die Atomenergie geprägt wurde. Bei CompassCollective heißt es: „Zivilgesellschaftlicher Protest konnte am Ende ein Atommüll-Endlager in Gorleben verhindern und bringt jetzt den Rückenwind, um solidarisch gegen Abschottung und das Sterben auf dem Mittelmeer anzusegeln.“
Bei der 13 Meter langen Segelyacht Trotamar III handelt es sich um eine Yacht vom Typ Wauquiez Amphitrite 43 (Baujahr 1982). Die 13 Tonnen schwere seegängige Yacht ist seit August 2023 im Einsatz auf der sogenannten Tunesienroute zwischen der zu Italien gehörenden Insel Lampedusa und dem nordafrikanischen Festland.
Sie sucht in dem Seegebiet nach Notfällen und will staatliche Übergriffe auf Geflüchtete wie zum Beispiel illegale „Pushbacks“ dokumentieren. werden. Nur in akuten Notfällen rettet CompassCollective auch selbst. An Bord des Segelbootes befinden sich 230 Rettungswesten, zwei Rettungsschläuche und Rettungsinseln, um im schlimmsten Fall Menschen über Wasser halten zu können.
Am 21. Juni 2024 fand die Crew ein Schlauchboot mit 65 Menschen innerhalb der libyschen Such und Rettungszone. Die italienischen Behörden wurden informiert. Aber in den Moment, als ein Boot der libyschen Behörden auftauchte, gerieten die Menschen in Panik und Einige sprangen ins Wasser. Die TROTAMAR III nahm schließlich alle Menschen an Bord bis sie von einem Schiff der italienischen Küstenwache übernommen und sicher nach Lampedusa gebracht wurden.
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