Segel im Internet bestellen – das kann doch nix werden? Weit gefehlt: immer mehr Skipper ordern ihr „Segelkleid“ Im Internet. Zu verblüffend günstigen Preisen
Segelkauf ist Vertrauenssache. Kunststück, denn Segel sind das „Herz“ eines jeden Bootes: Sie treiben es an, bringen es hoch an den Wind und vor demselben zum Gleiten. Sie entscheiden bei Regatten über Sieg oder Niederlage und erschließen dem Fahrtensegler neue Horizonte.
Entsprechend hoch sind die Anforderungen an moderne Segel. Sie müssen präzise zu trimmen, perfekt auf Rigg, Boot und Einsatzbereich abgestimmt sein und ihre Leistungen möglichst lange unter allen nur denkbaren Bedingungen liefern.
Bei so hohen Ansprüchen wundert es kaum, dass viele Skipper dem Kauf ihrer Segel im Internet eher skeptisch gegenüber stehen. Oft heißt es, die vom Käufer selbst vorzunehmenden Maßangaben seien zu ungenau, der Kontakt zum Segelmacher im Netz zu unpersönlich und die Produktion zu wenig transparent.
Alles wird im Internet gekauft – warum nicht auch Segel?
Doch im Laufe der letzten Jahre hat ein französischer Segelmacher diesen Argumenten buchstäblich den Wind aus den Segeln genommen. Denn Sailonet.com schreibt als Hersteller, der seine Produkte ausschließlich über das Internet vertreibt, mittlerweile eine beeindruckende Erfolgsgeschichte: Mit Segeln in hervorragender Qualität und Passgenauigkeit, die zudem deutlich preiswerter sind, als die Produkte der meisten Mitbewerber auf dem Markt.
Ganz im Stil moderner Start-Ups teilte Sailonet-Firmengründer Jean Francois Cruette sein Unternehmen gleich nach Gründung vor sechs Jahren in zwei eng miteinander vernetzte Kernbereiche auf, die jedoch räumlich nicht gerade Tür an Tür agieren.
So residiert der „Kopf des Unternehmens“ im Französischen La Rochelle an der Atlantikküste. Segel-Designer, Webmaster und Büromitarbeiter kümmern sich von dort aus um Auftragsannahme, Vertrieb, technische Betreuung der Kunden und um die optimale Funktion der anspruchsvoll aufgebauten Website.
Produziert wird in Tunesien. Wer jetzt abwinkt und Bilder von dubiosen Produktionsstätten und miserabel bezahlten, unqualifizierten Arbeitern vor Augen hat, der sei beruhigt: Die Sailonet-Segelmacher „seamtech“ zählen zu den größten weltweit, beliefern erstaunlich viele Werften in Frankreich und Europa und sind derzeit die einzigen Segelhersteller, die eine ISO 9001/2000-Zertifizierung vorweisen können.
ISO-Zertifikat und 150 Mitarbeiter
Die tunesische Segelmacherei wurde vor 15 Jahren gegründet und agiert unter französischer Leitung. Mehr als 150 Mitarbeiter, die auf 7.500 Hallen-Quadratmetern aktiv sind, produzieren mit Hilfe von drei Lectra-Schneidemaschinen (eine mit Laser ausgerüstet) und einer Maschine speziell für den Zuschnitt von Spinnakertuch, hochwertige Segel in allen Größen und Schnitten – auch große Mengen oder ausgefallene Designs in erstaunlich kurzer Zeit.
Sailonet-Gründer Francois Cruette agiert in La Rochelle wiederum mit seinem Design- und Web-Team an der Verkaufsfront. „Betreuung und Kundennähe ist auch im Internet-Geschäft mittlerweile das A & O für Kundenzufriedenheit“, weiß Cruette.
Als Dreh- und Angelpunkt fungiert hierfür die technisch aufwändig gestaltete Website sailonet.com, in der selbst kompliziert anmutende Abmessungen und Maßangaben deutlich erklärt werden; übersichtlich können Maße direkt in adäquate Segelrisse- bzw. –zeichnungen eingegeben werden.
Sind die Bestelldaten beim Design-Team in Frankreich angekommen, überprüft man dort sämtliche Angaben penibel, gleicht sie gegebenenfalls mit anderen Bestellungen ab und informiert den Kunden über etwaige Abweichungen von Erfahrungswerten.
Treten dennoch Unklarheiten auf, stehen die Sailonet-Mitarbeiter in La Rochelle den Kunden telefonisch beratend zur Seite.
„Mehr als 6.000 Yachten haben wir schon mit Segeln bestückt,“ freut sich Cruette. „Tendenz steigend!“ Von der Regattahochseeyacht bis zur Fahrtenjolle sei so ziemlich alles dabei, erklärt der Sailonet-Macher weiter.
Ob Class 40, America’s-Cup-Veteran, Pogo 6.50 oder 470er – Sailonet.com liefert Segel, die perfekt „stehen“. Und das zu einem „unschlagbar günstigen Preis“, wie Cruette immer wieder betont.
Weniger Zwischenhändler, niedriger Preis
Das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis sei vor allem durch fehlende Zwischenhändler und große Einkaufsmengen hochwertiger Tücher möglich. „Wir sind zu regelrechten Protagonisten geworden, wenn es um die Reduzierung von Produktions- und Vertriebskosten geht,“ unterstreicht der Internet-Segelmacher. „Und das, obwohl wir unsere Tücher und sonstigen Materialien bei den gleichen Fabrikanten (z.B Dimension Polyvant, Contender, Bainbridge) einkaufen, wie viele andere Segelmacher auch!“
Wie auch in allen anderen Aktivitätssektoren trage das Internet dazu bei, Verkaufs- und Produktionsprozesse zu optimieren, erläutert Cruette weiter. Kompression von Volumina und Vereinfachung von Distribution erlauben so eine Reduzierung des Endverbraucherpreises. Bei gleichbleibender Spitzenleistung am Produkt.
Erfolgreich auf den Regattabahnen
Dass der französische Internet-Segelmacher weiß, wovon er redet, beweist er seit Jahrzehnten auf den Regatttabahnen. Cruette wurde Europameister mit der Melges 24 und ISAF-Weltmeister on der Melges-32-Klasse. Einer seiner liebsten Titel war allerdings die französische Meisterschaft 2013 im „Muscadet“, dem Vorläufer des Mini 6.50, mit dem sich die Regatta-Champs in Frankreich auf höchstem Niveau messen. Es ist nicht zuletzt auch deshalb Jean Francois Cruettes liebster Sieg, weil er ihn auf den eigenen Sailonet-Segeln einfuhr.
Website sailonet.com
Das Sailonet-Team wird erstmals auf der BOOT ausstellen (Halle 11, D 02) Dort können dann die Segeltücher „haptisch“ begutachtet werden.