Die „Blauwasser Allergie“-Story Teil zwei

"Ständig geht etwas kaputt. Ich habe keine Kontrolle".

Von Michael Köhler

Fortsetzung vom ersten Teil:

Skipper und Autor Michael Köhler der ungewöhnlichen Reisegeschichte. © M. Köhler

So hangeln wir uns die englische Südküste entlang, die sehr schön ist und seglerisch auch einiges zu bieten hat. Und das Bier ist lecker (you can’t go wrong with the local brew!). Und dass die Engländer nicht kochen können, ist ein Gerücht, das wahrscheinlich die Franzosen in die Welt gesetzt haben…

Aber ständig geht was kaputt: Motorlager-Gummis ausgeleiert, dadurch lockern sich die Schrauben vom Aquadrive-Drucklager, was böse Vibrationen auslöst. Rollgenua-Leine bricht – war doch erst 2 Jahre alt ?!?

Das Klo gibt endgültig den Geist auf und wird ausgetauscht. Dabei stellen wir fest, dass der Dreiwege-Hahn (Abpumpen wahlweise ins Meer oder in den Abwassertank) falsch eingebaut war (wieder Delta-Werft) und so in jeder Stellung quasi halb und halb gepumpt wurde.

So lerne ich immer mehr vom Schiff, was gut ist. Aber wir sehen viele Werften von innen, was teuer ist. Und eines muss man denen lassen: Die verstehen was von Booten in England und sind sehr professionell!

Symbol für den Aufbruch aus Holland. Die Zeeland-Brücke öffnet sich © M. Köhler

In Falmouth warten wir mit vielen anderen Seglern auf ein Wetterfenster für den Sprung über die Biscaya. Für guten Wetter-Rat kann ich die Jungs und Mädels von Her Majesty’s Coast Guard nur empfehlen. Wir sind da hin und haben mal nach Wetter-Trends gefragt. Mit den Worten “You are sailors? Well, then come on in!” beginnt eine gute Stunde Wetterstrategie-Diskussion für die Biscaya-Überquerung.

Freitag, 21.08. ist es dann soweit: Auslaufen zum Sprung über die Biscaya. Meine erste mehr-als-eine-Nacht überfahrt. Natürlich geht wieder einiges kaputt: Einige Schrauben vom Windpilot lösen sich, weil der vibriert, weil wir die Maschine mitlaufen lassen, weil wir nur so hart genug am Wind laufen können um Kreuzen vor Ushant und im Verkehrstrennungsgebiet zu vermeiden… Ich kann sie gerade noch erwischen, bevor sie über Bord gehen – das wäre wirklich doof gewesen.

Die Reffleine vom ersten Reff ist fast durchgescheuert – ich kürze sie und ziehe einen Gummischlauch-Rest über die gefährdete Stelle. Die Dieselpumpe vom Haupt- zum Tagestank fällt aus – wir improvisieren etwas mit einer kleinen tragbaren Elektropumpe und Schlauch. Danach ist natürlich alles voller Diesel im Salon.

Ich bin wie aufgedreht und tigere ständig durch das Schiff, um zu sehen, was denn wohl als nächstes den Geist aufgibt. Am dritten Tag werde ich seekrank. War ich sonst eigentlich noch nie. (Wind WSW 3 – 4, Wellen ca. 1 – 2 m, also eigentlich alles im grünen Bereich).

Ich kann nichts essen außer Sturmkekse und Wasser oder Bier. In den Freiwachen döse ich nur, richtig Schlafen geht nicht, weil nichts still hält. Alles ist ständig in Bewegung, und ich bin konstant unter Strom. Und ich habe keinerlei Kontrolle darüber, was als nächstes passiert.

Birgitta ist völlig OK,. Sie hat sich mit dem Ozean angefreundet. Natürlich haben wir in der letzten Nacht noch Starkwind S 7 – 8, können also nicht nach La Coruna, sondern weichen nach Vivero aus, wo wir am Mittwoch, 26.08. nachmittags festmachen. Ich freue mich auf eine Nacht voll Schlaf…

Freitag der letzte Teil

Erster Teil

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

2 Kommentare zu „Die „Blauwasser Allergie“-Story Teil zwei“

  1. T.K. sagt:

    Liest sich ja ganz nett, aber bitte lasst diese Episodengeschichten sein. Das habt ihr nicht nötig. Entweder das hanze komplett oder gar nicht. Ich schaue mir auch keine Mehrteiler im TV an.

  2. Mitgefühl sagt:

    Ja, Segeln ist doch am schönsten, wenn man daheim auf dem Sofa sitzt, und ein schönes Segelbuch liest. Gerade als Eigner hat man doch nur Ärger mit dem Boot und gibt viel Geld für ein Leben auf Hartz IV Niveau aus. Tolle Freiheit.

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