Immer mehr Yachten senden neuerdings AIS-Signale aus, anstatt sie nur zu empfangen. Das hat viele Vorteile und verbessert die Sicherheit an Bord. Doch der Platz auf den beiden Frequenzen ist begrenzt. In stark befahrenen Gebieten kann es daher bereits jetzt dazu kommen, dass die empfangenen Signale mehrere Minuten alt sind oder gar nicht erst angezeigt werden. Kann AIS dann noch die Sicherheit erhöhen oder schadet es gar, da sich Skipper und Berufsschiffahrt auf die alten Positionsdaten verlassen?
So funktioniert AIS
Transceiver werden in die Klassen A und B aufgeteilt. Die AIS Sende- und Empfangsanlagen der Klasse A sind für die Berufsschifffahrt vorgesehen. Klasse B-Anlagen senden ihre Daten dabei nach einem anderen Schema und mit weniger Sendeleistung aus. AIS-Daten werden in kleinen Paketen verschickt. Da es aber nur zwei AIS Frequenzen gibt, können die Pakete nur verschickt werden, wenn keine der Frequenzen belegt ist. Ein herkömmliches Klasse B-Gerät lauscht daher immer auf den Frequenzen und sobald es einen freien Schlitz entdeckt, sendet es die AIS-Daten des Schiffes aus. Bei stark befahrenen Gebieten kann es daher passieren, dass die eigene Position womöglich mehrere Minuten überhaupt nicht ausgesendet wird. Es kann sogar so weit kommen, dass sich die Schiffe gegenseitig so blockieren, dass keine AIS-Daten übermittelt werden. Die Klasse A-Geräte der Berufsschifffahrt sind daher so aufgebaut, dass ihnen eine gewisse Priorität eingeräumt wird. So lauschen diese Geräte nicht nur, sondern reservieren sich im Voraus mit Absprache der anderen Teilnehmer bereits einen Zeitpunkt, um ihre AIS-Daten in regelmäßigen Abständen auszusenden.
Können neue Transceiver das Problem beheben?
Das Verfahren der Berufsschifffahrt wird SOTDMA (Self Organising Time Division Multiple Access) genannt. Seit 2017 wird dieses Verfahren auch von einigen Klasse B-Geräten der Sportschifffahrt verwendet, um zu gewährleisten, dass das eigene Schiff nicht übersehen werden kann.
Die Häufigkeit des Aussendens der Datenintervalle über AIS ist abhängig vom Navigationsstatus, beispielsweise der Geschwindigkeit und der Kursänderung des Schiffes. Je nach Navigationsstatus des AIS sendenden Schiffes können die Abstände der Sendeintervalle zum Beispiel am Anker drei Minuten oder bei Kursänderungen, oder hohen Geschwindigkeiten (Klasse A) zwei Sekunden betragen; diese Anpassung erfolgt automatisch.
Doch das Platzproblem auf den Frequenzen zeigt, dass wir uns nicht zu 100 Prozent auf die Technik verlassen können. Gerade in den Sommermonaten auf beliebten und stark frequentierten Revieren wie der Kieler Förde oder der Schlei kann das blinde Vertrauen auf die Technik schnell zu Kollisionen führen. Wenn wie in Kiel dann noch Fähren und große Berufsschiffe mit ins Spiel kommen, wird es richtig gefährlich. So schön AIS ist, sollten wir daher immer die angezeigten Positionen mit dem Auge oder sogar einem Peilkompass überprüfen.
Schreibe einen Kommentar