Video Fundstück: Alec Roses umjubelte Rückkehr nach Weltumseglung – Euphorie anno 1968

Very British!

Unterschiedlicher geht’s nicht: Alec Roses Rückkehr wird 1968 von Hunderttausenden bejubelt, Wilfried Erdmann wurde zwei Monate zuvor nach seiner Rückkehr kein Wort geglaubt! 

Es ist auf dieser Seite ja schon öfters die Rede gewesen von großen Menschenmengen, die Segler und ihre Boote vor und nach ihren Reisen um die Welt – egal ob einhand oder mit Crew, nonstop oder in Etappen – mit „großem Bahnhof“ verabschieden oder bei ihrer Rückkehr willkommen heißen (siehe Vendée Globe).
Das war – zumindest in Großbritannien – auch in den Anfängen der Einhand-Langfahrtsegelei nicht anders. Als Chichester nach seiner ersten Weltumseglung am Horizont auftauchte, stand eine ganze Nation „kopf“. Und als später Robin Knox-Johnston als einziger von neun Teilnehmern im Jahre 1969 die Einhand-Weltumseglung nonstop schaffte, war es sowieso um die „Weltmacht zur See“ geschehen. 

Doch zwischen Chichester und Knox-Johnston beendete noch ein weiterer britischer Langfahrtsegler eine Weltumseglung: Alec Rose schaffte es auf seiner Ketsch „Lively Lady“ ebenfalls einhand rundum. Ähnlich wie Chichester stoppte er in Australien, wo er in Melbourne seinen dorthin ausgewanderten Sohn besuchte. Und kurz darauf musste er Neuseeland wegen eines Mastschadens anlaufen.

Alec Rose kam am 4. Juli 1968 nach 354 Tagen wieder nach Southsea/Portsmouth zurück, wo der Gemüsehändler von einer wahrhaft atemberaubenden Menschenmenge empfangen wurde. Seine gesamte Reise wurde mit den damals noch sehr eingeschränkten Möglichkeiten von den Medien verfolgt. Im Laufe von Roses Reisejahr entstand so ein regelrechter Hype um den „very british“ Sailor, der (wie Chichester und später Knox-Johnston) von Königin Elisabeth zum Ritter geschlagen wurde. 

Das Video aus den Archiven von British Pathé zeigt jubelnde Menschenmengen, eine stolze Nation und feierliche Willkommenszeremonien für einen Mann, der als zweiter Brite einhand die Welt umrundete. 

Und wie war das noch nach Wilfried Erdmanns erster Einhand-Weltumseglung (in Etappen), die er am 7.Mai 1968, also zwei Monate vor Alec Rose, in Helgoland nach 421 Tagen beendete? Keiner glaubte ihm zunächst, und als er seine Reise anhand von Logbüchern und wegen teils tropischem Bewuchs auf dem Rumpf bewies… legte man sein Boot wegen unversteuerter Einfuhr an die Kette. 

5 Antworten zu „Video Fundstück: Alec Roses umjubelte Rückkehr nach Weltumseglung – Euphorie anno 1968“

  1. Wie kann man bei einer Leistung eines Alec Rose über Goldknöpfe und Jacketts diskutieren?
    Schade nur, dass Wilfried Erdmann ein solcher Empfang verwehrt blieb. Er hätte es verdient. Mit oder ohne Jackett.

  2. breizh

    sagt:

    Welche besondere Leistung steckt denn im AAR (auf diesem Niveau)? Oder meinst Du das dunkel blaue Jackett mit Goldknöpfen, welches man auf Veranstaltungen des Ausrichters trägt (altbackender geht es ja kaum noch)?

    1. Hobbysegler

      sagt:

      @breizh

      Warum schränkt es die seglerische Leistung ein, wenn mn vor dem Ablegen ein blaues Jackett auf einem feierlichen Event trägt?

      Ich segle auch gern und regelmäßig jedes Jahr in „Deinem“ Revier. Mir gefällt die Herangehensweise der Bretonen an den Segelsport ausgesprochen gut. Aber sie zeichnet sich eben auch durch eine ungeheure Vielfalt und Toleranz gegenbüber dem anderen Segler aus. Genauso empfinde ich – offenbar wie Du – manche Muster in der deutschen Segelkultur (Vereinsleben mit „Paten“-kultur, blaue Club-Sakkos) als eher befremdlich. Aber die segelerische Leistung schränkt dies meines Erachtens nicht von vornherein ein. Der Zweikampf zwischen Varuna und Malizia ist zudem recht unterhaltsam.

      1. breizh

        sagt:

        Hallo Hobbysegler
        Mir ging es gar nicht um das spannende Duell bzw. Rennen, sondern mehr um die „Überhöhung“ dieser Veranstaltung im Kommentar davor.
        Zu den blauen Jacketts mit goldenen Knöpfen. Für mich ist das der Inbegriff des althergebrachten Segelns. Nehme doch nur das Foto von dem Bericht über den NRV einige Postings vorher. Da stehen selbst die Jungen in schlecht sitzenden Sakkos auf dem Bild und verströmen den Charm von vor 50 Jahren. Jung, dynamisch, spannend, spaßig und schon lange nicht locker wirkt das nicht. Und genau das ist meiner Meinung nach auch eines der Probleme des deutschen Segelns. Nachwuchs gewinnt oder hält man so nicht für unsere tolle Sportart. Es ist genau die Ausserdarstellung, die jeder von einem Segelverein erwartet und wie sie seit gefühlt 1900 passiert. Wo ist der frische Wind? Der Aufbruch? Das Unerwartete? Im Kleinen gibt es das bestimmt aber bei den Großen?

        Und sollte ich an so einer Regatta teilnehmen oder wenn ich überhaupt segeln gehe, dann gehört das zweireihige Goldknopfsacko plus passende Hose und Schuhe bestimmt nicht dazu! Da sind mir andere Klamotten wichtiger. Alleine die Vorstellung einen Gabbart oder Lipinski vor oder nach einem Rennen in so etwas zu sehen, lässt mich mehr als grinsen.

  3. oh nass is

    sagt:

    Das ist so ähnlich wie heute, wenn die Vendee Globe Segler zurück kommen. Die französische Marine schickt Flugzeuge oder Hubschrauber, um die Schiffe zu begrüßen. Bin mal gespannt, was die deutsche Marine macht, wenn die Jungs von der AAR Cuxhaven anlaufen. Führerscheinkontrolle per RIB? Oder doch lieber negieren?

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